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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition)
Autoren: Mia Morgowski
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Tagen in der Woche operieren werde.» Er wirft seiner Begleitung einen wollüstigen Blick zu. «Frau Bauer, meine äh … Assistentin, kümmert sich um die Terminvergabe und andere wichtige Belange in der Praxis. Ein verantwortungsvoller Posten, deswegen möchte ich … also die Klinik, sie exzellent untergebracht wissen. Ich suche dabei eine Firmenwohnung, die dann an Frau Bauer vermietet wird. Zu speziellen Konditionen, wenn Sie verstehen, was ich meine …» Er lacht, und man hat das Gefühl, unter ihm erzittert die Erde.
    «Natürlich», erkläre ich augenzwinkernd und versuche mir nicht vorzustellen, wie es wäre, mit Britney morgens das Bad zu teilen.
    Ein Liebesnest soll dies hier also werden, interessant. Oder besser gesagt: ein Glücksfall. Denn im Vergleich zu Anschaffungen aus Prestigegründen haben Liebesnest-Käufe einen ganz entscheidenden Vorteil: Sie gehen fast immer reibungslos über die Bühne und führen außerdem sehr schnell zum Wiederverkauf. Es wird nicht gemäkelt, wenig gefragt und nur in überschaubarem Rahmen versucht, den Kaufpreis zu drücken. Schließlich möchte der Käufer sich nicht als Geizkragen, sondern als erfolgreicher Don Juan hervortun.
    Der Verkauf ist daher meist lächerlich einfach. Während der potentielle Investor die Räumlichkeiten abschreitet, als seien es frisch eroberte Ländereien, schmiegt sich seine Begleitung stumm und voller Bewunderung an ihn. Und später am Abend zeigt sie ihm dann die ganze Bandbreite ihrer Dankbarkeit.
    «Bei dieser Wohnung können Sie unbesorgt sein», füge ich schnell noch hinzu, «exzellenter kann man seine … Mitarbeiterin kaum unterbringen.»
    Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mir die Beziehung der beiden widerstrebt. Dass er glaubt, sich mit einer Geliebten schmücken zu müssen – ob nun aufgrund seiner kurzen Beine oder um dem Klischee eines Zahnarztes zu entsprechen –, geht mir schon gehörig gegen den Strich. Zumal schmücken in Britneys Fall ohnehin eine fragwürdige Bezeichnung ist. Aber Frauen, die nicht den Anspruch haben, aus eigener Kraft und mit eigenem Geld etwas zu schaffen, sind in meinen Augen wirklich der Gipfel. Was mich bei Frauen außerdem auf die Palme bringt, sind Unentschlossenheit und divenhaftes Verhalten. Schon für sich genommen sind diese Eigenschaften unerträglich, vereint in einer Person sind sie eine Zumutung. Vereint in Britney steigert sich das Ganze zu einer atomaren Katastrophe. Sie ist quasi der fleischgewordene Reaktorstörfall. Die Kernschmelze.
    Aufgebrezelt bis unter die Klimperwimpern stakst sie jetzt durch die Wohnung und macht eine Welle, als ginge es um ihr eigenes, sauer verdientes Erspartes, das in dieser Wohnung angelegt werden soll. Dabei ist sie doch nur das Accessoire von Dr. Liebig, und in dieser Rolle hat sie eigentlich vor allem eines zu tun: sich schweigsam und bewunderungsvoll an ihn zu schmiegen.
    Aber offenbar hat ihr das niemand gesagt, denn in diesem Moment meldet sich ihre Piepsstimme wieder zu Wort: «Die Katzen, Herr Held. Sind Sie sicher, dass es hier keine gibt?»
    Unfassbar, was glaubt die Nervensäge denn, was Makler so über die Angewohnheiten der anderen Hausbewohner wissen? Gar nichts! Ich weiß ja noch nicht einmal besonders viel über meine eigenen Nachbarn. Bei dieser Wohnung habe ich lediglich das Exposé nach den Angaben des Eigentümers angefertigt, und den habe ich natürlich nicht gefragt, ob Müllers im Ersten einen Hamster besitzen.
    «Sie können wirklich beruhigt sein», wende ich mich in buddhistisch entspanntem Tonfall an Britney und hoffe, dass es ihr letzter Einwand vor einer langen Schweigeperiode war. «Tierhaltung ist laut Hausordnung verboten.»
    Mehr gibt es zu dem Thema ja wohl nicht zu sagen. Jedenfalls von meiner Seite aus. Britney dagegen scheint noch immer nicht zufrieden zu sein. Aufmüpfig schielt sie unter den getuschten Wimpern hervor. Doch ehe sie das Wort «Katze» auch nur ein weiteres Mal in den Mund nehmen kann, setze ich einfach die Wohnungsführung fort. Sicher möchte Dr. Liebig jetzt endlich mal die begeisternde Technik sehen.
    «Kommen wir nun also zu den vielen Highlights dieser Wohnung. Es gibt hier ein paar technische Raffinessen, die Sie begeistern werden.» Mit erzwungenem Enthusiasmus deute ich auf einen Kasten neben der Wohnungstür. Ein unscheinbares Ding, das es dennoch in sich hat. «Unten im Eingangsbereich des Hauses wurde eine moderne Videoüberwachungsanlage mit Langzeitspeicher
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