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Die Ajima-Verschwörung

Die Ajima-Verschwörung

Titel: Die Ajima-Verschwörung
Autoren: Clive Cussler
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enge Kurve und umkreist mit seiner Zero die getroffene B-29. Er beobachtete den schwarzen Rauch und die orangenen Flammen, die wie ein Buschfeuer zum Himmel emporzüngelten. Er sah, wie das amerikanische Flugzeug in einer Säule schäumenden Wassers im Meer aufschlug.
    Er flog weitere Kreise, hielt nach Überlebenden Ausschau, konnte jedoch nur ein paar treibende Trümmer entdecken.
    Voller Hochstimmung über seinen ersten Abschuß, der auch sein letzter sein sollte, umflog Okinaga die Rauchsäule noch einmal, bevor er wieder Kurs auf Japan und seinen Horst nahm.
    Während Dennings’ zerschossenes Flugzeug mitsamt seiner toten Besatzung zweitausend Fuß unter der Wasseroberfläche auf dem Meeresboden aufsetzte, machte sich eine B-29 in einer späteren Zeitzone, sechshundert Meilen südöstlich, für ihren Bombenangriff bereit. Die
Enola Gay
, mit Colonel Paul Tibbets am Steuer, war über der japanischen Stadt Hiroshima angekommen.
    Die beiden Flugzeugkommandanten wußten nichts voneinander. Beide Männer waren der Meinung gewesen, ihr Flugzeug und ihre Mannschaft habe die erste Atombombe an Bord, die in diesem Krieg abgeworfen werden würde.
    Dennings’ Demons
hatte ihr Rendezvous mit dem Schicksal verpaßt. Die Stille auf dem Meeresboden war so tief wie das Schweigen, das sich über dem Geschehen ausbreitete. Der heroische Versuch Dennings’ und seiner Mannschaft wurde in den Kellern der Bürokratie vergraben und fiel der Vergessenheit anheim.

ERSTER TEIL
    BIG JOHN
1
    3. Oktober 1993 Westpazifik
    Der schlimmste Teil des Taifuns war vorüber. Das wütende Toben des Meeres war abgeklungen, doch die Wellen stiegen noch immer am Bug hoch, überfluteten grün und bleigrau die Decks und hinterließen ein schaumiges Chaos. Die dichten, schwarzen Wolken brachen auf, und der Wind flaute zu dreißig Knoten schnellen Böen ab. Im Südwesten brachen die ersten Sonnenstrahlen durch und zauberten blaue Kreise auf die anrollenden Wogen.
    Captain Arne Korvold stand trotz des Windes und der Gischt auf der offenen Brücke des Passagier-Fracht-Liners der Norwegischen Rindal Linie und richtete sein Fernglas auf ein riesiges Schiff, das bewegungslos in der von Schaumkronen übersäten See lag. Es war groß, und so wie es aussah, handelte es sich um einen japanischen Autotransporter. Seine Aufbauten erstreckten sich vom elegant geschwungenen Bug bis zum scharf abgeschnittenen Heck, das wie eine rechteckige, flache Schachtel wirkte. Abgesehen von der Brücke und den Mannschaftsquartieren auf dem Oberdeck waren am Rumpf des Schiffes weder Bullaugen noch Fenster zu entdecken.
    Das Schiff schien eine Zehn-Grad-Schlagseite zu haben, legte aber bis zu zwanzig Grad über, wenn die Wogen gegen seine ungeschützte Backbordseite anliefen. Das einzige Lebenszeichen war eine Rauchfahne, die aus seinem Schornstein stieg. Mit grimmiger Miene stellte Korvold fest, daß die Rettungsboote zu Wasser gelassen worden waren, auf der unruhigen See jedoch weit und breit nicht das Geringste von ihnen zu entdecken war. Er richtete das Glas wieder auf das Schiff und entzifferte den englisch geschriebenen Namen unter den japanischen Schriftzügen am Bug.
    Es handelte sich um die
Divine Star
.
    Korvold trat wieder in die Behaglichkeit des Brückenhauses zurück und steckte den Kopf durch die Tür des Funkraums.
    »Noch immer keine Antwort?«
    Der Funker schüttelte den Kopf. »Nichts. Kein Pieps, seit wir das Schiff gesichtet haben. Die müssen das Funkgerät abgeschaltet haben. Kaum zu glauben, daß sie das Schiff verlassen haben, ohne einen einzigen Notruf abzugeben.«
    Schweigend sah Korvold durch die Scheiben der Brücke zu dem japanischen Frachter hinüber, der weniger als einen Kilometer von seiner Steuerbordseite entfernt dahintrieb. Er war gebürtiger Norweger, ein kleiner, vornehmer Mann, der immer ruhig und gelassen wirkte. Seine eisblauen Augen blinzelten nur selten, und um seine Lippen unter dem gestutzten Bart schien stets ein leichtes Lächeln zu spielen. Seit sechsundzwanzig Jahren fuhr er zur See, den größten Teil davon auf Kreuzfahrtschiffen. Er hatte ein warmes, freundliches Wesen und wurde von seiner Mannschaft respektiert und von den Passagieren bewundert.
    Jetzt zupfte er an seinem kurzen, ergrauenden Bart und fluchte leise vor sich hin. Der Tropensturm hatte unerwartet nach Norden, auf seinen Kurs, umgeschwungen und dafür gesorgt, daß er mit seiner Fahrt vom Hafen Pusan in Korea nach San Francisco beinahe zwei Tage hinter dem Zeitplan
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