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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition)
Autoren: Mia Morgowski
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Glaubst du wirklich, er sieht schweigend zu, wie eine fremde Frau das Geschäft seines Vaters führt? Und überlässt mir sogar das Feld?» Sie schüttelt den Kopf. «Mit Sicherheit nicht. Er würde mir das Leben zur Hölle machen, mich sabotieren und meine Arbeit behindern, wo er nur kann. Natürlich so, dass keiner es merkt. Aber für solch ein Spiel fehlt mir die Energie.» Sie pfeffert das Taschentuch in den Müll. «Ich möchte meine Kraft lieber in meinen Job stecken und nicht in einen Konkurrenzkampf, den ich nicht gewinnen kann.»
    «Heißt das, Flos Abfuhr ist nicht der Grund, warum du gehst?»
    «Seine Abfuhr ? Du meinst den Quatsch, den er heute Morgen in der Küche von sich gegeben hat?»
    «Äh … ja.»
    Victoria lehnt sich gegen den Schreibtisch. «Vollkommener Schwachsinn. Er hat mich ein paarmal zum Essen eingeladen, aus Dank, dass ich die Arbeit für ihn erledige. Auf seine anzüglichen Sprüche hätte ich dabei gut und gerne verzichten können. Aber einen Annäherungsversuch hat er nie gewagt. Dafür ist er viel zu feige. Sicher war ihm klar, dass ich dann kündigen würde.» Sie schnappt sich ihren Schal und wickelt sich das lange Teil hektisch um den Hals. «Keinen Tag länger als unbedingt notwendig halte ich es mit ihm in diesem Laden aus.»
    «Aber was ist mit …»
    … mit uns?, will ich fragen. Doch stattdessen sage ich: «… mit Kai? Soll der dann hier mit Flo allein bleiben?»
    Victoria ringt sich ein Lächeln ab. «Kai kommt schon klar. Der hat ein dickes Fell.» Sie hängt sich ihre Tasche über die Schulter und geht in Richtung Tür. «Mach’s gut, Alex. Ist wirklich schade, dass du genauso ein Idiot bist wie Florian. Und das, obwohl ihr ja nicht mal verwandt seid.»

[zur Inhaltsübersicht]
    26. Kapitel
Zwei Monate später
    «Wissen Sie zufällig, ob jemand in diesem Haus Vögel hält?»
    Ralf Hübner, ein schätzungsweise fünfzigjähriger Wohnungsinteressent mit dicken Klunkern an den Wurstfingern, steht mit seiner aufgetakelten Frau Susanne in einem Neubau am Rande der Hafencity. «Susi kann Vogelgezwitscher nämlich nicht ausstehen.»
    Kurz muss ich grinsen, weil mir Britney und ihre Katzenhaarallergie einfallen. Obwohl die Begegnung mit ihr gerade mal neun Wochen zurückliegt, kommt es mir vor, als lägen Jahre dazwischen. So viel ist in der Zwischenzeit passiert.
    Noch immer arbeite ich für Hambitare Immobilien. Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt auch noch immer in der Hafencity. Das durfte ich mir aussuchen, denn ich habe das Objekt verkauft, den Score geknackt und als Jahresbester abgeschnitten. Seitdem behandelt mich Friedrich von Klatt wie ein rohes Ei. Besser gesagt: Er lässt mich schalten und walten, wie ich möchte. Und das ist auch gut so. Denn inzwischen habe ich meine eigene Strategie, wie Wohnungsbesichtigungen ablaufen sollten. Das Erfolgsrezept ist eine Mischung aus Kais Verkaufsregeln und den bei Miucci gesammelten Erfahrungen mit Kundinnen, die ich mir zu Herzen genommen habe. Diese neue Taktik funktioniert außerordentlich gut. Und da mache ich jetzt wirklich kein bisschen auf dicke Hose.
    «Ich würde vorschlagen, Sie testen die Geräuschentwicklung dieser Wohnung am besten selbst in Ruhe», schlage ich den überraschten Vogelhassern vor und zwinkere Frau Hübner freundlich zu. Eine Anprobe sagt mehr als tausend Worte. «Fühlen Sie sich hier wie zu Hause und lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie benötigen. Im Wohnzimmer stehen ein paar Erfrischungen bereit – bitte bedienen Sie sich.»
    «Oh», entfährt es Susanne Hübner, «aber …»
    Ich weiß, was jetzt kommt. Alle Interessenten fragen dasselbe. «Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich fahre zurück ins Büro und lasse Sie hier für einige Zeit allein. Manche Dinge lassen sich einfach besser besprechen, wenn der Makler nicht mithört, habe ich recht?»
    «Okay, aber …» Offenbar ist diese freizügige Art der Besichtigung bislang einzigartig. Die Hübners wirken irritiert, aber gleichzeitig auch erleichtert. Niemand, der ihnen auf den Füßen steht und der mit unwichtigen Details nervt, die sie bereits dem Exposé entnehmen konnten.
    «Wenn Sie fertig sind, wäre ich für einen kurzen Anruf und ein kleines Feedback dankbar. Aber den Haustürschlüssel können Sie sonst auch einfach unten in den Briefkasten werfen.» Sei aufdringlich, ohne dich aufzudrängen.
    Ehe die beiden antworten können, ziehe ich mir den Mantel über.
    Meine neue Strategie ist simpel: Die Interessenten erkunden
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