Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition)
Autoren: Mia Morgowski
Vom Netzwerk:
installiert, für die Sie auf Ihrem Smartphone auch eine App installieren können. Wenn Sie nun also diesen Monitor einschalten …» Ich tippe kurz auf das Gerät. «… können Sie bequem von überall auf der Welt erkennen, wer unten vor der Tür steht. Zudem ist der Vorgarten mit einer energiesparenden Beleuchtungsautomatik bestückt, die sich ebenfalls von überall ein- und ausschalten lässt. So ist zu jeder Tages- und Nachtzeit nachvollziehbar, dass es weit und breit …» Ich drücke auf den Knopf für die Gartenbeleuchtung und wende mich ein letztes Mal an Fräulein Bauer. «… keine Katzen gibt.»
    Sie kneift ihre blauen Tuschkastenaugen zusammen, was vermutlich ein erstes Anzeichen dafür ist, dass sie gleich in ein anaphallisches Koma oder so etwas fällt. Es könnte allerdings auch sein, dass sich ihr verkrampfter Gesichtsausdruck auf das Nichtfunktionieren der Lampen im Eingangsbereich bezieht. Denn, so muss ich leider feststellen, unten tut sich nichts. Keine Katzen, aber auch kein Licht. Nicht mal Hans Reiser, der Hausmeister, der mit seiner Firma hier im Viertel viele Häuser betreut und eigentlich ständig irgendwo herumschleicht, ist auszumachen.
    Genervt starre ich auf den Monitor. Blicken wir da jetzt auf ein Standbild? Oder habe ich vielleicht den falschen Knopf gedrückt?
    «Wir würden jetzt lieber die anderen Räume der Wohnung ansehen», sagt Dr. Liebig, als fürchte er, dass ich uns gleich alle in die Luft sprenge.
    Mir soll es recht sein, denn spätestens, wenn Britney unter ihren 3-D-Wimpern im Wohnzimmer die wunderbare Aussicht erspäht, wird bei mir die Provisionskasse klingen.
    Natürlich wird es hier und heute nicht zu einer Vertragsunterzeichnung kommen, so etwas geschieht erst später beim Notar. Aber den Entschluss, ein Objekt zu kaufen, trifft der Kunde in der Regel spätestens bei der zweiten Besichtigung. Sollten dann, wie es bei diesem Objekt zu erwarten ist, keine nennenswerten Probleme wie Reparaturstau oder das Fehlen nötiger Unterlagen auftauchen, geht der Verkauf reibungslos über die Bühne. In diesem Fall würde ein Teil der üblichen 6,25% Maklercourtage direkt in meine Tasche wandern. Genau genommen 2%. Als Bonus, sozusagen.
    Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich bereits nächste Woche im Skiurlaub an der Eisbar stehen und den Mädels Glühwein spendieren. Das wird ein Fest!
    Mein Kumpel Florian und ich beabsichtigen nämlich, ab Montag die Pisten am Arlberg unsicher zu machen. Mit allem, was dazugehört: Après-Ski, Skihasen und jeder Menge Hüftschwünge. Dazu noch …
    Lautes Gehämmer holt mich in die Realität zurück. Britney, die offenbar genug von dem trendigen Videomonitor hat, ist der Umklammerung des Doktors entwischt und klackert nun auf spitzen Absätzen voran in Richtung Wohnzimmer. Dabei rammt sie ihre Hacken in den Holzfußboden, als müsse sie sich bei einem Steilwandabstieg sichern. Spinnt die jetzt total? Nicht, dass hier am Ende doch noch jemand auf die Idee kommt, den Preis zu drücken, weil die Dielen abgeschliffen werden müssen!
    Vorsichtig schiele ich zu Dr. Liebig. Doch der scheint nicht nur blind vor Liebe, sondern außerdem bereits taub zu sein.
    «Welche Himmelsrichtung ist das hier?», fragt Britney, die sich einfach nicht als schweigsames Anhängsel präsentieren will. Kaum dass wir im Wohnzimmer angekommen sind, fährt sie einen ihrer kilometerlangen Fingernägel aus und schabt mit ihm über die Fensterscheibe. «Doch nicht etwa Westen?»
    Ich finde die Frage zwar etwas komisch, reiße mich aber – die Provision fest vor Augen – zusammen. Außerdem kenne ich ja das eigenartige Anforderungsprofil, das Frauen für Wohnungen haben.
    «Dies hier ist, genau genommen, Südwesten», sage ich mit der Geduld eines in neunjähriger Meditation versunkenen Bodhidharma-Mönchs. «Sie haben also den ganzen Tag Sonne. Schön, nicht?»
    Britney stöhnt auf und rollt mit den Kaleidoskop-Augen. «Also, ich weiß nicht, Klausi. Stell dir bitte mal vor, wie der Seidenteppich mit dem Mäandermuster, den du mir letzten Sommer geschenkt hast, hier ausbleicht. Wenn der den ganzen Tag Sonne abkriegt, ist er in null Komma nichts hinüber. Und du hörst es ja selbst …» Sie trampelt erneut ein paar Schritte. «… ohne Teppich hält man es hier nun wirklich nicht aus.»
    Spätestens jetzt ist es amtlich: Diese Frau ist anstrengend. Ein anstrengender, divenhafter Reaktorstörfall. Keine Ahnung, wie manche Männer es mit anstrengenden Frauen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher