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Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03

Titel: Die Akte Rosenthal - Seelenfischer-Trilogie 03
Autoren: Hanni Münzer
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inzwischen fast eine Viertelstunde vergangen war. Wo konnten die beiden nur stecken? Langsam breitete sich ein flaues Gefühl in seinem Magen aus. Magali konnte sich doch denken, dass er sich wegen der unglückseligen Geschehnisse vor zwei Jahren in Rom schnell Sorgen machen würde.
    „Herr von Stetten“, rief eine männliche Stimme hinter ihm. Lukas fuhr herum. Eine Nachricht von Magali? Doch es war nur Herr Martin, den er vorhin in der Warteschlange getroffen hatte. In seiner Begleitung hatte er die drei angekündigten Jungen.
    „Hier sind wir. Bereit für ein Spiel?“ Herr Martin rieb sich erwartungsfroh die Hände. Der Jüngste, Max, war Mattis Schulkamerad und bester Freund. Ehrfürchtig trug er mit beiden Händen einen goldfarbenen Fußball vor sich her, als handelte es sich um den Heiligen Gral.
    „Gut, dass Sie da sind, Herr Martin. Haben Sie zufällig meine Frau und meinen Sohn gesehen?“
    „Nein. Sind sie Ihnen abhanden gekommen?“, schmunzelte dieser.
    „Sozusagen. Ich suche schon seit einer Viertelstunde nach ihnen.“
    „Toilette?“, schlug der erfahrene Vater von drei Kindern das Naheliegende vor.
    „Da komme ich gerade her“, erwiderte Lukas und blickte sich dabei weiter suchend um.
    „Vielleicht hat Ihr Kleiner Durst bekommen und die beiden sind zum Kiosk gegangen?“
    „Ich weiß nicht. Wir haben selbst noch genug Getränke übrig.“ Trotzdem klammerte sich Lukas sofort an den neuen Strohhalm. „Könnten Sie kurz hier warten, Herr Martin, falls meine Frau und Matti inzwischen auftauchen? Ich laufe schnell rüber zum Kiosk und sehe nach.“
    „Gerne“, und an die Adresse der Jungen: „Macht euch nützlich und seht euch ein bisschen um. Keine Sorge, Herr von Stetten, die tauchen bestimmt gleich wieder auf“, rief er dem jungen Vater hinterher, der bereits davongeeilt war.
    Atemlos kehrte Lukas zurück. Die Suche der Martins war ebenfalls ergebnislos verlaufen. Herr Martin erkundigte sich jetzt: „Hat Ihre Frau kein Mobiltelefon?“
    „Doch, aber wir haben unsere Telefone heute extra zuhause gelassen.“
    „Vielleicht hat sich Ihr Sohn verletzt und Ihre Frau ist mit ihm zum Wagen, um den Verbandskasten zu holen?“, mühte sich Herr Martin, weitere Parallelen zu eigenen Familienerlebnissen auszugraben.
    Lukas' Hoffnung erstickte in derselben Sekunde, wie seine Rechte in die Hosentasche fuhr und den Autoschlüssel hervorzog. Mit aller Kraft wehrte er sich gegen die aufkeimende Furcht, deren Saat bereits in seinen Gedanken aufging. Sicher gab es eine einfache Erklärung für Magalis Abwesenheit. Sie wollte ihm nur nicht einfallen.
    Denk nach, Lukas, denk nach! Vergebens, die Bestie Angst schlich sich bereits an und brachte die Erinnerung an Rom zurück. Aufgrund der damaligen Vorkommnisse und auf das Drängen seines Vaters, dem Industriellen Heinrich von Stetten, hin, hatte Lukas schließlich eingewilligt, dass sein Sohn von einem Sicherheitsbeamten täglich in die Schule gefahren und wieder abgeholt wurde. Eigentlich hatte er gehofft, dass Matti ganz normal aufwachsen könnte.
    Da seine Frau Magali nur an drei Vormittagen als Kindergärtnerin arbeitete und er als Lehrer am Nachmittag meist zuhause war, fanden sie ausreichend Zeit für ihren Sohn, der ihren absoluten Lebensmittelpunkt darstellte.
    Es war nicht so, dass Lukas von Stetten sich nicht mit seinem Vater verstand, obwohl es eine Zeit gegeben hatte, in der sich Vater und Sohn wenig zu sagen gehabt hatten. Das hatte vor allem an Lukas' Weigerung gelegen, nach dem Unfalltod seines älteren Bruders Alexander in dessen Fußstapfen zu treten und das Nürnberger Familienunternehmen zu übernehmen. Seit seiner Jugend konnte Lukas nicht akzeptieren, womit seine Familie ihr Vermögen aufgebaut hatte: Waffen. Der Hauptgeschäftszweig des Von-Stetten-Firmenimperiums, kurz vST genannt, fußte seit der Produktion der ersten Kanone für die napoleonischen Kriege in der Rüstungsindustrie und bediente seit jeher lukrative in- und ausländische Regierungsaufträge.
    Lukas von Stetten war Pazifist aus tiefer Überzeugung und lehnte Waffen jeglicher Form ab. Auch beeinflusst durch seinen Onkel, Bischof Franz von Stetten, hatte er Theologie studiert und eine Kirchenlaufbahn als Jesuitenpriester eingeschlagen. Er hatte seine Entscheidung lange Zeit nicht bereut - bis zu jener schicksalhaften Unterredung mit dem Pater General des Jesuitenordens.
    Dieser Tag, sowie der überraschende Fund des mehr als zweihundert Jahre alten Tagebuchs ihres
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