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Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Titel: Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik
Autoren: Linda Sue Park
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Familienangelegenheiten zu tun haben zu wollen.«
    Amy wusste sofort, welche Familienangelegenheiten er meinte: Die Jagd nach den Zeichen.
    Der Mann verschränkte die Finger und betrachtete seine Hände. »Als Kinder waren Grace und ich uns sehr nah. Sie war die Einzige, mit der ich im Laufe der Jahre Kontakt hielt – zu meinen, nicht zu ihren Bedingungen. Ich schrieb ihr hin und wieder, rief an, besuchte sie etwa einmal im Jahr, aber nur kurz. Erst als sie krank wurde, blieb ich längere Zeit bei ihr.«
    Er schüttelte den Kopf und seine ohnehin leise Stimme wurde zu einem Flüstern. »Von allen schlechten Entscheidungen, die ich im Leben getroffen habe, bereue ich am meisten, dass ich nicht mehr Zeit mit ihr verbracht habe.«
    Amy spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte. Wie würde es wohl sein, wenn Dan aus ihrem Leben verschwände?
    Falls Fiske Cahill nicht die Wahrheit sagte, war er ein verdammt guter Schauspieler. Aber wahrscheinlich hatte er beabsichtigt, dass sie genau das dachte, was sie eben gedacht hatte. Sie musste auf der Hut sein …
    »Ich hoffe, das ist eine ausreichende Erklärung dafür, dass ihr nie von mir gehört habt«, schloss er nun seine Geschichte, »denn es gibt keine andere. Grace hat mich in den letzten Tagen vor ihrem Tod gebeten, mich an der Zeichenjagd zu beteiligen. Ich konnte ihr das nicht abschlagen.«
    »Das reicht nicht«, widersprach Dan. »Sie haben uns immer noch keinen echten Beweis dafür geliefert, dass Sie Grace’ Bruder sind.«
    Fiske Cahill saß einen Moment schweigend da. Dann hob er das Kinn, blinzelte mit den Augen und sagte mit nasaler, schriller Stimme: »Jeder, der bei diesem verrückten Spiel mitmacht, ist nicht ganz bei Trost! Ich jedenfalls nehme das Geld!«
    Amy war beeindruckt. Er hatte soeben eine perfekte Parodie von Tante Beatrice abgeliefert!
    Tante Beatrice hatte bei Grace’ Testamentseröffnung etwas ganz Ähnliches von sich gegeben. Er hatte sie täuschend echt nachgeahmt. Das konnte nur jemand, der sie kannte – sehr gut kannte.
    »Waren Sie dabei?«, flüsterte Amy.
    »Ja. Versteckt in einem angrenzenden Zimmer. Die Stimme meiner ältesten Schwester kann sehr unangenehm sein, wie ihr sicherlich wisst.«
    Amy sah zu Dan. Er nickte und zuckte zugleich die Achseln.
    Sie schüttelte den Kopf. »Es könnte trotzdem ein Trick sein«, blieb sie standhaft. »Er hat sie vielleicht beobachtet, verfolgt und gefilmt oder so. Und dann hat er geübt, sie nachzuahmen. Oder er steckt sogar mit ihr unter einer Decke!«
    »Mit Beatrice? «, erwiderte Fiske Cahill.
    »Mit Tante Beatrice? «, fragte auch Dan.
    Sie hatten nicht nur gleichzeitig reagiert, sondern auch dasselbe ungläubige Gesicht dazu gemacht. Amy war sich auf einmal sicher. Sie hatte schon so oft gehört, dass sie andere sehr an Grace erinnerte. Miss Alice war die Ähnlichkeit sogar aufgefallen, obwohl sie Grace jahrelang nicht gesehen hatte. Und jetzt erkannte Amy genau diese Ähnlichkeit zwischen Dan und dem Mann in Grau.
    Sie mussten einfach verwandt sein.

Zweiundzwanzigstes Kapitel

    »Ich muss euch so viel erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll«, freute sich Fiske Cahill. »Ich werde es trotzdem versuchen. Ihr wisst ja schon, dass ihr Madrigals seid.«
    »Ja, und wir wissen auch, dass das nichts Gutes bedeutet«, ergänzte Dan.
    »Nicht unbedingt«, erwiderte Fiske. »Das hängt vom Standpunkt ab.«
    »Na prima«, spottete Dan. »Jetzt ist alles schon viel klarer.«
    Einen Sekundenbruchteil dachte Amy, Fiske würde lächeln. Aber dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen und er wirkte sehr ernst.
    »Gideon und Olivia Cahill hatten vier Kinder«, begann Fiske. Dann machte er eine Pause. Dan und Amy sahen einander an. Offenbar war das hier eine Art Quiz.
    »Katherine, Luke, Thomas und Jane«, zählte Amy auf.
    Fiske nickte zustimmend. »Gideon opferte sein Vermögen und sein Leben, um ein Heilmittel gegen die Pest zu finden. Das Serum, das er schließlich entwickelte, schützte auch wirklich vor der Pest, hatte aber auch unerwartete Nebenwirkungen. Gideon wusste damals noch nichts davon, aber bei den Menschen, die das Serum einnahmen, veränderte es die DNA und verhalf ihnen zu ungewohnten Fähigkeiten. Gideon gab schließlich jedem seiner Kinder einen Teil der Herstellungsformel. Bald darauf kam er bei einem Feuer ums Leben, das sein Labor zerstörte. Seine Kinder verdächtigten einander der Sabotage und so zerbrach die Familie am Ende. Die Kinder gingen fort und
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