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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar
Autoren: Isabel Allende
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Glasscherben, Papierschnipseln, Stofffetzen und Spielzeugteilen. Völlig ausgepumpt rollte er sich inmitten des Tohuwabohus wie eine Raupe zusammen, presste den Kopf gegen die Knie und weinte, bis er einschlief.
    ~
    Stunden später wurde Alexander Cold von den Stimmen seiner Schwestern geweckt und brauchte einige Zeit, bis ihm wieder einfiel, was geschehen war. Er wollte die Lampe anknipsen, aber sie war hinüber. Er tastete auf die Tür zu, stolperte und schimpfte laut: Er hatte in eine Glasscherbe gegriffen. Er stieß an den Schreibtisch, richtig, den hatte er vor die Tür geschoben, und jetzt musste er ihn mit seinem ganzen Gewicht zur Seite stemmen, um sie aufzubekommen. Die Lampe im Flur beleuchtete das Schlachtfeld, in das sich sein Zimmer verwandelt hatte, und die verdutzten Gesichter seiner beiden Schwestern im Türrahmen.
    »Räumst du dein Zimmer um, Alex?« Das kam von Andrea, und Nicole musste sich beide Hände auf den Mund pressen, sonst hätte sie laut losgeprustet.
    Alex knallte ihnen die Tür vor der Nase zu, setzte sich zum Nachdenken auf den Boden und drückte die rechte Hand auf den Schnitt an seinem linken Handballen. Am besten würde er einfach hier hocken bleiben, bis er verblutet war, jedenfalls könnte er sich so davor drücken, seinen Eltern noch einmal zu begegnen, aber wirklich verlockend war das auch nicht: Vielleicht sollte er die Wunde auswaschen, ehe sie sich entzündete. Außerdem tat es langsam ziemlich weh, es musste ein tiefer Schnitt sein, was, wenn er Wundstarrkrampf bekam … Mit unsicheren Schritten verließ er das Zimmer, tastend, weil er kaum etwas sehen konnte; seine Brille hatte er in dem Durcheinander verloren, und seine Augen waren vom Weinen verquollen. Er ging in die Küche, wo der Restder Familie zusammensaß, sogar seine Mutter, die sich ein Baumwolltuch um den Kopf gebunden hatte, mit dem sie aussah wie eine Flüchtlingsfrau.
    »Es tut mir leid …«, stammelte Alex, den Blick auf den Fußboden geheftet.
    Seine Mutter unterdrückte einen Schrei, als sie sein blutverschmiertes T-Shirt sah, aber auf einen Wink seines Vaters hin nahm sie Andrea und Nicole beim Arm und führte sie wortlos hinaus. Sein Vater kam zu ihm, um seine verletzte Hand zu verarzten.
    »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, Papa …«, sagte Alex leise und traute sich noch immer nicht aufzublicken.
    »Ich habe auch Angst, mein Junge.«
    »Wird Mama sterben?« Alex schluckte.
    »Ich weiß es nicht, Alexander. Komm, halt die Hand unter kaltes Wasser.«
    Sein Vater wusch ihm das Blut ab, untersuchte den Schnitt und entschied, eine örtliche Betäubung zu spritzen, damit er die Splitter, die noch in der Wunde steckten, entfernen und den Schnitt mit ein paar Stichen nähen konnte. Alex, dem sonst immer schlecht wurde, wenn er Blut sah, ertrug die Behandlung diesmal, ohne mit der Wimper zu zucken, und war bloß froh, dass er einen Arzt in der Familie hatte. Sein Vater desinfizierte die Wunde mit Salbe und verband sie.
    »Die Haare wären Mama sowieso ausgefallen, oder?«, fragte Alex.
    »Ja, wegen der Chemotherapie. Besser, man schneidet sie alle auf einmal ab, als mit ansehen zu müssen, wie sie büschelweise ausgehen. Das ist das wenigste, mein Junge, sie wachsen nach. Setz dich, wir müssen miteinander reden.«
    »Papa … Ich gehe jobben, ich ersetze alles, was ich kaputtgemacht habe.«
    »Schon gut, ich nehme an, du musstest mal Luft ablassen. Reden wir nicht mehr darüber, es gibt wichtigere Dinge, die ich mit dir besprechen möchte. Ich muss Lisa für eine lange und schwierige Behandlung in ein Krankenhaus nach Texas bringen. Das ist der einzige Ort, wo sie diese Therapie machen können.«
    »Und dadurch wird sie wieder gesund?« Alex hatte einen Kloß im Hals.
    »Das hoffe ich, Alexander. Ich bleibe natürlich bei ihr. Wir müssen dieses Haus für eine Weile verlassen.«
    »Und was wird aus uns?«
    »Andrea und Nicole ziehen zu Oma Carla. Du gehst zu meiner Mutter.«
    »Zu Kate? Ich will nicht zu ihr, Papa! Warum kann ich nicht mit zu Oma Carla? Die kann wenigstens kochen …«
    »Drei Kinder sind zu viel für meine Schwiegermutter.«
    »Ich bin fünfzehn, Papa, langsam bin ich ja wohl alt genug, dass du mich vorher nach meiner Meinung fragst. Du kannst mich doch nicht einfach zu Kate schicken wie ein Päckchen, Briefmarke drauf und weg damit. Das machst du dauernd so, du entscheidest, und ich darf ja und amen dazu sagen. Ich bin doch kein Kind mehr!« Alex redete sich in Fahrt.
    »Manchmal
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