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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Dekadenz und Geheimnissen, die nur dafür lebte, ihr Reich und dessen Unabhängigkeit zu sichern. Dann wieder war sie eine gebildete, kluge Frau, dienacheinander zwei Herrscher Roms betörte und ihre Geschicke selbstbewusst mitbestimmte, aber auch die machtgierige, verschwendungssüchtige Intrigantin aus der Fremde, die sich in die inneren Angelegenheiten römischer Politik einmischte und auf den Machtkampf zwischen Antonius und Octavian Einfluss nahm. Sie war ebenso die blutjunge ägyptische Thronfolgerin, die nicht nur die Machtfehden am Hof lebend überstand, sondern 22 Jahre lang regierte, ihr Reich vergrößerte und zu letzter Blüte führte. Kleopatra konnte man ebenso als die ehrgeizige Mutter betrachten, die ihrem Sohn den Weg an die Spitze Roms ebnen wollte, wie als stolze Politikerin, die sich der Demütigung, von Octavian im Triumphzug durch Rom bloßgestellt zu werden, durch den Freitod entzog. Sie war als Königin aus der Dynastie der Ptolemäer die letzte Herrscherin des traditionsreichen, 3000 Jahre alten Pharaonenreiches, das nach ihrem Tod als römische Provinz endete. Sie war eine willensstarke Ägypterin, die in der römischen Umbruchzeit von Republik zu Kaiserreich ihren Einfluss in die Waagschale legte und die internationale Politik mitbestimmte.
    All diese Aspekte sind in das Bild von Kleopatra eingeflossen. Hinzu kam ihre ungemein wirkungsvolle und bis heute »medienwirksame« Selbstdarstellung. Der Mythos der außergewöhnlichen Schönheit Kleopatras ist eine über Jahrhunderte gewonnene Essenz, gefiltert durch eine gehörige Portion männlicher Perspektive. Und, ob einseitig oder umfassend beurteilt, diese Richter haben als Grund für ihre historische Bedeutung eine Eigenschaft ausgemacht: unwiderstehliche Schönheit. Vor allem die römische Geschichtsschreibung war bemüht, eher ihre weiblichen und negativen Eigenschaften zu betonen, anstatt ihr Format als Königin und Politikerin herauszuarbeiten. Bei genauerer Betrachtung der Urteile über Kleopatra wird der jeweilige Blickwinkel deutlich. Sowohl für die römischen wie auch die christlichenAutoren war Kleopatra nicht zuletzt deshalb suspekt, weil sie eine unabhängige Frau war und keine folgsame Gattin, wie es sich geziemte.
    Im Mittelalter legte sich das Interesse an Ägyptens letzter Königin, bis nach jahrhundertelanger Pause im 14. Jahrhundert die Renaissance die Kleopatra-Tradition wieder aufnahm. Boccaccio beschrieb die Königin zwar als schön, aber ebenso als gierige, grausame und laszive Frau. Seither und nach seinem Vorbild setzten sich unzählige, abermals überwiegend männliche Schriftsteller und Maler, Opernkomponisten und Theaterautoren mit dem Leben der letzten ägyptischen Königin auseinander. Bis heute oft gespielt und gelesen ist darunter Shakespeares Antonius und Kleopatra über eine tragische Liebe. Und als schließlich der Film erfunden wurde, schien dieser Stoff wie gemacht für die bewegten Bilder. Mehr als ein Dutzend Mal wurde Kleopatras Leben auf die Leinwand gebracht, und die schönsten Frauen der Filmgeschichte verkörperten sie – allen voran 1963 Elizabeth Taylor.
    So wird bis heute der Mythos der schönsten aller Frauen befeuert, dem trotz aller Hartnäckigkeit die gesicherte Grundlage fehlt. Der französische Kulturminister und Schriftsteller André Malraux ging sogar einmal so weit, Kleopatra als »Königin ohne Gesicht« zu bezeichnen.
    Auch mit der Nase der Kleopatra, die bei Asterix besonders häufig vorkommt, könnte es eine ganz andere Bewandtnis haben. Im 17. Jahrhundert prägte der Mathematiker Pascal das berühmte Bonmot, die Welt sähe anders aus, wenn Kleopatras Nase kürzer gewesen wäre. Die Überlieferung, derzufolge die ägyptische Königin eine besonders ausgeprägte Nase besaß, geht auf Münzabbildungen zurück. Die zeichnen sich allerdings nicht gerade durch ausgewogene Proportionen in ihren Darstellungen aus. Eine absichtlich betonte Nase kann auch symbolisch gemeintgewesen sein: als Ausdruck einer besonders starken Persönlichkeit. Und die hatte Kleopatra ganz offensichtlich, insofern lag Pascal nicht wirklich falsch. Ob schön oder nicht, ob mit auffälliger Nase oder nicht – Kleopatra war klug, gebildet und willensstark. Eine außergewöhnliche, faszinierende Frau, die sich ihren Platz in der Geschichte verdient hat.

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