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Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse
Autoren: Ruth Moschner
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weiß, was für eine Abmachung die beiden miteinander haben?«, antwortet Carla philosophisch. »Man möchte gar nicht wissen, was in deutschen Haushalten hinter verschlossenen Türen so alles abgeht. Das können wir zwei beide uns wahrscheinlich gar nicht vorstellen.«
    »Hauptsache, wir bessern unsere Haushaltskasse heute ordentlich auf! Da kommen schon die Ersten, die dazu beitragen könnten!«
    Ich winke den beiden Büchsenschützinnen zu, die mit ihren Möpsen herbeieilen. Soweit Möpse eben eilen können.
     
    »Alles klar bei dir?« Andreas tritt an den Tisch mit den Formularen für die Patenschaften heran und beugt sich zu mir herunter.
    »Ja, ich denke, wir müssten ausreichend Kopien hergestellt haben«, antworte ich und blättere zur Bekräftigung im Papierstapel.
    »Das meinte ich gar nicht. Ich wollte wissen, wie es dir geht! Und ich wollte mich noch einmal für deine Unterstützung bedanken. Es ist toll, solche Menschen wie dich hier im Zoo zu haben.«
    »Danke! Ich tue es gern. Außerdem hoffe ich, dass ich in ein paar Monaten auch noch hier arbeiten kann. Die Tiere sind wirklich mein Leben.«
    »Das merkt man. Ich wollte ja auch eigentlich Tiermedizin studieren, aber meine Eltern wollten unbedingt, dass ich zuerst BWL studiere«, erzählt er.
    »Du kannst ja immer noch umsteigen, es ist nie zu spät. Das Lernen fällt nur mit zunehmendem Alter schwerer«, schlage ich ihm lachend vor.
    »Nein, nein«, erwidert Andreas schmunzelnd. »Ich bin eher ein Theoretiker. Der direkte Kontakt liegt mir wohl nicht ganz so. Dabei fällt mir ein: Ich brauche dringend neue Gummistiefel. Meine stinken so extrem nach totem Fisch, dass sich selbst die Seehunde angeekelt von mir abwenden. Irgendwas muss ich falsch gemacht haben. Ich bin eben doch ein Büromensch.«
    Die Fischabfälle! Das hatte ich ganz vergessen. Ich beuge mich hastig nach unten und gebe vor, etwas zu suchen, damit Andreas nicht bemerkt, wie ich knallrot anlaufe. Die Sache ist mir sehr unangenehm. Zum ersten Mal seit Monaten führen Andreas und ich ein normales Gespräch, ohne uns anzugiften, und ich habe ihm alten Fisch in die Stiefel gekippt! Bei Licht besehen, ist er eigentlich gar kein so großer Kotzbrocken, wie ich immer dachte. Eigentlich hatte er die Fischaktion gar nicht verdient. Aber er trägt es mit Fassung. Er geht damit sogar richtig cool um. Wirklich merkwürdig, dass er sich für eine Frau wie Melanie interessiert.
    »Tja, ich sehe, ich störe hier nur. Ich gehe dann mal zu den anderen und schaue, ob ich noch helfen kann. Wir sehen uns ja dann später.« Andreas nickt mir kurz zu und geht dann weiter zum nächsten Stand.
    Eine halbe Stunde später quillt unser Zoo fast über vor lauter Besuchern. Zum Teil liegt das daran, dass Wochenende ist und wir natürlich auch für normale Tierfreunde geöffnet haben, dennoch bin ich mit dem Ansturm zufrieden. Auch die normale Laufkundschaft hat schließlich Patenschaftspotenzial. Jeder Euro zählt. Dafür haben wir das große von mir organisierte Zelt auf unserer Wiese vor dem Streichelgehege aufgestellt. Davor sind ein paar Buden, an denen man sich nach Patenschaften erkundigen kann. Parallel dazu findet noch eine Tombola statt, wo wir die Flüge von Mels Fluggesellschaft verlosen.
    Ich habe Melanie immer noch nicht zu Gesicht bekommen. »Vielleicht drückt sie sich ja doch. Es ist immerhin eine soziale Tätigkeit, das passt gar nicht zu ihr«, hat Carla vorhin noch geätzt. Sie lungert zwischen den Ständen herum und wirkt wie bestellt und nicht abgeholt. Jens ist bei einem Kunden und kann erst später dazustoßen.
    »Meinst du, ich bin mittlerweile nur noch eine Hälfte, wenn mein Mann nicht an meiner Seite ist?«, fragt sie und blickt mich dabei so angeekelt an, als hätte sie gerade in eine Schrippe mit Nussnugatcreme und Thunfischpaste gebissen. Ich versuche Carla zu beruhigen, obwohl ich leider das Gefühl habe, dass sie mit ihrer Einschätzung gar nicht so danebenliegt.
    »Vielleicht hast du auch einfach nur zu viel Kaffee getrunken?«, schlage ich ihr vor. Das würde ihre innere Unruhe erklären. Es liegt schließlich alles im Auge des Betrachters.
    »Habe ich nicht. Ich bin eine glücklich liierte Frau und habe meine Eigenständigkeit verloren. Demnächst hänge ich meinen Beruf an den Nagel und schmiere Jens morgens die Brötchen, bevor er ins Büro geht.«
    »Was wäre denn daran so schlimm?«, frage ich. Manchmal wünsche ich mir genau das. Das würde all meine aktuellen Probleme mit
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