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Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Titel: Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)
Autoren: Lutz von Rosenberg Lipinsky
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sind es Wesen von anderen Sternen, die unsere Spielzeit auf diesem Planeten für beendet erklären. Darüber hinaus gibt es eine zunehmende Anzahl von Menschen, die die menschliche Zivilisation an sich verachten und davon ausgehen, dass wir uns eines Tages selbst mit unseren eigenen Erfindungen vernichten bzw. an den Folgen unserer Lebensweise krepieren werden und damit die Erde vom Parasiten »Mensch« befreien. Hier handelt es sich zumeist nicht um eine Welt-, sondern um eine Menschheitsuntergangsvision. Der Planet Erde dagegen wird angeblich aufatmen, wenn wir verschwunden sind.
    Belege gibt es für all das nicht, ebenso wenig Erfahrungen – es wäre schließlich für uns alle das erste Mal. Aber Argumente braucht es für diese Form der Furcht auch nicht: Um Angst vor dem Weltuntergang zu empfinden, reicht ein mysteriöser Todesfall am anderen Ende der Welt. Allerdings sind Naturkatastrophen und ihre Konsequenzen als Auslöser massenhafter Panik besonders hoch im Kurs. Außerdem können solche Weltuntergangsängste auch entstehen angesichts von Krieg, Terror und Gewalt, die Eskalations- oder Vernichtungsszenarien aufs vortrefflichste zu begründen vermögen. Insbesondere die Atomkraft mit ihrer friedlichen wie militärischen Nutzung hat der Angst vor dem Weltuntergang eine neue Dimension verliehen. Das war auch nötig.
    Denn im Laufe der Zivilisationsgeschichte nahm die Zahl relevanter körperlicher Gefahren für den Menschen leider deutlich ab. Dinosaurier beispielsweise treten schon länger nicht mehr öffentlich in Erscheinung, abgesehen von den Tourneen der »Rolling Stones«, welche mit Gebiss und Suspensorium allerdings auch keine wirkliche Bedrohung mehr sind. Daher hat unsere Kultur die erfreuliche Tendenz entwickelt, sich andere Objekte zu suchen, die als kollektive Gefahr empfunden werden können.
    Insbesondere die Nachkriegsgenerationen haben große Routine entwickelt in der Entwicklung und Verarbeitung von Weltuntergängen. Wir haben etliche solcher Krisen überlebt: Vietnam, Tschernobyl, Contergan, Watergate, drei Klimakatastrophen, acht Tsunamis, siebzehn Ölpesten, Aids, SS 20 und Pershing II, Irakkrieg I und Irakkrieg II, Highlander 3 und Hartz IV, den 11. September und sogar den 3. Oktober.
    Wir haben gelernt, in Angst zu leben. Wir hatten mindestens zwei Atomkriege samt nuklearem Winter, das Waldsterben und den Überwachungsstaat. Die Älteren erinnern sich an die Volkszählung im Jahr 1987 – ein Land in Panik: George Orwell, Big Brother is watching you. Allerdings lassen dieselben Leute, die damals dagegen waren, heute bei Facebook freiwillig die Hosen runter, manche sogar in sehr bildlichem Sinne.
    Wir haben periodisch wiederkehrende Angst vor dem Bau von Autobahnen, Landebahnen – und neuerdings auch von Bahnhöfen. Stuttgart 21 ist nur ein blöder Tunnel unter einer hässlichen Stadt! Die man am besten komplett unter die Erde brächte. Aber wir geraten in Panik.
    Für uns ist permanent Weltuntergang: Handys verursachen Krebs, Onanieren macht blind, abends warmes Essen macht dick, Chicken Nuggets sind nicht aus Huhn, die Teletubbies machen dumm, kurz: die Welt geht unter.
    Im Zeitalter der Massenmedien verbreiten sich schlechte Nachrichten zudem wie früher nur Lauffeuer. Daher hat die Schreckhaftigkeit der gesamten Gesellschaft zugenommen. So werden ganze Kontinente hingerissen von Ängsten vor Infektionen, Überschwemmungen oder anderem Unheil. Die Details wie »Einzelfall«, »Sicherheitsvorkehrung« oder »Unfall« werden als Lüge wahrgenommen und dienen angeblich nur der Beschwichtigung der beunruhigten Öffentlichkeit.
    Zum Konservieren der Angst sollte man Informationen ignorieren, die beruhigen könnten, indem sie zumindest statistische Antworten geben auf Fragen wie z.B. »Kann ein solcher Tsunami auch im Hunsrück auftreten?« oder »Kenne ich einen afrikanischen Wildhüter, bei dem ich mich anstecken könnte?«
    Wir empfehlen daher, seriöse Printmedien zu meiden und sich auf die weitgehend recherchefrei arbeitenden, hochgetakteten Online-Medien oder die knapp zweiseitige Boulevardpresse zu konzentrieren. Nur deren dauerhafter Gefahrenpegel vermag das Hochgefühl kommender und gehender Bedrohung zu stabilisieren.

ANGST VOR DEM ALLERSCHLIMMSTEN, FURCHTBARSTEN, DAS MAN SICH NUR VORSTELLEN KANN
    (Panophantahorrophobie)
    Ängste hervorrufen können auch Menschen, die Angst haben. Denn die geraten womöglich völlig außer Kontrolle.
    Nie werde ich den Tag vergessen, an dem ich es
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