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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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will?«
    »Damit du lernst, nie einem Bullen zu trauen, Schwachkopf.« Michelle lachte und warf mir ein verschwörerisches Lächeln zu.
    Seit einem Monat verbrachte ich einen oder zwei Abende pro Woche im Jugendzentrum. Nach der grauenvollen Mordserie an Brautpaaren im Sommer war ich völlig zusammengebrochen. Ich nahm einen Monat Urlaub vom Morddezernat, lief zur Marina hinunter oder blickte aus der Sicherheit meiner Wohnung auf dem Potrero Hill hinaus auf die Bucht.
    Nichts half. Kein Psychologe, auch nicht die Unterstützung meiner Freundinnen, Claire, Cindy und Jill. Auch nicht, dass ich wieder anfing zu arbeiten. Ich hatte hilflos mit ansehen müssen, wie aus dem Menschen, den ich liebte, langsam das Leben entwich. Immer noch fühlte ich mich für den Tod meines Partners verantwortlich. Nichts schien diese entsetzliche Leere füllen zu können.
    Und dann bin ich hier gelandet – hier in der Hope Street.
    Und die guten Neuigkeiten waren, dass mir das half.
    Ich spähte über meine Karten hinweg zu Angela, einem Neuankömmling, die auf dem Metallstuhl am anderen Ende des Zimmers saß und ihre drei Monate alte Tochter wiegte. Das arme Mädchen, ungefähr sechzehn Jahre alt, hatte den ganzen Abend noch nicht viel gesagt. Ich nahm mir vor, mit Angela zu reden, ehe ich ging.
    Die Tür öffnete sich, und Dee Collins, eine der Leiterinnen, kam herein. Eine Afroamerikanerin in konservativem grauem Kostüm folgte ihr. Die strengen Züge verrieten auf Anhieb, dass sie vom Jugendamt kam.
    »Angela, deine Sozialarbeiterin ist da.« Dee kniete sich neben sie.
    »Ich bin nicht blind«, sagte die Halbwüchsige.
    »Wir müssen jetzt das Baby abholen«, erklärte die Sozialarbeiterin so hastig, als würde sie ihren Zug verpassen, wenn sie diese Aufgabe nicht schnell erledigte.
    »Nein!« Angela drückte den Säugling an sich. »Ihr könnt mich hier in diesem Loch einsperren oder mich in den Knast nach Claymore zurückschicken, aber ihr nehmt mir nicht mein Baby weg.«
    »Bitte, Schätzchen, nur für ein paar Tage«, versicherte ihr Dee Collins beschwichtigend.
    Der Teenager legte schützend die Arme um das Baby, das offenbar spürte, dass etwas nicht stimmte, und anfing zu weinen.
    »Mach keine Szene, Angela«, warnte die Sozialarbeiterin. »Du weißt, wie es abläuft.«
    Sie ging auf Angela zu. Diese sprang vom Stuhl auf. Mit einem Arm presste sie das Baby an sich, in der rechten Hand hielt sie ein Glas Saft, aus dem sie getrunken hatte.
    Mit blitzschneller Bewegung schlug sie das Glas gegen den Tisch, sodass es zersprang und sie nur den unteren Teil mit dem gezackten scharfen Rand hielt.
    »Angela.« Ich stand auf. »Leg das Glas hin. Niemand wird dir dein Baby wegnehmen, wenn du es nicht willst.«
    »Dieses Miststück will mein Leben ruinieren.« Sie blickte wütend um sich. »Erst lässt sie mich noch drei Tage nach meiner Entlassung in Claymore sitzen, dann kann ich endlich nach Hause zu meiner Mom gehen. Und jetzt will sie mir meine Tochter wegnehmen.«
    Ich nickte und schaute ihr fest in die Augen. »Als Erstes musst du jetzt das Glas weglegen«, sagte ich. »Das verstehst du doch, Angela, richtig?«
    Die Sozialarbeiterin trat einen Schritt vor, aber ich schob sie zurück und ging langsam zu Angela. Ich nahm ihr das Glas weg und dann behutsam auch das Baby.
    »Sie ist alles, was ich habe«, flüsterte das Mädchen und brach in Schluchzen aus.
    »Ich weiß.« Ich nickte. »Deshalb musst du ein paar Dinge in deinem Leben ändern, damit du sie zurückbekommst.«
    Dee Collins wickelte ein Tuch um die blutende Hand des jungen Mädchens, dann nahm sie sie in die Arme. Die Sozialarbeiterin bemühte sich vergeblich, den weinenden Säugling zu beruhigen.
    Ich ging zu ihr. »Das Baby wird hier in der Nachbarschaft untergebracht, mit täglichem Besuchsrecht. Übrigens habe ich hier nichts gesehen, was so erwähnenswert wäre, um in die Akte aufgenommen zu werden. Sie etwa?« Sie warf mir einen empörten Blick zu und drehte sich um.
    Plötzlich meldete sich mein Piepser. Dreimal durchbohrte der hässlich quäkender Ton die angespannte Atmosphäre. Ich holte den Piepser heraus und las die Nummer. Jacobi, mein Expartner bei der Mordkommission. Was wollte der denn?
    Ich entschuldigte mich und ging ins Büro der Heimleitung. Ich erreichte ihn in seinem Auto.
    »Es ist etwas ziemlich Schlimmes geschehen, Lindsay«, verkündete er bedrückt. »Ich dachte, dass du Bescheid wissen solltest.«
    Er berichtete mir von der schrecklichen
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