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Die Akte Daniel (German Edition)

Die Akte Daniel (German Edition)

Titel: Die Akte Daniel (German Edition)
Autoren: She Seya Rutan , Neko Hoshino
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Gehören Sie zu ihm, Mrs. Terranto?« Daniel zog die Beine an. Das hier war ihm unheimlich.
    »Nein.« Die Frau lächelte mütterlich. »Ich gehöre zu denen, die dich vor deinen Entführern gerettet haben. Wir sind die Guten, versprochen. Dir steht es frei, jederzeit zu gehen, wenn du willst – aber wir möchten dir vorher ein Angebot machen.« Sie beugte sich ein wenig vor. »Du kannst die Gedanken anderer Menschen lesen, nicht wahr?«
    Daniel riss die Augen auf. »Woher wissen Sie das?«, hauchte er. »Ich habe es niemandem gesagt. Werden Sie mich ins Irrenhaus stecken? Ich habe doch gar nichts getan!«
    »Keine Angst, mein Junge. Niemand wird dich ins Irrenhaus stecken. Du musst wissen, du bist nicht allein mit dieser Fähigkeit. Es gibt andere wie dich, obwohl deine Kraft besonders stark ausgeprägt ist. Wir, das heißt, unsere Organisation, besteht zu einem großen Teil aus Menschen mit besonderen Talenten.« Mrs. Terranto lächelte wieder.
    Daniel versuchte zu erfassen, was sie sagte. Aber irgendwie entzog sich ihm alles. Er verstand jedoch, dass ihm keine Gefahr drohte und dass er hier willkommen war, wobei er nicht wusste, wo hier überhaupt war.
    »Ich bin also nicht verrückt?«, fragte er in der Hoffnung, dass er nicht ausgelacht wurde. »Und sie werden mich auch nicht einsperren. Und ich kann wirklich wieder nach Hause?«
    »Natürlich. Aber du musst dich natürlich fragen, was du dort willst. Willst du so weitermachen wie bisher? Wir können dir helfen, deine Fähigkeit zu kontrollieren, sodass du nicht immer wieder von ihr überrannt wirst.« Mrs. Terranto stand wieder auf. »Denk in Ruhe darüber nach und erhol dich noch ein bisschen. Wenn du möchtest, kannst du hier bleiben, hier zur Schule gehen und lernen, das Beste aus dir zu machen.«
    Daniel sah sie sprachlos an. »D-danke!« Er stotterte ein wenig. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass ihm jemand eine Chance gab. Aber bisher hatte ihm auch nie jemand etwas geschenkt, sodass er vorsichtig blieb und die Hoffnung, dass ihn wirklich jemand verstand, nicht zu groß werden ließ.
    »Darf ich aufstehen?«, bat er leise, als sie ihn anlächelte und sich eigentlich zum Gehen anschickte.
    »Ja, kannst du, aber lass die Kanüle im Arm, bis der Assistenzarzt sie dir entfernt. Ich muss leider noch etwas Papierkram erledigen, aber wenn du möchtest, suche ich dir jemanden, der dich herumführt. Dann kannst du dir in Ruhe alles ansehen.«
    Daniel nickte.
    »Du musst den Arm gerade halten, damit die Nadel nicht wehtut. Sie ist fixiert. So kannst du dich vorsichtig bewegen. Und nun ruh dich noch ein wenig aus.«
    Mrs. Terranto schaute ihn freundlich an und ging dann, nicht ohne noch einmal zu versichern, dass sie jemanden schicken würde.
    Als sie gegangen war, hatte Daniel das Gefühl, dass gerade etwas sehr Wichtiges in seinem Leben begann, wobei er kaum abzuschätzen vermochte, wie wichtig es wirklich war. Aber er konnte nicht verhindern, dass seine Hoffnung in Aufregung umschlug und er geradezu neugierig war, herauszufinden, wo er sich genau befand. Daniel setzte sich auf und schlug die Decke zurück.
    Er wollte sich jetzt umsehen und nicht warten, bis sein Fremdenführer kam. Er rutschte etwas vorwärts, bis er aus dem Fenster blicken konnte.
    Der Ausblick war überwältigend. Er sah Bäume. Viele Bäume. Es war ein riesiger Park, in dem sich das Haus befand.
    Daniel war in seinem Leben nie aus seiner Heimatstadt herausgekommen, wo mehr als drei Quadratmeter Rasenfläche einen unterhörten Luxus darstellten. Hingegen war hier alles offen und luftig, und keine Abgase und Rauch aus Fabriken verschleierten den Himmel. Vorsichtig öffnete er das Fenster ganz und roch erstaunt die frische, duftende Sommerluft.
    »Das ist schön«, flüsterte er. Und hier sollte er wirklich bleiben dürfen?
    Es war ein Traum. Anders war das nicht zu erklären. Er war von diesem Mann entführt worden, der hatte ihm etwas gegeben und seitdem träumte er. Aber es war ihm egal, solange dieser Traum nur ewig anhalten würde.
    Doch die friedliche Atmosphäre wurde jäh gestört, als die Tür nach heftigem Klopfen ungeduldig aufgerissen wurde. Daniel sah sich erschrocken um und runzelte die Stirn. In der Tür stand ein Junge, vermutlich in seinem Alter. Er war klein, geradezu zierlich und in kunstvoll zerfetzte schwarze Sachen gekleidet. Die hellroten, schulterlangen Haare und das spitze Gesicht mit großen, schwarz umrandeten Augen gaben ihm insgesamt etwas
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