Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dicke Luft auf Schreckenstein

Dicke Luft auf Schreckenstein

Titel: Dicke Luft auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
Freunde gleichzeitig.
    Hans-Jürgen schlug die Hände zusammen. „Also los! Worauf warten wir?“
    Sonjas Wagen stand nicht mehr im Burghof. Auch sonst war niemand zu sehen. Ohne das Licht im Radstall einzuschalten, holten sie ihre Räder, strampelten über die Zugbrücke hinaus und die Steigung bis Drei Tannen hinauf. Von dort ging’s in zügiger Fahrt hinunter nach Wampoldsreute . Ein flacher Nebelkeil vom See hatte den Ort verschluckt, daß sie absteigen und schieben mußten.
    Erst auf drei Meter sahen sie die Lichter im Gasthaus.
    Ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen verteilten sie sich auf die Fenster der Gaststube und schauten hinein.
    Am Stammtisch in der Ecke leuchtete die Glatze von Gastwirt und Bürgermeister Kress , der mit Schreinermeister Schrimpf und Friseur Bächle Karten spielte. Von den Gästetischen war nur der lange in der Mitte besetzt. Hier tafelten Fräulein Doktor Horn, Sonja und das Studienquintett mit sichtlichem Genuß. Ihrer Kiefergymnastik war nicht einwandfrei zu entnehmen, wer gerade kaute oder sprach. An einem gekippten Fenster nahm Dampfwalze Mücke auf die Schultern, um sein Ohr näher an den Spalt zu bringen.
    „Nichts zu verstehen“, flüsterte der kleine Chefredakteur nach einer Weile und sprang herunter. „Zu weit weg. Außerdem läuft das Radio.“
    „Was machen wir jetzt?“ fragte Andi.
    „Wenn wir reingehen, einen schlechten Eindruck“, witzelte Klaus und rieb sich die Hände. Es war ungemütlich in der feuchten Kühle.
    „Bizarre Sache“, sagte Stephan. „Fahren wir wieder zurück.“
    „Und machen uns eine heiße Bouillon“, fügte Ottokar
    hinzu. „Ich krieg schon raus, was sie denken und vorhaben.“
    Daran zweifelte keiner. Vermutlich würde Ottokar eine Abhöranlage basteln. Nicht umsonst besaßen seine Eltern
    in Neustadt ein Elektrogeschäft.

Ganz mieser Start

    Seit dem Nachmittag hatte sich Fräulein Doktor Horn nicht mehr beruhigt. Die mürrische Strenge, sonst ihr Markenzeichen, war einer rosaroten Fröhlichkeit und Gesprächigkeit gewichen, daß die Mädchen an ihrem Geisteszustand zu zweifeln begannen. Nachgerade beschwingt ging sie durch die Korridore des rosa Schlößchens , und Kratzbürste Esther behauptete steif und fest, sie habe sie leise vor sich hin summen gehört.
    Der Stimmungsumschwung löste allerlei Vermutungen aus. „Entweder sie steht unter Alkohol oder unter Drogen!“ erklärte Mückes Schwester Ingrid.
    „Dann war sie mehr behämmert“, widersprach Martina.
    „Das ist sie sowieso“, befand Sabine. „Für mich hat sie in der Lotterie gewonnen.“
    Renate nannte einen anderen Grund: „Vielleicht hat sie hohes Fieber und phantasiert schon.“
    „Quatsch.“ Elke tippte sich an die Schläfe. „Bis die so munter wird, müßten das mindestens fünfundvierzig Grad sein.“
    Beatrix sah die Sache nüchterner. „Sie hat ganz einfach eine erfreuliche Nachricht bekommen. Eine sehr erfreuliche offenbar.“
    „Stimmt.“ Sophie lächelte. „Ich glaub, sie ist verliebt.“ Die Mädchen prusteten los.
    Doris überschrie sie alle. „Hat ihr der alte Schreckenstein einen Heiratsantrag gemacht?“
    Das Gelächter ging in Atemnot über. Fräulein Doktor Horns stille Vorliebe für Mauersäge zählte zu ihren menschlichsten Regungen.
    Sophie schüttelte den Kopf. „Vorhin kam ein Anruf auf dem Öffentlichen. Ein Mann wollt’ sie sprechen, ein Studienrat Huber. Ich wußte, wo sie war, hab sie geholt und bin in der Nähe geblieben. Sie fing gleich zu zwitschern an: Leo! Du? Mein alter Studienfreund! Wie mich das freut! Wo bist du denn? – Nachher hat sie mir dann alles erzählt…“
    Und sie berichtete den Mädchen von der Studiengruppe drüben auf Schreckenstein, von der fabelhaften Unterkunft beim Grafen und dem geplanten Abendessen in Wampoldsreute . Daß die Burgschule als Modell für alternative Erziehung gerühmt werde, sei der einzige Wermutstropfen in ihrer Superlaune gewesen. Dazu habe sie einiges zu sagen…
    Martina unterbrach. „Und das erzählst du uns erst jetzt?“
    Sophie lachte. „Ihr wart ja so unwahrscheinlich kreativ mit euern Schnapsideen…“

    Beatrix griff das Wort auf. „Wir sollten noch viel kreativer werden und zum Beispiel an dem Modell ein bißchen sägen.“
    „Wie stellst du dir das vor?“ fragte Renate. „Na ja“, meinte Beatrix, „mit einem Streich natürlich.“
    „Mensch, ja!“ rief Ingrid. „Es müßte aber etwas sehr Auffälliges sein. Damit’s die Studiengruppe auch mitkriegt.“
    „Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher