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Dicke Luft auf Schreckenstein

Dicke Luft auf Schreckenstein

Titel: Dicke Luft auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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sich Andi zurückfallen, bis er neben ihn kam. „Guten Morgen. Na, war’s noch schön gestern abend ?“
    „Schrecklich aufregend“, antwortete der Studienmacher. „Wir kamen uns vor wie bei einem Streich.“
    Ritter vor und hinter den beiden machten große Augen.
    „Was wollte Fräulein Doktor Horn denn?“ fragte Andi beiläufig.
    Der Lockenprofessor lachte. „Während eurer Entführungs —Aktion hat Graf Schreckenstein sie auf Wunsch von Studienrat Huber angerufen. Ob sie nicht auf ein Glas dazukommen wolle. Es sei unser letzter Abend. Sie hatte noch zu tun. Daher die Verspätung.“
    „So. Dann wollen Sie heut wegfahren“, sagte Andi laut, damit es viele hörten.
    Der Lockenprofessor nickte nur. Reden beim Laufen bringt einen aus dem Atemrhythmus. Einige Ritter, vor allem die Minis , grinsten.
    Beim Frühstück entwickelte das Studienquintett am Lehrertisch auffallenden Appetit. Schulkapitän Ottokar stand längere Zeit beim Rex. Dann lief eine Parole die Tische entlang: „Anschließend zur Verabschiedung in den Sternenhof! Weitersagen.“
    Als die Gäste, von Mauersäge geleitet, den Hof betraten, stand die Ritterschaft samt Rex und allen Lehrern im Halbkreis, wie bei einer Schulversammlung. Diener Jean half das Gepäck in die Wagen zu verstauen, dann schwärmten die Studienmacher aus, um allen die Hand zu drücken.
    Die Schnittlauchsemmel steuerte auf Pummel und Klaus zu: „Eins möcht ich noch wissen. Warum ihr uns heut nacht mitgenommen habt?“
    Klaus lachte sie an: „Sie sollten einen Schreckensteiner Streich erleben, damit Sie nicht mit Vorurteilen wegfahren.“
    „Die hatten wir ja reichlich“, meinte der weiße Leo neben ihr beim Händedruck mit Hans-Jürgen. „Besonders in puncto Ehrlichkeit. Wie seid ihr denn darauf gekommen, euch so anders als alle anderen zu verhalten?“
    „Durch die Burg“, antwortete Dampfwalze knapp. „Hier lebt man automatisch wie ein Ritter.“
    „Eine Gemeinschaft funktioniert einfach besser, wenn man sich aufeinander verlassen kann“, verdeutlichte der Dichter. „Mißtrauen bringt nur Unfrieden.“
    Der Lockenprofessor drückte gerade Eugen die Hand. „Lachen euch die andern nicht aus?“
    „Sie meinen wegen unserem neurotischen Ehrlichkeitstick, wie Sie das nennen?“ alberte der.
    Mücke antwortete: „Früher in Neustadt, bevor Graf Schreckenstein seine Burg zur Verfügung gestellt hat, waren wir auch wie die andern. Sollen sie lachen! Sie kennen ja nur die eine Seite. Wir kennen beide.“
    „Und wieso seid ihr so höflich? Ist das auch eine Rittertugend?“ wollte die Hilferuferin von den Minis wissen.
    Wie auswendig gelernt, begann der kleine Egon: „Weil es das Zusammenleben erleichtert. Rücksicht auf den andern ist sozia … humo … human… ich kenn mich mit den Wörtern nicht so aus, aber es ist einfach besser.“
    Andi, Stephan und Ottokar hatten das Geschehen aus dem Hintergrund verfolgt. „Jetzt!“ flüsterte der Schulkapitän. Zu dritt steuerten sie Psychobart und Schnittlauchsemmel an, die sich gerade von Ralph, Emil, Armin, Dolf und Oskar verabschiedeten.
    „Sie warten noch auf den Beweis“, sagte Andi. „Hier!“ Er reichte ihnen ein zusammengefaltetes Blatt Papier, auf dem Bettina und Esther den Mädchenstreich gestanden.
    „Sie mußten’s schriftlich geben“, erläuterte Ottokar, während die beiden lasen. „Sonst hätten wir sie wieder in die Bibliothek gebracht. Versprochen ist versprochen.“ Der weiße Leo trat hinzu, las mit und lächelte. „Das war nicht nötig gewesen. Wir haben eure Schulchronik in der Folterkammer gelesen und euch längst vertraut. Wir wollten nur sehen, wie ernst ihr eure Ritterregeln nehmt.“ Gleichsam entschuldigend reichte er den Rittern die Hand.
    Mit bedeutendem Gesichtsausdruck hob der Psychobart den Zeigefinger. „Das muß ich noch sagen: Eure nächtlichen Expeditionen finde ich eminent kreativ! Was ihr da an Ideen, Intuition, Assoziationen impliziert, erfordert laterale…“
    „Würden Sie uns das bitte schriftlich geben?“ unterbrach ihn Andi in Blödellaune.
    „Als Zeugnis für das Modell Schreckenstein!“ rief Ottokar dazwischen, und Stephan schloß: „Aber bitte in deutscher Sprache.“
    Der Rex klatschte in die Hände. Zusammen mit Mauersäge verabschiedete er die Gäste mit den besten Wünschen. „Sie haben sich den Test nicht leichtgemacht “, fuhr er fort, „und uns auch nicht. Aber Gründlichkeit und Zielstrebigkeit waren noch nie nachteilig. So trennen wir uns in
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