Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse
Autoren: Ruth Moschner
Vom Netzwerk:
Und wie weit bin ich bereit dafür zu gehen?
    »Ich möchte heiraten. Und zwar am besten noch bis Ende des Jahres!« Carla hebt herausfordernd ihr Glas. Angesteckt von ihrer Entschlossenheit, erhebe ich ebenfalls meinen Wein.
    »Ich möchte bis Ende des Jahres in festen Händen sein, glücklich verliebt natürlich!« Ich nicke den anderen zu und ergänze: »Er sollte groß sein und attraktiv. Konkrete Wünsche habe ich allerdings nicht. Wichtig ist nur, dass er charmant ist und zuvorkommend. Er muss mich mit Respekt behandeln, und wir müssen geistig auf einer Wellenlänge sein. Ihr wisst schon, was ich meine. Nichts Weltbewegendes, einfach einer, der sich um mich kümmert, wenn ich krank bin, und der trotzdem bewundernd zu mir aufblickt, wenn ich an seiner Seite stehe!«
    Carla nickt zustimmend. Männer! Es gibt einfach keine beziehungsfähigen akzeptablen Exemplare, mit denen man, ohne nicht gleichzeitig mindestens zwanzig bis hundert Kompromisse eingehen zu müssen, eine erwachsene reife Beziehung führen könnte. Fakt ist nun mal, dass es nicht an mir liegt, dass ich Single bin. Ich würde mich wahnsinnig gerne verlieben. Wirklich! Aber es gibt niemanden in einem Umkreis von mindestens fünf angrenzenden Ländereien, der dafür geeignet wäre. Da zeigt ja die Topfpflanze auf dem Küchentisch mehr soziale Kompetenz.
    »Das hast du schön gesagt, Rosi!« Carla schaut mich beeindruckt an.
    »Und jetzt du, Mel. Was stellst du dir vor?«, frage ich unsere Jüngste. Immerhin hat sie ja den Wünschelreigen in Bewegung gebracht.
    »Um ehrlich zu sein, will ich in erster Linie beruflich weiterkommen. Bis Ende des Jahres möchte ich in der Business-Class fliegen. Adieu, Chartermaschine, hallo, Linienflug, das wäre mir wichtig! Einen tollen Mann finde ich dann sicher schneller, als ich denken kann.«
    »Gut, dann ist ja alles klar, meine Lieben. Bis Ende des Jahres bin ich unter der Haube, Rosi schwebt im siebten Himmel und Melanie auch, allerdings nur als Stewardess. Darauf trinken wir! Prost, Mädels!«
    Wir schauen uns fest in die Augen, und irgendwie glauben wir in diesem Moment wirklich daran, dass unsere Wünsche in Erfüllung gehen werden. Schließlich muss man sich Ziele setzen im Leben. Wer weiß, vielleicht steckt ja auch ein kleines Fünkchen Wahrheit in all diesen übersinnlichen Bestellvorgängen. So ganz bin ich noch nicht überzeugt, deshalb leere ich erneut mein Glas. Auf einen Geist ist schließlich immer Verlass, und das ist der Weingeist, haha. Für alles andere bräuchte ich wenigstens ein klitzekleines Zeichen. Vielleicht sollte ich mehr U-Bahn fahren, da trifft man auch immer neue Leute. Oder ich verbringe künftig meine Mittagspause auf der Bank gegenüber unserem Imbissstand. Allerdings treffe ich dort viel wahrscheinlicher auf zehn gestresste Mütter inklusive Ketchup-verschmierter Kinder als auf einen potenziellen Liebhaber und Partner. Viele Paare haben ihren Partner am Arbeitsplatz kennengelernt. In meinem Fall fällt das ja nun leider flach. Denn außer Andreas sind unsere Männer im Zoo entweder optisch oder altersmäßig inakzeptabel. Aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Morgen fange ich mit der Suche an. Schließlich soll auf meinem Grabstein nicht stehen: »Rose-Maria Jakob – als Mensch markant, als Frau leider vakant.« Sollte sich meine aktuelle Notlage nicht bald ändern, kann ich nur hoffen, dass bis zu meinem Tod die Preise für Grabsteingravuren ins Unermessliche gestiegen sind und sich keiner den Luxus leisten wird, die Wahrheit auf meine letzte Ruhestätte zu meißeln.

Tausend Mal berührt
    »Zwei Wochen ist meine körperliche Auseinandersetzung mit Andreas nun schon her, und meine schlimmsten Befürchtungen seit dem ›Tag danach‹ sind wahr geworden.« Energisch beiße ich von meiner Marmeladen-Schrippe ab und fuchtle mit dem armen Brötchen in der Luft herum.
    »Du bist schwanger«, unkt Carla ohne auch nur einen Hauch von Mitgefühl hinter ihrer Zeitung hervor. Freundinnen …
    »Nein! Natürlich nicht. Ich poppe doch nicht ohne Gummi. Es ist viel schlimmer!«
    Wieso legt sie nicht mal die Zeitung zur Seite und widmet sich meinem psychischen Leiden? Ich trommle mit den Fingern nervös auf der Tischplatte herum, bis Carla mir endlich die Aufmerksamkeit schenkt, die mir gebührt. Leider untermalt sie diese Bewegung mit einem leicht genervten Stoßseufzer. Ein schlechtes Zeichen. Immerhin ringe ich hier um Verständnis und Mitleid.
    »Er ignoriert dich«, sagt Carla,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher