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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm
Autoren: Frans Bengtsson
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über ihn und konnte sehen, daß es ein rothaariger Jüngling mit einer Stupsnase und bleicher Haut war; er betastete die Stelle, die der Hammer der Axt getroffen hatte und fand den Schädel unversehrt.
    »Ich nehme beides mit, das Schaf und das Kalb«, sagte Krok. »Er mag an Stelle dessen rudern, den er erschlagen hat!«
    Damit hob er ihn auf, trug ihn an Bord und legte ihn unter eine Ruderbank; und mit allem an Bord, außer den zweien, die man tot zurückließ, liefen die Schiffe aus, gerade in dem Augenblick, da eine große Schar der Verfolger zum Strande herabkam. Es hatte angefangen zu tagen, und einige Speere wurden den Schiffen nachgeschleudert, doch richteten sie keinen Schaden an. Das Schiffsvolk legte sich kräftig in die Ruder und war froh, frische Speise an Bord zu haben. Man war schon ein gutes Stück vom Ufer entfernt, als man unter den Gestalten am Strande eine Frau in langem blauen Hemd gewahrte. Mit fliegendem Haar stürzte sie bis an den Rand der Steinplatten vor und streckte rufend die Arme nach den Schiffen aus. Ihr Ruf erreichte die Schiffe über das Wasser hin nur als ein dünner Ton, und noch lange, als man schon nichts mehr hören konnte, stand sie da.
    Auf solche Weise kam Orm, Tostes Sohn, der mit der Zeit als Röde Orm, Orm Rothaar, bekannt werden sollte, auf seine erste Reise.
     

Wie sie südwärts segelten und wie ein guter Wegweiser gefunden wurde
    Kroks Mannen waren hungrig, als sie zur Wetterinsel kamen, denn sie hatten den ganzen Weg rudern müssen; sie legten an und gingen an Land, um Brennholz zu sammeln und sich eine gute Mahlzeit zu bereiten. Es gab dort nur einige alte Fischer, die dank ihrer Armut vor Plünderung sicher waren. Als sie die Schafe zerlegten, lobten die Männer ihr Fett und die gute Frühlingsweide, die es auf Kullen offenbar gebe; sie steckten die Fleischstücke auf ihre Speere und hielten sie ans Feuer; und sie schmatzten mit den Lippen, als das Fett zu zischen anfing, denn es war lange her, seit ihnen ein so guter Geruch in die Nase gestiegen war. Viele erzählten einander, wie es das letztemal zugegangen sei, als es so gute Bissen für sie gegeben habe, und alle waren sich einig, daß die Fahrt gen Westen sich gut anlasse. Darauf machten sie sich ans Essen, so daß die Bärte troffen.
    Orm war nun wieder bei Bewußtsein, aber es war nicht weit mit ihm her, und er konnte sich kaum auf den Füßen halten, als er mit den anderen an Land ging. Er setzte sich nieder, hielt den Kopf zwischen den Händen und antwortete nicht, wenn er angeredet wurde. Doch nach einer Weile, als er gespuckt und Wasser getrunken hatte, wurde ihm besser; und als es anfing, nach Braten zu riechen, hob er den Kopf wie jemand, der gerade erwacht, und betrachtete die Männer, die um ihn saßen. Sein nächster Nachbar grinste ihm freundlich zu, schnitt ein wenig von seinem Fleischstück ab und reichte es ihm hin.
    »Nimm und iß«, sagte er. »Einen besseren Braten hast du noch nie zu schmecken bekommen.«
    »Das weiß ich«, sagte Orm. »Ich bin es ja selbst, der ihn gestiftet hat.« Er nahm das Stück Fleisch und hielt es zwischen zwei Fingern, doch ohne davon zu essen; scharf von Mann zu Mann blickend sah er sich im Kreise um und sagte dann: »Wo ist der, den ich niederschlug?«
    »Er ist tot«, antwortete sein Nachbar, »aber niemand hier hat Rache für ihn zu üben, und du sollst nun an seiner Stelle rudern. Sein Ruder ist dem meinen zunächst, und daher wird es das beste sein, wenn du und ich Freunde werden. Ich heiße Toke; und wie heißt du?« Orm nannte seinen Namen und fragte dann: »War es ein angesehener Mann, den ich erschlug?«
    »Er war, wie du wohl gemerkt hast, ein wenig langsam«, sagte Toke, »und so waffentüchtig wie ich war er nicht; aber das hieße zu viel verlangen, denn ich gehöre zu den besten hier. Aber er war stark und zuverlässig und wohl angesehen und hieß Ale, und sein Vater sät zwölf Tonnen Roggen. Er hatte schon zwei Seefahrten mitgemacht; und ruderst du ebensogut wie er, so ruderst du nicht schlecht.« Als Orm das hörte, schien ihm besser zumute zu werden, und er begann zu essen. Doch nach einer Weile fragte er: »Wer war es, der mich zu Boden schlug?«
    Krok saß ein Stück entfernt und hörte seine Frage. Er lachte und hob seine Axt, kaute fertig und sagte: »Die hier war es, die dich geküßt hat; denn hätte sie gebissen, so hättest du nicht gefragt.« Aus großen Augen, in die kein Blinken kam, blickte Orm zu Krok hinüber; dann seufzte er und
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