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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition)
Autoren: Mia Morgowski
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die Wohnung allein. Ein Exposé mit den Eckdaten und allen weiteren wichtigen Infos geht im Voraus per Mail an sie raus. Offenbar haben die Fakten Ralf Hübner zugesagt, jetzt ist er mit seiner Frau zur Besichtigung erschienen. Also gilt es vor allem, die Frau zu überzeugen. Denn: Was sie nicht will, wird er nicht kaufen .
    Damit Frau Hübner sich gleich zu Hause fühlt, helfe ich mit ein paar gelernten Tricks nach. Im Wohnzimmer lädt ein winziges Cocktailsofa zum Verweilen ein. Das habe ich mir nach Erhalt meiner ersten Verkaufsprovision angeschafft. Ganz nach Bedarf stelle ich es in dem jeweiligen Objekt auf und schaffe auf diese Art eine Wohlfühlatmosphäre und erzeuge in den nackten Räumen eine gewisse Gemütlichkeit. Dazu stehen eisgekühltes Bizzelwasser, etwas Mineralwasser und ein paar Gläser bereit. Außerdem diverse Einrichtungskataloge mit Wohnbeispielen. Im günstigsten Fall läuft es nämlich so, dass die Interessenten gar nicht überlegen, ob sie die Wohnung kaufen, sondern bereits Pläne schmieden, wie sie ihr neues Zuhause gestalten können.
    Die Hübners scheinen langsam zu begreifen, welche Freiheiten sie haben. «Ach, deshalb sagten Sie am Telefon, ich solle mir für die Besichtigung eine Stunde Zeit nehmen.» Herrn Hübner scheint die Idee zu gefallen. Seiner Susanne ebenfalls.
    «Das ist ja nett, komm, Ralf, nimm mal den Katalog mit, dann setzen wir uns dort auf das Sofa.»
    Als ich die Haustür hinter mir zuziehe, sind die beiden bereits in sehr konkrete Überlegungen vertieft.
    Zufrieden steige ich in meinen neuen Volvo, ein Gebrauchtwagen natürlich, den ich anschaffen musste, um das kleine Sofa ohne fremde Hilfe transportieren zu können. Während ich losfahre, wähle ich auf meinem Handy die Nummer von Kai. Meine Finger zittern vor Aufregung. Gleich werde ich Victoria wiedersehen. Nach acht endlos langen Wochen, in denen ich mich aus taktischen Gründen komplett zurückgehalten habe. Mein einziges Werben um sie bestand darin, ihr jeden Montag Blumen zu Miucci zu schicken. Dort ist sie nämlich nach wie vor beschäftigt. Und irgendwie auch wieder nicht. Ach, die Modewelt ist kompliziert … Die Sträuße habe ich jedenfalls ohne Absender und ohne Nachricht geschickt. Das war eine Idee von Ben, mit dem ich mich intensiv besprochen habe. Von Kai als meinem zuverlässigen Spitzel erfuhr ich, dass Victoria mich als Absender wähnte. Außerdem erzählte er mir, dass sie die Blumen nicht wegwarf, sondern auf ihrem Schreibtisch platzierte. Ein gutes Zeichen, das mich am Ball bleiben ließ. Acht Wochen hatte ich mir vorgenommen, sie zappeln zu lassen. Acht Blumensträuße, die sie umstimmen sollten.
    Und heute ist nun der Stichtag. Heute wird sich zeigen, ob sich die Anstrengung gelohnt hat. Und zwar nicht nur für mich, sondern auch für Ernesto Micolucci. Denn er setzte eine andere Idee um, die mir am Tag des Events gekommen war.
    Kai meldet sich. «Hallo, Alex», flüstert er. «Bist du bald da? Ich kann Victoria nicht mehr lange aufhalten.»
    «Keine Sorge, ich biege gerade in den Neuen Wall ein.»
    «Gott sei Dank. War gar nicht so einfach, mir immer neue Dinge einfallen zu lassen, um sie zu beschäftigen. Du weißt ja – sie ist nicht gern unpünktlich.»
    Ich muss grinsen. Sie hatte sich nicht verändert. «Super von dir. Wie viel zu spät ist sie denn jetzt dran?»
    Es entsteht eine kleine Pause, in der Kai vermutlich auf die Uhr sieht. «Eine Viertelstunde. Bis sie am Rathausmarkt den Bus in Richtung Hafencity erwischt, dürften es zwanzig Minuten geworden sein.»
    «Perfekt! Dann suche ich mir jetzt hier einen Parkplatz und passe sie ab. Wir treffen uns doch später vor Ort, oder?»
    «Klar. Ich hoffe, um zu feiern.»
    «Das hoffe ich auch.»
    Ich lege auf und fahre kurz an die Seite, um zu warten, bis Victoria bei Miucci aus der Tür kommt. Sie hat ein Vorstellungsgespräch in der Hafencity. Ein neuer Job, bei dem es darum geht, eigenverantwortlich eine Luxusmarke auf dem Markt zu lancieren. Einzelheiten wurden nicht genannt, nur dass es um eine Ladeneröffnung geht. Die Anzeige lief unter einer Chiffre-Nummer, und Kai hat dafür gesorgt, dass Victoria sie entdeckt und sich bewirbt. Den Termin bekam sie per Post mitgeteilt, die Adresse wurde per Mail bekanntgegeben, allerdings erst heute Morgen. Damit sie nicht im Vorwege spionieren konnte …
    Plötzlich sehe ich sie. Ohne sich umzuschauen, hetzt sie die Straße entlang, und ich habe Mühe, mein Auto schnell genug aus der
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