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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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war eine große runde Wunde zu sehen, jetzt allerdings von Blut gereinigt. »Zwei Kugeln«, erklärte Claire. »Praktisch eine direkt auf die andere, blitzschnell abgefeuert. Mir ist klar, weshalb der Polizeiarzt das nicht gesehen hat. Sie sind fast durch ein einziges Einschussloch eingedrungen.«
    Wie grauenvoll. Mir wurde beinahe schlecht.
    »Die erste Kugel ist durch das Schulterblatt ausgetreten.« Claire drehte behutsam den kleinen Leichnam auf die Seite. »Die zweite ist vom vierten Brustwirbel abgeprallt und hat sich in ihr Rückenmark gebohrt.«
    Claire nahm eine Petri-Schale von einem Tisch und entnahm mit der Pinzette ein flaches rundes Bleistück, ungefähr so groß wie ein Vierteldollars. »Zwei Schüsse, Linds… der erste durchbohrte die rechte Herzkammer. Das reichte bereits. Wahrscheinlich war sie schon tot, als der zweite sie traf.«
    Zwei Schüsse…
die Chancen, dass beide Querschläger waren, standen eins zu einer Million. Ich rief mir den Tatort ins Gedächtnis zurück, wo Tasha vermutlich gestanden hatte, als sie die Kirche verlassen hatte, und die Schusslinie des Mörders im Gebüsch.
Ein
Querschläger war möglich, aber
zwei

    »Haben die Leute von Charlie Clapper in der Kirche Spuren von Kugeln oberhalb der Kleinen gefunden?«, fragte Claire.
    »Das weiß ich nicht.« Bei allen Mordermittlungen wurden die Einschusslöcher mit den entsprechenden Kugeln genauestens verglichen. »Ich werde es überprüfen.«
    »Aus welchem Material war die Kirche gebaut? Holz oder Stein?«
    »Holz.« Jetzt kapierte ich, worauf sie hinauswollte. Nie und nimmer würde eine Kugel aus einem M-16 von Holz abprallen.
    Claire schob die Brille nach oben über die Stirn. Sie hatte ein fröhliches liebenswertes Gesicht, aber wenn sie sich einer Sache sicher war, so wie jetzt, strahlte es eine Überzeugung aus, die keinen Zweifel zuließ. »Lindsay, der Eintrittswinkel ist bei beiden Schüssen eindeutig von vorn und sauber. Ein Querschläger müsste eine ganz andere Schussbahn gehabt haben.«
    »Ich habe mir ganz genau angesehen, wo der Schütze gewesen ist, Claire. Um diese Treffer zu landen, musste er ein verdammt guter Scharfschütze sein.«
    »Du hast doch gesagt, dass die Einschüsse auf der Seite der Kirche irregulär waren.«
    »Aber nach einem klaren Muster: Von rechts nach links. Und, Claire, außer Tasha wurde niemand verletzt. Fast hundert Schüsse,
aber nur sie wurde getroffen

    »Du bist davon ausgegangen, dass es sich um einen tragischen Unfall handelt, richtig?« Claire zog die Plastikhandschuhe aus und schleuderte sie in den dafür bereitstehenden Abfallbehälter. »Also, das war kein Unfall. Die beiden Kugeln sind nirgendwo abgeprallt. Sie wurden zielgenau abgefeuert. Tasha war sofort tot. Würdest du die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass dein Täter genau das getroffen hat, worauf er zielte?«
    Ich rief mir nochmals den Tatort ins Gedächtnis. »Er hätte nur einen Sekundenbruchteil gehabt, um zu schießen, sie war höchstens einen halben Meter von der Kirchenwand entfernt.«
    Claire seufzte. »Dann hat entweder Gott gestern diesem armen kleinen Mädchen nicht zugelächelt, oder du musst nach einem Superscharfschützen suchen.«
    Die schockierende Möglichkeit, dass Tasha Catchings womöglich doch kein zufälliges Opfer sein könnte, machte mir auf dem Weg zurück ins Büro schwer zu schaffen. Dort wartete bereits eine Meute Detectives auf mich. Lorraine Stafford teilte mir mit, dass für die Suche nach dem Fluchtfahrzeug ein positives Ergebnis vorläge: ein 94er Dodge Caravan, der vor drei Tagen unten auf der Halbinsel in Mountain View als gestohlen gemeldet worden war. Ich sagte ihr, sie solle überprüfen, ob die Beschreibung passte.
    Dann griff ich mir Jacobi und sagte ihm, er solle sein Bagel einpacken und mit mir kommen.
    »Und wohin geht’s?«, fragte er stöhnend.
    »Über die Bucht, rüber nach Oakland.«
    »Mercer sucht Sie immer noch«, rief Karen, als wir auf den Korridor gingen. »Was soll ich ihm sagen?«
    »Dass ich in einem Mordfall ermittle«, brüllte ich zurück.
    Zwanzig Minuten später hatten wir die Bay Bridge hinter uns gelassen, die triste Skyline von Oaklands Innenstadt gesehen und fuhren nun vor das Polizeiverwaltungsgebäude an der Seventh Street. Oaklands Polizeihauptquartier war ein niedriger Bau aus Glas und Beton, im unpersönlichen Stil der frühen Sechzigerjahre. Das Morddezernat lag im ersten Stock, ein düsteres Büro, nicht größer als unseres und ebenso
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