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Die Abaddon-Mission (German Edition)

Die Abaddon-Mission (German Edition)

Titel: Die Abaddon-Mission (German Edition)
Autoren: Frank W. Haubold
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etwas, das anderen widerfährt, nicht ihm. Tod bedeutet »Nichtsein« und liegt jenseits seines Vo r stellungsvermögens. Manchmal beneidet er jene, die an ein Danach glauben können . Es muß schön sein, Hoffnung zu haben. Doch Fabian hat keine Hof f nung, nur Angst. Angst vor den Isolierlagern, Angst vor dem Tod. Er weiß, daß die Meldungen über ein Abklingen der Seuche falsch sind. Die staubblinden Fenster der leerstehenden Wohnungen sprechen ihre eigene Sprache...
    Die Kälte kriecht von den Füßen her aufwärts, er muß die Muskeln anspannen, um das Zittern seiner Beine unter Kontrolle zu bringen. Das Dröhnen se i nes Herzschlags wird lauter, mischt sich in das Stampfen der Pumpe.
    Warum machen sie nicht weiter?
    Mit Hilfe der Spiegeloptik kann Fabian zwar das Fenster zum Schaltraum sehen, doch die Gesichter hinter der Scheibe sind nur in Umrissen zu erke n nen.
    Seine linke Hand ist mittlerweile völlig gefühllos, die Bewegung der Finger kann die Kälte nicht ve r treiben. Fabian starrt auf seine Bauchdecke, die im Rhythmus seines Herzschlages pulsiert. Oder ist es der Rhythmus der Pumpe? »So, welcome to the m a chine...«
    Als die Kälte seinen Magen erreicht, beginnt der Preßlufthammer wieder zu dröhnen. Fabian nimmt es beinahe mit Erleichterung zur Kenntnis.
    Alles Routine, oder?
    Das Dröhnen der Maschine erscheint ihm nicht mehr so laut wie beim ersten Mal, oder seine Ohren haben sich mittlerweile daran gewöhnt.
    Lange kann es ohnehin nicht mehr dauern.
    Das Kribbeln in der Magengegend wird plötzlich heftiger und verstärkt sich zu einem dumpfen Schwindelgefühl, das innerhalb von Sekundenbruc h teilen seinen Körper überschwemmt. Saure Mage n flüssigkeit bahnt sich ihren Weg speiseröhrenau f wärts in seine Kehle.
    Das Kontrastmittel! Fabian gerät in Panik und b e tätigt den Notfalltaster.
    Als sich die Tür zum Schaltraum öffnet, läßt das Schwindelgefühl schlagartig nach, der Druck auf seinen Magen wird schwächer.
    »Müssen Sie sich übergeben?« erkundigt sich die Assistentin.
    Fabian verneint beschämt.
    »Es dauert nicht mehr lange«, sagt die junge Frau verständnisvoll lächelnd und verläßt den Raum.
    Wenig später verstummen die Preßlufthämmer. Doch die beiden Zwerge haben sich noch einiges mitzute i len: bing – bing – bing... bong – bong – bong...
    Fabian starrt in Richtung Schaltraum und ve r sucht, das Zittern in seinen Beinen zu unterdrücken. Es g e lingt nur, solange er die Muskeln anspannt. Die Zwerge haben ihr polterndes Zwiegespräch beendet, einzig die Heliumpumpe stampft unermüdlich we i ter: »What did you dream? It’s allright, we told you what to dream...«
    Fabian weiß, daß die Maschine recht hat. Seine Träume gehören ihm längst nicht mehr. Er fürchtet sich vor ihnen, sehnt das Erwachen herbei. Oder den Schlaf. Doch die Bilder haben sich in sein Bewuß t sein eingebrannt, lassen ihn nicht mehr los. Man hä t te die scheußlichen Aufnahmen aus den Lagern nie ausstrahlen dürfen.
    Lieber Gott , bittet Fabian, laß es nicht so enden...
    Endlich öffnet sich die Tür.
    Fabian sucht den Blick der Assistentin und reg i striert erleichtert, daß sie ihm nicht ausweicht.
    Ohne Befund.
    Fabian weiß es, noch bevor er die Frage formuli e ren kann.
    Ärgerlich summend gibt die Maschine ihre Beute frei. Die Assistentin klappt den Hannibal-Lecter-Käfig zur Seite und hilft ihm beim Aufstehen.
    Fabian erkundigt sich nun doch nach dem Erge b nis der Untersuchung. Er möchte hören, daß seine Äng s te unbegründet waren. Die Antwort entspricht seinen Erwartungen. Nur seine Knie scheinen die erfreul i che Botschaft nicht mitbekommen zu haben. Sie zi t tern noch immer.
    Er ist froh, daß er sich nach ein paar Metern wi e der setzen darf.
    Der Radiologe kommt aus dem Computerraum und erklärt Fabian, was dieser längst weiß. »Ohne Befund« bedeutet, daß mit seinem Gehirn alles in Ordnung ist – keinerlei Anzeichen für eine Infekt i on.
    Glück gehabt. Allmählich läßt das Zittern in se i nen Gliedmaßen nach, und Fabian spürt, wie das Blut in seine erstarrten Finger zurückkehrt.
    Der Arzt zwinkert ihm zum Abschied aufmu n ternd zu und verschwindet wieder in seinem Zi m mer, in dem die Monitore flimmern.
    Fabian zwinkert zurück. Den Weg in die Umkle i dekabine kann er schon allein zurücklegen, auch wenn sein Gang noch ein wenig unsicher ist.
    Das Telefon klingelt. Die Assistentin nimmt ab, bleibt einsilbig: »Ja?... natürlich... geht in Ordnung...
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