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Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse
Autoren: Ruth Moschner
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müssen, was jetzt gleich kommt. In meiner gesamten Laufbahn habe ich so viel Einsatz für eine gute Sache noch nicht erlebt. Gerade deshalb fällt es mir so ungeheuer schwer, euch leider keine gute Nachricht übermitteln zu können.«
    Andreas macht eine kurze Pause, schaut zu mir, dann wieder in die Runde, bevor er weiterspricht.
    »Sicher habt ihr mitbekommen, dass, Rosi sei Dank, René Heuler alias Weiner geschnappt werden konnte.« Er atmet erneut tief durch, bevor er fortfährt. Es verbreitet sich eine gewisse Unruhe im Raum.
    »Herr Heuler ist mitsamt der ganzen Kohle zwar wiederaufgetaucht, aber das reicht leider nicht.«
    »Aba wiesö, was isn jetze?!«, ruft Erika verwundert aus. »Ist denn jetze nie alles wieda güt?«
    »Ich habe mit den Eigentümern gesprochen. Sie sind ebenfalls sehr beeindruckt von unserem Einsatz.« Andreas setzt sich zu uns an den Konferenztisch.
    »Und was bedeutet das jetzt für uns?«, frage ich, obwohl ich die Antwort eigentlich schon erahne.
    »Das bedeutet leider nicht«, antwortet Andreas mit trauriger Stimme, »dass es den Willbert-Zoo weiter geben wird. Trotz des Heuler-Geldes und der Patenschaften fehlt uns noch immer eine erhebliche Summe, ohne die wir den Fortbestand des Zoos wirtschaftlich nicht rechtfertigen können. Daher werden wir den Tierpark in den kommenden Tagen auflösen.«
    »Wieso das denn? Dann war alles umsonst.« – »So eine Ungerechtigkeit!«, rufen alle durcheinander.
    »Wie? Zuerst kämpfen wir darum, dass wir unsere Jobs behalten, und jetzt, wo wir es geschafft haben, stehen wir doch wieder auf der Straße!?«, rege ich mich auf.
    »Ja, das habe ich auch gesagt und die Holländer um eine Fristverlängerung gebeten. Ich war auch bereit, für einige Monate auf mein Gehalt zu verzichten. Es geht hier schließlich um Arbeitsplätze«, sagt Andreas weiter.
    Wir schauen ihn anerkennend an, doch Andreas holt uns schnell wieder von unserem kurzen Stimmungshoch herunter.
    »Leider wurde mein Vorschlag nicht akzeptiert. Die Besitzer fordern eine Summe von weiteren fünf Millionen Euro, und woher ich die nehmen soll, weiß ich beim besten Willen nicht!«
    »Heißt das, wir können alle unsere Sachen packen?«, ruft Ernest erschrocken. Er ist mit 61 fahren unser ältester Tierpfleger und war von Anfang an dabei.
    »Ja«, antwortet Andreas, und seine Stimme klingt belegt. »Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht mehr für euch tun konnte. Ich werde aber jedem Mitarbeiter ab morgen früh um acht Uhr zur Verfügung stehen, Zeugnisse und Empfehlungsschreiben ausstellen. Das ist das Mindeste, was ich für euch tun kann. Glaubt mir, ich werde alle meine Kontakte nutzen, damit die besten Mitarbeiter der Welt nicht lange auf der Straße stehen müssen.«
    »Danke, Andreas!«, schallt es durch den Raum. Dennoch können wir uns über seinen Einsatz nicht wirklich freuen. Schließlich steht unser aller Zukunft ab sofort in den Sternen. Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass wir uns von Eric, Lucinda und Co. verabschieden müssen. Und das wird sicher noch viel schwerer, als wieder eine neue Stelle zu finden.
    Alle laufen und schreien wie wild durcheinander. Die einen weinen hemmungslos, die anderen kichern nervös, wieder andere greifen bereits zum Telefon, um ihren Liebsten die Nachricht zu übermitteln oder sich vielleicht sogar schon um einen neuen Job zu bemühen. Ich beeile mich, aus dem Gebäude zu kommen.
    Andreas steht etwas abseits mit Mel zusammen. Er starrt nachdenklich in die Ferne, während sie vor ihm hin und her scharwenzelt und auf ihn einschnattert und gackert, als wäre sie auf einer lustigen Stehparty. Ziemlich daneben, wie ich finde. Am liebsten würde ich zu ihr gehen und sie von Andreas wegscheuchen wie eine lästige Fliege.
    Andreas scheint es ähnlich zu gehen, denn er versucht ganz offensichtlich, Mel auf Abstand zu halten. Vielleicht ist es ihm aber auch nur im Kreise seiner Kollegen unangenehm zu präsentieren, was er sich da für ein Früchtchen gepflückt hat. Ich beobachte die beiden aus dem Augenwinkel, als wären sie ein Verkehrsunfall: Eigentlich weiß man, dass das, was man zu sehen bekommt, unschön ist, und trotzdem zwingt einen irgendetwas hinzuschauen. Komisch, die beiden haben wirklich null Gemeinsamkeiten. Was will er bloß von dieser Schnepfe. Sie muss ihn doch früher oder später wahnsinnig langweilen! Andreas ist doch dafür viel zu souverän und zu klug! Das geht nie gut! Er braucht jemanden an seiner Seite, der
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