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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition)
Autoren: Mia Morgowski
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richtig krachen lassen. Dafür diskutiere ich notfalls auch noch eine weitere Stunde das leidige Teppichthema.
    «Selbstverständlich ist übermäßige Sonneneinstrahlung kein Problem», sage ich und deute auf eine Armada an Knöpfen neben der Balkontür. «Die Handhabung der Außenjalousie ist denkbar einfach.» Im Geiste versuche ich, mich an die Bedienungsanleitung oder zumindest ein ähnliches Gerät in einer anderen Wohnung zu erinnern. «Äh … Memory-Funktion, Zeitschaltuhr – ist alles integriert.»
    Vorsichtig drücke ich auf einen der Knöpfe. Sofort setzt sich einer der zahlreichen elektronischen Rollläden in Gang. Na bitte, wer sagt es denn?
    Beinahe lautlos senken sich vor dem Fenster holzfarbene Lamellen hinab, die langsam, aber sicher den Raum verdunkeln. Und während ich mich noch frage, wie man Hamburg gedanklich überhaupt mit übermäßiger Sonneneinstrahlung in Verbindung bringen kann – vermutlich hält sich Britney nach ihrer Arbeit nur in neonbeleuchteten Einkaufszentren auf –, gerät das Wunder der Verdunklungstechnik ins Stocken. Etwa auf halber Fensterhöhe bleibt die Jalousie mit gequältem Ächzen stehen.
    Ungläubig drücke ich den Knopf erneut. Der Sonnenschutz fächert auf und wieder zu, bewegt sich aber ansonsten keinen Millimeter.
    Dr. Liebig verzieht keine Miene, sieht mir aber interessiert zu.
    «Ich … äh … denke, dass hier noch die Memory-Funktion vom Vorbesitzer eingestellt ist. Sicher hatte er die Jalousie immer nur bis zu dieser Höhe …» Halbherzig drücke ich auf den Knöpfen herum.
    Warum zum Kuckuck ist so etwas nicht besser ausgeschildert? Wie soll sich denn ein normaler Mensch, der keinen Balkon, keine Südwestfenster und somit auch keine übermäßige Sonneneinstrahlung in seiner Wohnung hat, mit diesem High-End-Schwachsinn auskennen?
    Ein letztes, nachdrückliches Pressen des Knopfes, und augenblicklich rauscht die Jalousie mit einem ohrenbetäubenden Knall in die Tiefe. Britneys Absatzgeklacker war dagegen ein leises Klopfen.
    Erschrocken zucke ich zusammen. Stockfinster ist es nun im Raum. Vorsichtig beginne ich, mich an der Wand entlangzutasten, um die Tür oder einen Lichtschalter zu finden. Sekunden später weiß ich zumindest, wo die Tür ist. Ich stehe direkt davor, als Britney-Spatz sie mit Schwung von außen aufstößt.
    Es gibt ein knirschendes Geräusch, als der Rahmen meine Nase trifft, dann sacke ich, eingekeilt zwischen Tür und Wand, auf den Boden.
    «Klausi?», ruft sie in den Raum hinein. «Sieh dir bitte mal das Ankleidezimmer an, das ist ja wohl ein Albtraum!»
    Statt das Licht einzuschalten oder sich wenigstens zu wundern, warum ihr kurzbeiniger Gönner mit seinem Makler im Dunkeln abhängt, trommelt sie mit ihren spitzen Fingernägeln ungeduldig auf den Türrahmen. Auch dass ich kurz darauf mit blutiger Nase und einer Stirn wie Godzilla vor ihr stehe, ignoriert sie geflissentlich. Stattdessen greift sie nach Dr. Liebigs Hand und zerrt ihn aufgebracht hinter sich her.
    Vorsichtig untersuche ich meine Nase. Gebrochen fühlt sie sich nicht an, nur angeschwollen. Außerdem ertaste ich ein paar Rillen, vermutlich ein Abdruck, den die Verzierung der Tür auf meiner Stirn hinterlassen hat.
    Jetzt nicht aufgeben, Alex!
    Keinesfalls darf ich den Zahnarzt mit seinem nörgelnden Empfangsmonster allein lassen. Denn wenn ich es mir recht überlege, macht er ein klitzekleines bisschen den Eindruck, als könnte er seine faktenorientierte Kaufabsicht sonst Britneys mysteriösem Wohnungsanforderungsprofil unterordnen. Das darf auf keinen Fall passieren!
    Zurzeit ist es erstaunlich still in der Wohnung, sodass ich tatsächlich ein paar Räume abklappern muss, ehe ich die beiden in der Abstellkammer entdecke. Offenbar der Raum, aus dem Britney ein Ankleidezimmer machen möchte. Muss ich mehr zum Thema Frauen und Wohnungssuche sagen? Ich meine, wo soll dann der Mann mit seiner Heißklebepistole, dem DSAL14-Akkuschrauber von Hitachi und dem Smokey-Mountain-Gartengrill hin?
    Breitbeinig steht sie da, die anstrengendste aller anstrengenden Frauen, und schlägt sich mit theatralischer Geste die manikürten Hände vors Gesicht. «Klausi!», heult sie. «Sag mir bitte, dass dies hier nicht die endgültige Deckenhöhe ist!»
    Augenblicklich klappt Klausis schwitzender Kopf nach hinten, und sein Blick schießt in die Höhe. Fachmännisch begutachtet er die verputzte Zimmerdecke.
    Ich lasse meinen Blick folgen, doch sosehr ich mich bemühe, ich sehe das
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