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Dicke Luft auf Schreckenstein

Dicke Luft auf Schreckenstein

Titel: Dicke Luft auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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drehen die Boote schon mal um. Kann ja sein, daß wir’s plötzlich eilig haben“, fügte Klaus hinzu, um die Gäste kleinlaut zu machen und ihnen gleichzeitig perfekte Schreckensteiner Organisation vorzuführen.
    Ottokar wandte sich an alle. „Wir gehen langsam, der Weg ist sehr steil. Am besten, Sie lassen sich führen, denn wenn jemand stolpert, könnte das eine Geröllawine auslösen.“
    „Auf was haben wir uns da eingelassen!“ raunte die Semmel und schüttelte ihren Schnittlauch.
    „Ich geh voraus und sondiere!“ Dampfwalze sprach’s und war verschwunden.
    „Ja dann…“, flüsterte Andi.
    Der Trupp setzte sich in Bewegung. Mücke und Hans-Jürgen hätten am liebsten laut aufgelacht. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl, die beiden Lehrer wie kleine Kinder an der Hand zu führen. Vorsichtig setzten sie einen Fuß vor den andern. Nur ihr ängstlich schneller Atem war zu hören. Droben bei den Büschen erwartete sie Dampfwalze mit einem Vers. „Die Luft ist rein, die Nacht ist schön, wir können getrost an die Arbeit gehn .“
    Ottokar trat ins Freie. „Fräulein Doktor Horn hat noch Licht!“ flüsterte er.
    „Vielleicht denkt sie über ihre Vorurteile nach!“ witzelte Mücke. „Aber das kratzt uns nicht.“
    „Ihr habt Nerven!“ lobte der Psychobart, ohne daß er’s wollte.
    „Die brauchen wir jetzt auch“, antwortete Andi.
    „Wie im Krimi!“ sagte die Schnittlauchsemmel mit ihrer rauhen Stimme.

    „Bitte von jetzt an kein Wort mehr!“ ermahnte Ottokar die Gäste. „Ihre Helfer sagen Ihnen, was jeweils zu tun ist.“
    Stumm setzte sich der Trupp wieder in Bewegung. Das Licht aus dem Zimmer der Leiterin erleichterte die Orientierung. Mit flinken Schritten huschten sie zum Südwestturm und von da nach links an der Mauer entlang zum dritten Fenster.
    Dampfwalze stand schon bereit. „Nehmen Sie mich als Trittleiter!“ flüsterte er. „Zuerst in die Hände steigen, dann auf die Schultern, und rein.“
    „Ich nehm Sie drinnen in Empfang!“ fügte Andi hinzu. Er bestieg das Muskelgebirge. Stephan und Dieter hinterher. Die Helfer führten den Gästen den Fuß in die gefalteten Hände und folgten ihnen unverzüglich nach. Zuletzt Ottokar, der zusammen mit Stephan den Muskelprotz hereinzog .
    „Wo bin ich hier?“ hauchte die Schnittlauchsemmel. „In den besten Händen“, antwortete Mücke, wohl wissend, wie die Frage gemeint war. Das merkwürdige Unternehmen fing an, ihm Spaß zu machen.
    Mit vorgehaltener Hand schaltete Dampfwalze seine Taschenlampe ein. Sie befanden sich im Abstellraum für Gartengeräte. Er war nicht abgeschlossen. Ottokar trat hinaus auf den Korridor.
    „Bitte nach Ihnen“, flüsterte Mücke der Schnittlauchsemmel zu. Die andern schlichen ihnen nach.
    Ottokar öffnete einen Kasten an der Wand. „Zuerst wollen wir mal Strom sparen!“ sagte er, leuchtete mit einer bleistiftförmigen Lampe hinein, ein paar schnelle Griffe, und er schloß den Kasten wieder.
    „Im ersten Obergeschoß geht jetzt kein Licht mehr“, flüsterte Hans-Jürgen den Gästen zu. „Die Mädchen sind ja schon im Bett. Oben, wo die Lehrer wohnen, brennt’s noch.“
    Mücke nahm seine Schnittlauchsemmel wieder bei der Hand und führte sie um die Ecke in den Südflügel. Er mußte ziemlich ziehen. Der Gang durchs dunkle Gemäuer war ihr offenbar unheimlich. Beim Portal, wo die knarzende Treppe hinausführt, blieb er stehen. Die andern kamen nach.
    „So“, flüsterte Ottokar. „Bis der große Zirkus beginnt, machen wir’s uns unter der Treppe bequem. Da können wir auch ein bißchen flüstern.“
    Für Sekunden leuchtete ein schmaler Lichtspalt in das Versteck.
    „Sagt endlich, was ihr vorhabt!“ raunte der Psychobart seinem Fremdenführer zu.
    Hans-Jürgen genoß es, den beunruhigten Mann zur Geduld zu ermahnen. Andi wies mit kurzem Lichtschwenken den Weg, und mehr geschoben als freiwillig setzten sich die Gäste im Winkel unter der Treppe auf den Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Hans-Jürgen gesellte sich zu ihnen.
    Mücke blieb stehen. „Ja, dann geh ich mal nach oben.“ Leichthin sagte er das, als handle es sich um einen Bummel auf der Strandpromenade. Ein schwaches Knarzen über den Köpfen der Gäste verriet, daß er sich bereits auf dem Weg befand. Dann war es still.
    Nur die Schnittlauchsemmel atmete unverhältnismäßig schnell. „Was hat er vor?“ flüsterte sie.
    „Er leitet den Streich ein“, antwortete Ottokar möglichst ungenau.
    „Wieso macht er das
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