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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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Spiele ist die Erschaffung von Wechselbälgern. Darum hütet euch, Gottesfürchtige! Wird euch ein Kind geboren, ruft noch in nämlicher Stunde nach einem Priester. Haben die Kleinen den Segen Tjureds empfangen, so sind sie unberührbar geworden. Ist dem jedoch nicht so, dann mag es geschehen, dass ein Albenkind kommt, den Säugling zu stehlen und auszutauschen gegen einen Wechselbalg. Die Kinder ersticken sie in einem Sack, oder sie ertränken sie, denn mit Menschenkindern wissen sie nichts anzufangen. Und die zarten Seelen sind dazu verdammt, durch ewige Finsternis zu wandern, denn das Licht des Glaubens bleibt für sie unsichtbar. Und niemals werden sie ihren Frieden finden. Ihre Stimmen sind es, die der Wind herbeiträgt, wenn er sich in den Dachfirsten verfängt. Sie klagen uns an für unsere Leichtfertigkeit.
    Man mag von großen Schlachten in fernen Heidenwäldern hören. Der wirkliche Krieg jedoch wird mitten unter uns ausgetragen. Wer nicht fest im Glauben ist, der ist wie eine Burg, deren Tore nicht verschlossen wurden. Nur weil ihr sie nicht gesehen habt, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht hier sind. Sie jagen Kinder und eure Herzen. Hütet euch vor denen, die schöne Worte machen. Jede verlorene Seele feiern sie als Sieg. Sie werden euch beschenken und euch die Freuden des Himmelreichs schon zu Lebzeiten versprechen. Sie können Dinge geben, von denen ihr nicht einmal zu träumen wagtet. Kein Menschenweib kann Freuden schenken wie eine Elfenhure. Ihr werdet ihnen verfallen. Und wenn sie euch ganz fest gewonnen haben, dann werdet ihr erwachen, und es wird tausendmal schrecklicher sein als eine Nacht mit billigem Wein. Sie entreißen euch die Seele bei lebendigem Leib. Wie Sklaven werdet ihr sein, um den einmal genossenen Freuden wieder nahe zu kommen. Finstere Magie wird
jene treffen, die euch retten wollen. Blitzschlag, missgebildetes Vieh, ein Hagel aus heiterem Himmel, der die Ernte vernichtet. Das sind ihre Waffen im heimlichen Krieg. Nur ein Fragender, ein Priester, der besonders fest im Glauben ist, kann dann noch Rettung verheißen. Sie kennen alle Wege, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Sie kennen die Schliche der Anderen und wissen, wie ihre heimlichen Verbündeten aufzuspüren sind. So wie die Ritter in der Ferne kämpfen, schlagen sie ihre Schlachten mitten unter uns, und das reinigende Feuer ist ihre Waffe, wenn Seelen verloren scheinen.
    Wer ein treuer Diener Tjureds ist, der wird sie rufen, wenn ein Kind Außergewöhnliches kann, wenn ein Kaufmann zu viel Glück in seinen Geschäften hat oder ein gottesfürchtiger Mann mehr Unglück erleidet, als Tjured der Gnadenvolle einem Menschen aufbürden würde. Dies sind Zeichen, an denen wir das Werk der Anderen erkennen. Achtet darauf! Und fürchtet euch nicht, sondern seid tapfer und ruft Gottes erste Diener um Hilfe. Wo Glaube ist, da wird die Hoffnung stets den Sieg davontragen.
     
    AUS: DER HEIDENHAMMER,
KAPITEL VII, DIE FRAGENDEN, SEITE 81 ff.
ERSTAUSGABE, NIEDERGELEGT ZU SEYPER IM 934. JAHR
NACH DEM MARTYRIUM DES HEILIGEN GUILLAUME
VERFASST VON HENRI ÉPICIER

VON MUSCHELSPLITTERN, ARKEBUSENKUGELN UND KÜSSEN

    Luc legte beide Hände dicht neben die Brandwunde. Joaquino zuckte vor Schmerz, gab sich aber alle Mühe, sich möglichst wenig anmerken zu lassen. Seine Haut hatte sich in der Nacht von der Wunde gelöst. Zurück war eine handgroße, nässende Fläche aus rohem Fleisch geblieben. Er hatte unglaubliches Glück gehabt, denn er war nur gegen ein glühendes Kanonenrohr gestürzt. Er war der am leichtesten Verwundete, der unter dem großen Sonnensegel am Strand lag.
    Luc konzentrierte sich. Er wollte Joaquino helfen. Wirklich … Aber er konnte spüren, dass seine Kräfte erschöpft waren. Es trat keine Besserung ein. So sehr er sich auch bemühte. Luc konnte nicht begreifen, warum es so war. Er hatte Anne-Marie doch heilen können! Und ihr war es viel schlechter gegangen. Über ihrem Stumpf spannte sich schon jetzt eine dünne Schicht neuer Haut. Und ihr Fieber war gewichen. Es war ein Wunder, alle hatten das gesagt! Fünf Leben hatte er gerettet … Und jetzt schaffte er es nicht, eine Verbrennung zu heilen. Warum?
    Joaquino stöhnte.
    Luc wurde sich bewusst, dass er zu stark auf den Bauch gedrückt hatte. Die Wunde spannte sich. »Tut es sehr weh?«
    »Lässt sich aushalten«, stieß Joaquino gepresst hervor.
    Luc spürte, wie viel Kraft es den großen, blonden Jungen kostete, ihm etwas vorzuspielen. Sie waren Löwen, zum Mut
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