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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition)
Autoren: Mia Morgowski
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Kündigung.
    Komischerweise erwischt Marcel, mein ärgster Konkurrent, niemals Kunden wie Britney oder den kurzbeinigen Doktor.
    Mit Blick auf mein halbleeres Glas beginnt Ben, mir in stummem Einvernehmen ein weiteres Bier zu zapfen. Über dem geneigten Glas sieht er mich an. «Siehst ein bisschen fertig aus, Alex. Ging wohl um viel Geld heute, was?»
    Ich nicke. Wie recht er hat. Ja, es ging um viel Geld. Um wie viel genau, mag ich mir gar nicht ausmalen. Dann würde ich Britney aller Wahrscheinlichkeit nach sofort an den getunten Wimpern aufhängen.
    «Komm schon, Alex», drängelt er «du lässt dir doch sonst nicht alles aus der Nase ziehen. Erzähl! Hast du wieder eine Butze im Dachgeschoss an einen vertickt, der eigentlich eine Villa mit Garten haben wollte?» Er knallt mir das fertige Bier auf den Tresen. Schnell leere ich das alte Glas.
    Es ist geradezu unheimlich, was Ben sich alles merkt. Manchmal habe ich das Gefühl, er führt heimlich Karteikarten über das, was ihm seine Gäste erzählen. Auch wenn er in dem genannten Fall möglicherweise etwas in den falschen Hals bekommen hat. Ich kann mich an einen derartigen Geniestreich jedenfalls nicht erinnern.
    «Äh, ja, so ähnlich», gebe ich deshalb vage zurück und greife mir das frische Pils.
    Während mir die kühle Flüssigkeit durch die Kehle rinnt, überlege ich, wie sich die Ereignisse des heutigen Tages in geeignete Worte fassen lassen. Als das Glas halb leer ist und die entspannende Wirkung des Alkohols endlich einsetzt, sage ich: «Heute war es echt krass. Der Typ, so ein Promizahnarzt aus München, war gar nicht so übel. Hat für sich und seine Helferin ein Liebesnest gesucht. Du weißt schon.» Ich mache eine obszöne Handbewegung.
    Ben grinst.
    «Hab mir dann stundenlang den Mund fusselig geredet, ihm alles erklärt und alles gezeigt, aber seine Empfangstrulla hat plötzlich angefangen zu –»
    «Warte mal kurz.» Ben dreht sich weg, um bei einem anderen Gast abzukassieren. «Bin gleich wieder bei dir.»
    Ich leere mein Glas. Zum Glück ist Ben kein Freund vieler Worte, und so kehrt er, nachdem er einem weiblichen Gast schnell noch ein Mineralwasser über den Tresen gereicht hat, wieder zu mir zurück. Auffordernd sieht er mich an. «Und, wie ging’s weiter?»
    Ich hole kurz Luft. «Dieser Zahnarzt hat also –»
    «Du warst beim Zahnarzt? Ich dachte, du redest von einer Wohnungsbesichtigung?»
    «Mann, Ben, tu ich doch!» Vielleicht ist an dem Gerücht doch was dran, dass Männer sich nicht auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren können. «Der Kaufinteressent ist Zahnarzt!», sage ich übertrieben deutlich. «Und dem habe ich also alles vorgeführt, von der Gegensprechanlage bis zu den elektrischen Fensterjalousien, und ich sage dir», ich mache eine Pause und vergewissere mich, dass Ben noch konzentriert zuhört, «der hätte die Wohnung genommen, todsicher, wenn nicht –»
    «Klingt doch gut», wirft Ben unpassenderweise ein und lässt seinen Blick aufmerksam durch den Laden schweifen, damit ihm kein Bestellwunsch entgeht.
    Irritiert fahre ich fort. «Also … wenn sich nicht seine Tussi dauernd eingemischt hätte. Frauen! Die haben immer echt schräge Wünsche an eine Wohnung. Unter anderem wollte sie einen Schuhschrank wie bei Sex and the City .»
    «Du guckst Sex and the City ?» Ben, der gerade im Begriff ist, ein Tablett mit benutzten Gläsern und kleinen Flaschen von seiner Kollegin entgegenzunehmen, reißt überrascht die Augen auf. «Ist ja krass. Geht es dabei eigentlich wirklich um Sex?» Er wirft ein paar Flaschen in eine Kiste zu seinen Füßen, dass es scheppert.
    Genervt verdrehe ich die Augen. «Mensch, Ben, natürlich gucke ich Sex and the City nicht! Keine Ahnung, worum es dabei geht. Es ist nur so, dass –»
    In diesem Moment kracht eine Hand auf meine Schulter.
    «Na, Jungs, alles klar?»
    «Flo!», rufe ich überrascht. «Wo kommst du denn her?»
    Ben pflichtet mir bei. «So wie du aussiehst, warst du wohl schon in den Bergen, was?»
    Florian ist in einen protzigen Mantel gehüllt, so dick und schwer, dass er ihn vermutlich in der Tundra als Schlafsack nutzen könnte, ohne nennenswerte Erfrierungen davonzutragen. Mit Sicherheit ein Designer-Stück. Jedenfalls prangt ein faustgroßes Logo auf dem linken oberen Teil des Ärmels. Jeder normale, mündige Mensch hätte den Mantel reklamiert, weil anzunehmen ist, dass ein blinder Taiwanese das Etikett versehentlich auf die Außenseite gesteppt hat. Doch bei
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