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Dicke Luft auf Schreckenstein

Dicke Luft auf Schreckenstein

Titel: Dicke Luft auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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vor allem“, befand Sophie. „Aber was?“
    Das war das Problem. Plötzlich herrschte Schweigen.
    Esther trommelte sich mit den Fäusten auf die Schenkel. „Los! Mehr Kreativität! Uns muß was einfallen.“
    „Wird schon werden“, dämpfte Elke. „Wir haben ja die ganze Nacht Zeit.“
    „Ich hab’s!“ rief Doris. „Wenn die Horn zurückkommt, fangen wir sie ab und bringen sie zu diesem Huber, in den sie so verliebt ist.“
    Beatrix winkte ab. „Das war ein Streich gegen die Horn. Wir wollten doch einen gegen Schreckenstein machen.“
    Und wieder herrschte Schweigen.

    Unbemerkt, wie er weggefahren war, kehrte der Ritterrat auf die Burg zurück. Hier oben war die Nacht klar. „Was ist mit Wachen?“ fragte der vorsichtige Dieter.
    „Wenn die Hühner spitzkriegen, daß wir Besuch haben…“
    Dampfwalze hatte das Zeitgeschehen im Griff: „Bei der Nebelfabrik bleiben die zu Hause.“
    Seine Entschiedenheit überzeugte.
    „Ich träum heut auch lieber von Nebel, als noch mal drin rumzulaufen“, meinte Hans-Jürgen.
    Die Ritterschaft schickte sich gerade zur Nachtruhe an.
    Im Nordflügel öffnete Mücke seinen Schrank, zog den Pullover aus, feuerte ihn hinein und verschwand in sein Zimmer. Im Westflügel standen die vier Minis in Schlafanzügen zusammen und hatten es wichtig. Wie Reporter, wenn Politiker aus einer Sitzung kommen, versuchten sie in den Mienen der Zurückkommenden zu lesen.
    Klaus rollte die Augen und hob den Belehrungsfinger: „Schön natürlich bleiben! Auch bei Nebel.“
    „Hat ja gar keinen“, antwortete der kleine Eberhard. „Dann schau mal aus dem Fenster“, sagte Andi und verschwand in sein Zimmer. Dampfwalze, Klaus und Dieter folgten ihm. Stephan und Ottokar gingen weiter zum Südflügel.
    Als alle Großen weg waren, flüsterte der kleine Herbert: „Drunten am See könnt’s Nebel haben.“
    Der kleine Kuno schüttelte den Kopf. „Nur vorn bei Wampoldsreute . Ich war vorhin am Steg.“
    Argwöhnisch sah der kleine Egon ihn an. „Was hast du denn dort gewollt?“
    „Schauen, ob’s Nebel hat.“
    Vierfaches Mini—Mienenspiel kündigte äußerste Besorgnis an. Schließlich sagte der kleine Eberhard: „Männer, ich fürchte, das wird eine lange Nacht.“
    „Hoffentlich!“ seufzte der kleine Kuno.
    Kurz darauf bot sich das gewohnte Abendbild.
    Pünktlich lag jeder Ritter in seinem Klappbett, pünktlich löschte jeder Zimmerälteste das Licht.
    Die Studienmacher hätten ihre Freude gehabt… Aber die saßen bei Wein und Horn im eingenebelten Gasthaus.
    Als sie noch vor Mitternacht aufbrachen, hatte sich die Sicht gebessert. Ohne Sonjas Hilfe fanden sie den Weg zurück. Sie wurden erwartet. Jean, der Diener, öffnete das Tor zum Sternenhof, die Scheinwerfer tasteten über den weißen Stern im grauen Pflaster. Doch da gab es noch andere. Sie warteten im Dunkeln, außerhalb der Bahn, die das Wagenlicht bestrich.
    Das Motorgeräusch erstarb. Merkwürdigerweise wurde es aber lauter. Die Phonstärke, in der sich das Studienquintett unterhielt, stammte aus Flaschen, deren Inhalt es im Verlauf der letzten Stunden in seine Mägen umgefüllt hatte. Ein feuchter Vorgang, obwohl auf den Flaschenetiketten ausdrücklich die Bezeichnung trocken zu lesen gewesen war.
    Im Schein der Bogenlampe über dem Eingang, den Diener Jean den Gästen offenhielt, bot sich ein erheiterndes Bild.
    „Ihr naht euch, seltsam wankende Gestalten!“ flüsterte eine Stimme im Dunkeln, frei nach dem bekannten Zitat. Auf einer Stufe vor der Tür stellte sich die dunkle, dicke Studienrätin in Pose. „Ich komme mir vor, als hätten wir einen der berühmten Schreckensteiner Streiche gemacht“, alberte sie.
    „Ich weiß nicht“, entgegnete die Schnittlauchsemmel, „dabei soll ja angeblich nicht getrunken werden.“
    Lachend verschwand das Quintett. Jean schloß die Tür.
    Zweimal klickte das Schloß, das Licht im unteren Korridor
    ging aus, es wurde still im Sternenhof.
    Still war es auch draußen, wo im Schutz der Hecke des Prinzengartens aufmerksame Beobachter verfolgten, wie oben in Mauersäges Westflügelhälfte nacheinander fünf Lichter aufflammten.
    „Abwarten“, flüsterte eine Stimme.
    Bald darauf lag die Burg wieder im Dunkel. Der nächtliche Friede hielt ungefähr zehn Minuten, dann war da auf einmal ein Geräusch. Es hörte sich an, als säge jemand Holz, und kam offenbar aus dem Durchgang zum Sternenhof. Oder lieferte der nur das Echo? Bevor das Ohr die Quelle orten konnte, brach es mit einem
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