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Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse
Autoren: Ruth Moschner
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voll Pasta, um nicht ausführlicher antworten zu müssen.
    »Ja – und – was?«, bohrt Melanie erbarmungslos weiter.
    »Rosi möchte nicht darüber reden. Offenbar war der Typ ein Reinfall. Sie wird ihn nie wiedersehen«, antwortet Carla für mich.
    »Der Typ …«, sage ich und hole noch einmal tief Luft. »Der Typ war eigentlich kein Reinfall. Zumindest was seine Fähigkeiten im Bett angeht. Menschlich betrachtet ist er wie alle anderen auch: indiskutabel. All das wäre ja noch zu ertragen. Schließlich ist ein One-Night-Stand ja ein One-Night-Stand. Aber die Geschichte hatte heute Vormittag ihre Fortsetzung.« Ich leere mein Rotweinglas in einem Zug. Mit dem Alkohol höre ich ab morgen auf.
    »Ihr habt euch nochmal getroffen?«, fragt Mel verwirrt.
    »Nein«, antworte ich, seufze und fange dann doch an: »Ich komme heute in den Zoo, und wer steht da vor mir als mein neuer Boss?«
    »Nein, doch nicht etwa …?« Carla und Mel starren mich entgeistert an.
    »Doch, genau der. Und das ist noch lange nicht alles!« Ich mache eine Kunstpause und beobachte Carla dabei, wie sie mein Glas erneut auffüllt.
    »Was denn noch? Ich meine, peinlicher geht es doch nicht mehr. Hat er dich etwa vor den Kollegen bloßgestellt?«
    »Nein, das nicht. Vor denen hat er Gott sei Dank dichtgehalten, mich aber nach der Vorstellungsarie zu sich zitiert. Er hat wohl nicht verkraftet, dass ich mich heute Morgen sang- und klanglos aus seiner Wohnung verabschiedet habe, ohne ihm einen Schmachtzettel zu hinterlassen. Und dann hat er noch gesagt, er hätte mich ohne die ganze Schminke im Gesicht gar nicht wiedererkannt. Geht’s noch? Der hat sie ja wohl nicht mehr alle!« Ich rede mich langsam in Rage, während Melanie und Carla mir gebannt an den Lippen hängen.
    »So ein Mistkerl!«, sprudelt es aus Mel heraus. »Ich sage euch, gekränkter Männerstolz … das ist das Schlimmste, die Hölle ist ein Kinderspielplatz dagegen!«
    »Gibt es denn gar keine anständigen Kerle mehr auf dieser Erde?« Carla hat die Hoffnung auf einen potenziellen Ehepartner immer noch nicht aufgegeben. Dass sie drei Jahre vor ihrem 40. noch immer nicht Ehefrau und mehrfache Mutter ist, kann eigentlich keiner aus ihrem näheren Umfeld begreifen, allen voran Carla selbst.
    »Ich bin rechts von Mitte 30, irgendwann ist es auch zu spät, eine Familie zu gründen!«, lamentiert sie vor sich hin.
    »Frag mich mal. Ich bin seit über vier Jahren Single. Schwer vermittelbarer Langzeitsingle, um genau zu sein. Weißt du, wie das klingt?«
    »Nach Hartz IV für zwischenmenschliche Verhältnisse?« Melanie grinst. Sie hat ja auch gut reden. Immerhin ist sie von der 30 noch meilenweit entfernt.
    »Nein, schlimmer noch. Single zu sein zwischen all den glücklichen Paaren und Familien ist menschliches Versagen, oder etwa nicht, Carla?«, klage ich.
    »Ich springe wenigstens nicht gleich mit jedem in die Kiste! Da kann man sich ja wer weiß was für Haustiere holen!« Carla schüttelt sich angeekelt. Sie kann es immer noch nicht fassen, dass ich, ihre einzige Verbündete in Sachen Anständigkeit, ans sündige Ufer geschwommen bin. So langsam geht mir ihr Gerede auf den Keks.
    »Carla … es reicht! Du tust gerade so, als hätte ich mich tief in den Drogen- und Sexsumpf unserer Großstadt verstrickt. Einmal ist keinmal. Außerdem bin ich dafür heute schon genug bestraft worden«, sage ich, um dem ganzen Gequatsche ein Ende zu bereiten.
    »Ich weiß gar nicht, was ihr habt. Es gibt doch tolle Männer. Vielleicht müsst ihr einfach zielgerichteter suchen!«, wendet Mel ein.
    »Du meinst, unter den bereits verheirateten Piloten?« Carla zieht ihre berühmte Augenbraue nach oben, während sie Melanie tief in die blauen Augen blickt.
    »Ach du … Natürlich nicht. Ich kann doch nichts dafür, dass ich mich immer in die verliebe, die schon vorher ja gesagt haben.«
    »Da könnte man ja zur Abwechslung auch mal nein sagen«, gebe ich zu bedenken, während ich meinen Teller leerkratze.
    »Noch etwas Pasta?« Aufmerksam, wie sie ist, schöpft mir Carla meinen Teller zum zweiten Mal voll. Ab und zu soll man sich schließlich auch etwas gönnen. Nudeln sollen ja bekanntlich glücklich machen.
    »Wie kann man etwas finden, wenn man gar nicht weiß, wonach man genau sucht?« Melanie schaut uns herausfordernd an, als hätte sie gerade eine neue binomische Formel entdeckt. Davon ist sie weit entfernt, keine Frage, aber ein bisschen Wahrheit steckt doch in ihrer Frage. Was will ich eigentlich?
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