Die Akte Daniel (German Edition)

schließlich.
    »Oh, meines Wissens erfreut er sich bester Gesundheit. Warum rufst du ihn nicht an? Oder schreibt euch SMS oder E-Mails. Keine Ahnung, was die Jugend heutzutage so alles macht.« Doktor Fearman überlegte. Aber so viele Kommunikationsarten kannte er nicht, die er für so etwas bevorzugen würde. Briefe waren eindeutig zu langsam.
    »Ich ...« Wenn Daniel ehrlich war, wusste er nicht, was er Sunday sagen oder schreiben sollte. Dass er ihn vermisste?
    Fearman sah ihn prüfend an. »Ich hatte eigentlich gedacht, dass du frei bist. So langsam beginne ich wirklich zu zweifeln. Du bist jung und unerfahren und Gefühle sind in dieser Zeit überwältigend und machtvoll. Ich schicke dich zurück ins Internat.«
    Daniel straffte seine Gestalt. So hatte er nicht gewettet. »Entschuldigen Sie, Sir. Ich fürchte, Sie haben einen falschen Eindruck gewonnen. Sie können sich auf mich verlassen. Ich mag unerfahren sein, aber man lernt nur durch Taten.«
    Fearman widerstrebte es, dem zuzustimmen. »Du bist auf Probe«, meinte er dann aber. »Du wirst beobachtet, wie du dich machst. Mach deine Sache gut.«
    »Verstanden!«
    Daniel wusste natürlich, dass man ihm, einem Anfänger, nicht ohne Weiteres trauen würde. Er würde sich also beweisen müssen. Und das nicht nur durch Taten, sondern vor allem durch überlegte Taten.
    Aber so wie es aussah, hatte er in Doktor Fearman große Zweifel über sein Können gelegt. Ihn würde er vor allem überzeugen müssen.
    »Damit ist der Shapeshifter jetzt deiner. Er befindet sich im Moment in der Schule. Wir werden uns Ende der Woche wiedersehen.«
    Daniel nickte. Er hatte den Stundenplan bereits auswendig gelernt. »Danke, Doktor. Wir sehen uns.« Damit machte sich Daniel auf, seine Mission in Angriff zu nehmen. Fearman sah ihm nach.
     
    Von seiner Wohnung aus brauchte Daniel knapp eine Viertelstunde zur Schule. Da der Schulweg und die Schule das größte Problem waren, war diese Wohnung gewählt worden. Von einem Fenster aus konnte Daniel zudem alles bestens einsehen. Wichtig war jedoch, dass Daniel nie wirklich allein agierte.
    Es gab ein halbes Dutzend Tracker , die regelmäßig die Gegend durchstreiften und ihn auf dem Laufenden hielten. Somit gab es mindestens sechs Paar Augen, die den Shapeshifter beobachteten. Doch er, Daniel, war derjenige, der die Verantwortung trug.
    Als er an der Schule ankam, war gerade Pause. Nach kurzem Suchen erspähte Daniel seinen Schützling.
    Für einen Moment dachte Daniel noch einmal an Sunday. Doch dann verschob sich seine Wahrnehmung, und er wurde das, was er sein wollte und wofür er hart gearbeitet hatte. In Daniels Welt gab es nur jetzt noch eines: den Shapeshifter .
     
    Ende Akte Daniel

 
Über das Projekt Shapeshifter
     
    An dieser Stelle müssen wir ein Stück weiter ausholen, als es unter anderen Umständen nötig gewesen wäre, weil wir als Autorenduo zwar einer Idee folgten, aber wir andererseits ein recht undisziplinierter Haufen sind.
    Vor einiger Zeit hatte Simon Rhys Beck die Idee eines Universums, in dem ein sogenannter Formenwandler, genannt der Shapeshifter, die Hauptrolle spielt. Simon plante diese Idee in Form eines offenen Schreibprojekts und gab dazu einige Ideen zur Anregung mit. Die Hauptrolle nahm ein gewisser Adrian ein, der von seinem Protector Daniel begleitet und beschützt wird. Doktor Fearman eröffnet Adrian seine wahre Bestimmung und ist auch sonst eine recht geheimnisvolle Figur.
     
    Wir, das heißt Neko und Seya, begannen mit einigen anderen Künstlern uns für das Projekt zu faszinieren und erschufen anhand der Vorgaben erste Anfänge. Wir stellten dabei jedoch auch fest, dass es gar nicht so einfach ist, den Vorgaben zu entsprechen, es zudem erhebliche »Lücken« gab, die geradezu nach eigenen Ideen schrien, was von Simon sicherlich auch vorgesehen war. Eine dieser »Lücken« war zum Beispiel die Figur Daniel, der Beschützer und eigentlich angedachte, enge Freund des Shapeshifters.
    Wie es meist jedoch der Fall ist, entwickeln sich Charaktere anders, die Ideen nehmen Gestalt an und man inspiriert sich insbesondere beim gemeinsamen Schreiben gegenseitig.
    Auf diese Weise erfuhren wir, wer Daniel ist und was ihn antreibt. Aber wir erfuhren auch, dass es mit »Adrian«, dem Formenwandler nicht so ohne Weiteres funktionieren kann. Das schon jetzt vorweggenommene Ergebnis ist, dass dieser Roman und die Fortsetzung nicht im Kanon von Simons Ideen steht. Aber er steht in der Idee einer Welt, wo es ein