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Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse
Autoren: Ruth Moschner
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Geschichte ist, dass wir trotz des ganzen Aufwandes unseren Zoo verloren haben!«
    »Aber du hast doch jetzt eine Stelle bei Dr. Nachtnebel. So hat die Sache doch auch etwas Gutes!« Carla schaut mich aufmunternd an.
    »Ja, natürlich, das ist wirklich toll … vielleicht ist es auch einfach nur … ich habe so lange im Zoo gearbeitet, die Menschen und die Tiere sind mir so sehr ans Herz gewachsen. Ich weiß doch gar nicht, was jetzt mit ihnen passiert«, druckse ich herum.
    »Tja, das kann mir in meinem Job nicht passieren. Wir sind immer froh, wenn wir die Verbrecher nach der Entlassung nie wiedersehen«, schmunzelt Carla. Dann sieht sie, dass ich wirklich betroffen bin, und fährt fort: »Lass den Kopf nicht hängen. Die werden deine Tierchen schon nicht umbringen. Meine Liebe, ich hau mich nochmal aufs Ohr … ich bin so was von kaputt! Wir sprechen später nochmal.«
     
    Vielleicht hat Carla recht. Ich bin ziemlich undankbar für das, was da gerade passiert. Meine Mutter hat vorhin fast geheult am Telefon, als ich ihr von den Neuigkeiten erzählt habe. Je mehr ich mich jedoch dem Zoogelände nähere, desto trauriger werde ich. Denn im Gegensatz zu meiner Zukunft ist die Zukunft von Eric, Kassandra, Lucinda und den anderen keineswegs gesichert. Der Zoo wird an die Chinesen verkauft, und wer weiß schon, was die mit unseren Tieren anstellen? Schließlich haben die im Reich der Mitte ziemlich exotische Essgewohnheiten.
    Ich entschließe mich, noch eine letzte Runde durch den Tierpark zu machen, bevor ich meine persönlichen Sachen aus der Garderobe hole. Jeder Schritt fällt mir schwer, und ich habe Tränen in den Augen, als ich bei den Tapiren ankomme. Rocco trabt mir fröhlich entgegen. Er weiß noch nicht, dass sich sein Leben in den nächsten Tagen komplett verändern wird. Ich schniefe durch die Nase und krame nach einem Taschentuch. Der kleine Tapir stupst mich mit seinem Rüssel vorsichtig an und knabbert an meiner linken Wade.
    »Rocco, nicht!« Ich muss lachen, obwohl mir bereits ein paar Tränchen die Wangen hinunterkullern. Gut, dass Tiere nicht wissen, was Weinen ist. Viele Arten spüren aber, wenn mit einem etwas nicht stimmt. Ich kraule Roccos Borsten. Kassandra schubbert sich schüchtern an einem Pfosten und grunzt leise vor sich hin. Dann läuft sie zu Rocco und mir und fordert ihre Streicheleinheit ein.
    »Ihr Süßen, ich werde euch wirklich vermissen. Ich hoffe, ihr habt es gut, wo auch immer ihr landen werdet!«, sage ich wehmütig zu den beiden. Sie blicken mir kurz nach, dann widmen sie sich wieder ihrem Salat.
    Da ich sowieso schon verheult bin, entschließe ich mich, die schwierigste Aufgabe auch gleich hinter mich zu bringen. Doch Eric ist nicht allein. Ich schnäuze mir hastig die Nase und versuche, die Heulspuren, so gut es eben geht, aus meinem Gesicht zu entfernen.
    »Braver Junge!«, höre ich eine Männerstimme sagen. Als ich den Stall betrete, sehe ich, dass Andreas bei der Giraffe ist. Zu seiner Sicherheit steht er vor der Absperrung, alles andere wäre doch etwas zu riskant. Dennoch bin ich überrascht.
    »Was machst du denn hier?«, frage ich neugierig und vergesse für einen Augenblick, weshalb ich bei Erics Revier bin.
    »Ich mache Hausbesuche«, antwortet Andreas. Als sei es das Normalste auf der Welt, fährt er fort: »Ich nutze schon von Anfang an meine Position schamlos aus und gehe gerne mal zu meinen Tieren. Einige wissen meine Gesellschaft sogar zu schätzen!«
    Ich kämpfe erneut mit den Tränen.
    »Ja, schade, dass wir sie nicht retten konnten!«, presse ich gerade noch so heraus. »Konntest du denn schon herausbekommen, wohin genau die Tiere gebracht werden sollen? Kommen alle in einen Zoo? Vielleicht könnte man den ein oder anderen ja mal dort besuchen«, schlage ich zaghaft vor. Da fängt Andreas an zu grinsen.
    »Wieso grinst du denn so?« Ich werde langsam sauer. So eine Gefühllosigkeit!
    »Komm mal mit!« Andreas streckt mir seine Hand entgegen, und ich greife wie hypnotisiert danach.
    Er zieht mich aus dem Stall hinaus und läuft mit mir, immer noch Hand in Hand, zurück zum Verwaltungsgebäude.
    »Was sollen wir denn hier?«, frage ich. »Ich will noch nicht packen, sondern mich in aller Ruhe von allen verabschieden!«
    »Dafür wirst du keine Zeit haben!«, sagt Andreas, der immer noch das gleiche unverschämte Grinsen im Gesicht trägt. Wir betreten gemeinsam sein Büro.
    »Du hast ja auch noch nicht angefangen, deine Sachen zu packen!«, sage ich
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