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Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik

Titel: Die 39 Zeichen 09 - Ruf der Karibik
Autoren: Linda Sue Park
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beschrieben?«, fragte sie. »Wenn er wie die anderen Stücke in die Schatulle passen soll, müsste es doch eine richtige und eine falsche Seite geben. So ist es aber nicht. Beide Seiten sind gleich.«
    Dan und Amy beugten sich über den Streifen in Nellies Hand. Amy stockte plötzlich der Atem. Sie griff nochmals in ihren Rucksack und holte ihr Notizbuch hervor.
    »Ich hab schon mal darüber nachgedacht und dann hab ich es aber wieder vergessen«, erklärte sie. »Seht mal.«
    Sie zeigte den beiden die Seite:
    EKTOMALUJA
    EK – Ekaterina
    TOMA – Tomas
    LU – Lucian
    JA – Janus
    »Ich hab mich gewundert, warum die Tomas vier Buchstaben bekommen und alle anderen nur zwei«, erläuterte sie den anderen ihre Überlegungen. » T-O-M-A steht nämlich gar nicht für Tomas.« Sie kritzelte etwas nieder, dann zeigte sie den beiden nochmals die Seite.
    EK – Ekaterina
    TO – Tomas
    MA – MADRIGAL
    LU – Lucian
    JA – Janus
    »Genial!«, rief Dan.
    Nellie schloss konzentriert die Augen. »Was hat er gleich noch mal gesagt, bevor er ging? Ihr braucht uns, um erfolgreich zu sein. Die Madrigals.«
    »Die vier Familienzweige, ein Symbol auf jeder Seite der Schatulle«, überlegte Amy. »Und die Madrigals stehen in der Mitte des Codeworts … Madrigals in der Mitte …«
    Dan hob die Brauen. Er sah zu Nellie. »Was hast du vorhin gesagt? Irgendetwas von – ich erinnere mich nicht –«
    »Über den Mann in Schwarz? Ich meine Grau?«
    »Nein. Davor.«
    Nellie dachte kurz nach. »Ach, jetzt weiß ich. Ich hab mich gefragt, warum die Buchstaben auf beiden Seiten sind.«
    Dan stand regungslos vor ihr. Sie konnte fast hören, wie angestrengt sein Gehirn arbeitete.
    »Die Buchstaben sind hochgeprägt«, fasste er zusammen, »und zwar auf beiden Seiten. Sie müssen also irgendwo hineinpassen. Gib mal her.«
    Nellie sah zu, wie Dan den Streifen zu einem Kreis bog, indem er die Enden zusammenlegte.
    »Seht ihr?«, sagte er. »So könnte es funktionieren, hochkant, nicht flach, und wenn man den Streifen dann an der richtigen Stelle einsteckt …«
    Die drei stießen beinahe mit den Köpfen zusammen, als sie sich erneut über die Schatulle beugten.
    »Es muss oben sein«, plapperte Amy aufgeregt. »Nicht an einer der Seiten. Oben ist die Mitte.«
    Dan entdeckte ihn schließlich: einen schmalen Schlitz, eingelassen in die Verzierungen des Deckels. Dieser war geformt wie ein Oval, in das der Streifen passen würde.
    Das tat er aber nicht.
    Der Streifen passte nur beinahe hinein, aber nicht ganz. Egal wie sie das Stück Papier in den Spalt steckten, es glitt einfach nicht hinein.
    Nellie stieß einen frustrierten Seufzer aus. Sie nahm ihr Handy hervor, um nach der Uhrzeit zu sehen.
    »Es ist zwei nach eins«, drängte sie. »Er kommt jeden Augenblick zurück.«
    »Da war noch was«, fiel Amy plötzlich ein. »Er hat noch was anderes gesagt, bevor er ging. Außer dass wir die Madrigals brauchen.«
    »Er hat gesagt« – Dan kniff konzentriert die Augen zusammen – »er hat gesagt, wir sollten daran denken, dass alle Seiten im Grunde eins sind.«
    »Alle Seiten sind eins«, flüsterte Amy. »Alle Seiten sind eins …«
    Einen Moment lang herrschte absolute Stille.
    Dann lächelte Amy. Nellie fand, es war ein strahlendes Lächeln – ein besseres Wort gab es dafür nicht.
    »Möbiusband«, sagte sie schließlich.
    »Was für ein Ding?«, fragte Dan.
    »Ein Möbiusband. Eine geometrische Form, die keine Rückseite hat.«
    Sie nahm den Goldstreifen, drehte ihn zuerst an einem Ende um 180 Grad und legte dann die beiden Enden zusammen. Jetzt bildete der Streifen ein verdrehtes Oval.
    »Hier«, verkündete sie. »Wenn ich jetzt mit einem Bleistift ansetzen würde, um eine Mittellinie über das Band zu ziehen, würde ich einmal ganz rumkommen, bis zum Anfangspunkt. Und die Linie wäre auf beiden Seiten zu sehen, ohne dass ich meinen Bleistift auch nur einmal absetzen müsste. Das beweist, dass das Möbiusband wirklich nur eine Seite hat.«
    »Kapier ich nicht«, sagte Nellie.
    »Ich zeig’s dir später noch mal«, versprach Amy. »Mit einem Papierstreifen geht es besser.«
    »Vergiss es!«, drängte Dan. »Versuch einfach, ob es jetzt passt!«
    »Schon gut, schon gut«, beschwichtigte Amy.
    Nellie spürte, dass Amy es nun gar nicht mehr eilig hatte. Sie wirkte vollkommen ruhig und absolut sicher.
    Sie hielt den zu einem Möbiusband gedrehten Goldstreifen über den Schlitz. Sie versuchte es einmal, zweimal, dreimal.
    Beim vierten Versuch
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