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Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt

Titel: Die 39 Zeichen 06 - Gefahr am Ende der Welt
Autoren: Jude Watson
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Schutt ab. Dan rannte sogar in den Wald, um dort zu suchen. Sie mussten etwas finden, um Irina zu retten.
    Irina stand auf dem Dach und beobachtete sie. Das Dach war jetzt so heiß, dass sie kaum mehr darauf stehen konnte. Die Rauchschwaden wallten nach oben und lösten sich dann auf. Sie hatte das Gefühl, als sei sie ganz weit weg. Wie hoffnungsvoll die drei doch waren. Sie wussten noch nicht, dass es zu spät war.
    Die eine Hälfte des Dachs fiel mit einem Funkenregen in sich zusammen. Das Feuer wütete und fraß die Holzbalken auf. Irina bewegte sich Zentimeter für Zentimeter zur Seite.
    Ihr blieben nur noch wenige Sekunden. Das war in Ordnung. Sie hatte sie gerettet. Sie hatte ihren geliebten Jungen gerettet.
    Nein, nicht Nikolai. Dan. Dan und Amy.

    Sie kämpfte darum, bei klarem Verstand zu bleiben. Der Rauch brannte in Augen und Kehle. Es war anstrengend, sich auf den Beinen zu halten, aber sie würde stehen bleiben.
    Bei ihrem Tod würde sie einen besseren Menschen abgeben, als sie es im Leben war. Für eine Ex-KGB-Spionin oder gar für eine Cahill war das nicht allzu schlecht.
    Sieh mal, sie suchen immer noch nach einer Stange, wollen mich retten. Wie schön, das zu sehen. Armer Alistair, er hat mich nie gemocht, aber in jener Nacht in Seoul, da haben wir für kurze Zeit unsere Feindschaft ruhen lassen und zusammen eine Schüssel Bimbimbap gegessen. Eine Schüssel, zwei Löffel. Jedes Mal wenn ich versehentlich gegen seinen Löffel gestoßen bin, hat er mir vorgeworfen, ich wolle mit ihm flirten. Er hat mich richtig zum Lachen gebracht …
    Eine plötzliche Panik überfiel sie. War sie wirklich bereit, das Leben loszulassen? Es gab eine Art von Leben, die nicht die ihre war – sie hatte sie schon flüchtig kennengelernt. Mit Nikolai und … einigen anderen. Wie schmerzhaft es war, loszulassen! Sie musste ihren größten Traum aufgeben.
    Ich hoffe, sie wissen, dass es mir das wert war, dachte sie mit einem Blick auf die Cahill-Kinder. Denkt dran, was ich euch gesagt habe, Kinder. Fürchtet sie. Es liegt jetzt alles in euren Händen.
    Das Dach gab mit einem gewaltigen Krachen nach und brach in sich zusammen. Irina schrie auf und blickte nach oben. Ihr letzter Blick galt allein dem Sternenhimmel.

Sechsundzwanzigstes Kapitel
    Am nächsten Morgen saßen Amy und Dan am Strand und blickten starr hinaus auf das ruhige Meer. Sie hatten die längste Nacht ihres Lebens hinter sich. Völlig unfähig zu schlafen, hatten sie nur dagesessen und auf das Morgengrauen gewartet. Nun starrten sie mit blutunterlaufenen Augen zum Horizont. Ihre einst weißen T-Shirts waren grau von Ruß und Asche, und die Kehlen fühlten sich noch immer trocken und kratzig an, trotz des vielen Wassers, das sie getrunken hatten.
    Sie wussten, dass Nellie bald mit dem Boot da sein würde. Sie mussten unbedingt hier verschwinden, bevor die Behörden eintrafen. Alistair hatte sie angewiesen, am Strand zu bleiben. Er wollte nicht, dass sie sahen, was vom Haus übrig war. Sie wollten nicht darüber nachdenken.
    Alistair hatte sich zurückgezogen, und sie wussten, dass er allein sein wollte. Irina war zwar seine Feindin gewesen, aber er hatte sie schon sehr lange gekannt. Vielleicht wollte er in Ruhe um sie trauern.
    Irina war auch ihre Feindin gewesen. Aber letzte Nacht hatte sie ihnen das Leben gerettet.
    Amy berührte den Jadedrachen an ihrer Halskette. Warum? Wie kam es, dass diese Frau, die für sie die Verkörperung des Bösen darstellte, die innere Güte besaß, ihr Leben für sie zu opfern?

    Letzte Nacht hatte jemand das Gedicht gestohlen. So viel wusste Alistair. Er war aufgewacht, hatte Rauch gerochen und sofort nach dem Zettel gesucht. Ihnen allen war klar, dass es Isabel gewesen war. Alistair hatte draußen auf dem Wasser einen Motor gehört, aber nichts erkennen können.
    Am Morgen hatten sie dann das Boot gefunden, das Irina benutzt haben musste, ein kleines Fischerboot, das sie sich wahrscheinlich für ein kleines Entgelt im Hafen geliehen hatte.
    Die Fakten waren ihnen bekannt, die meisten jedenfalls. Was sie nicht ergründen konnten, waren ihre Gefühle.
    Sicher wusste Amy nur, dass es an der Zeit war, Dan alles zu erzählen. Sie musste es ihm jetzt sagen, bevor Nellie eintraf. Sie konnte nicht noch einen Tag wie den gestrigen ertragen. Sie wurde mit allem fertig, aber nicht ohne Dan.
    Sie war im Unrecht gewesen, er im Recht. Dan hatte in der letzten Nacht solche Angst gehabt und trotzdem nie die Nerven verloren. So war es die
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