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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5
Autoren: Marion Chesney
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Blick sich ihrer
Tochter zuwandte. In der ganzen Grafschaft Berham gab es niemanden, der es mit
Ann Carter aufnehmen konnte.
    Hinter
ihrer Porzellanpuppen-Fassade dachte Ann fieberhaft nach.
Sie mochte Diana nicht. Abgesehen davon mochte sie überhaupt keine anderen
Mädchen ihres Alters. Aber diese Diana hatte durch die Heiraten ihrer
Schwestern Beziehungen zu den allerbesten Gesellschaftskreisen. Wenn dieser
häßliche kleine John Bull von einem Geistlichen den geheimnisvollen Lord
Dantrey in sein Haus locken konnte, dann wollte Ann auch dabeisein, wenn er
einlud.
    Sie
streckte ihre kleine Hand aus und drückte Dianas größere, wobei sie eine
impulsive Warmherzigkeit zur Schau stellte. »Oh, lassen Sie uns Freundinnen
sein, Miß Diana«, sagte sie. »Ich sehne mich so sehr nach einer Freundin.«
    Diana sah
die hübsche Ann mit einem unerwarteten Anflug von Zuneigung an. Noch nie hatte
ein Mädchen Diana »Freundin« nennen wollen.
    »Ich würde
mich darüber mehr als über alles andere freuen«, sagte sie.
    Und Diana
lächelte. Ein offenes, hinreißendes Lächeln, das ihr Gesicht, einen Augenblick
zuvor noch mürrisch und mißmutig, erstrahlen ließ und ihr ganzes Wesen zu
verzaubern schien.
    Hätte Mrs.
Carter nicht gerade nach einem zweiten Stück Madeirakuchen gegriffen und hätte
sie die verwandelte Diana gesehen, dann wäre der Vorschlag ihrer Tochter, sich
mit Diana Armitage zu befreunden, schnell im Keim erstickt worden. Aber als sie
den Blick hob, war Dianas Gesicht bereits wieder von der Pein, sich in
Gesellschaft zu befinden, umwölkt, und sie sah aus, als könnte sie zu keiner
Zeit und unter keinen Umständen zu einer Rivalin für die schöne Ann werden.
    Endlich war
der Besuch vorüber. Der Wind hatte sich gedreht und kam jetzt von Westen. Als
Mr. Armitage und seine Tochter zu Hause ankamen, begann es zu regnen.
    »Papa«, bat
Diana ernsthaft. »Bevor wir hineingehen, flehe ich dich an, mich morgen
mitreiten zu lassen. Squire Radford
wird mich nicht erkennen.«
    »Er ist der
einzige, der dich erkennt«, schnaubte der kleine Pfarrer. »Jimmy Radford mag
alt sein, aber seine Augen sind so scharf wie die eines Habichts. Nein, Diana.
Du bleibst lieber zu Hause und versuchst, dir ein paar gute Umgangsformen
zuzulegen, wie diese junge Ann Carter. Von jetzt an ist dein Sport die Jagd
nach einem Ehemann.«
    »Ich will
doch gar nicht heiraten«, rief Diana leidenschaftlich aus. »Ich will nie
heiraten.«
    Aber als
sie die schmale Treppe zu ihrem Zimmer hinaufstieg, tönten ihr die Worte der
Zigeunerin in den Ohren.
    In einem Kaffeehaus in Hopeminster legte
Jack Emberton ein Bein auf den Hocker vor sich und sagte zu seinem Freund,
Peter Flanders:
    »Weil wir
gerade von den Damen reden, Peter, ich habe heute ein verteufelt schönes
Exemplar gesehen.«
    »Silber
oder Messing?« fragte Mr. Flanders knapp.
    »Oh, ganz
bestimmt Silber. Sie saß zusammen mit einem kleinen Pfarrer hinter ein paar
schnellen Braunen.«
    »Ach, das
wird eines der berühmten Armitage-Mädchen gewesen sein.«
    Die beiden
Freunde schwiegen eine Zeitlang. Jack Emberton war hochgewachsen und
breitschultrig. Er hatte schwarze Locken und fröhliche blaue Augen in einem
eckigen, hübschen, gebräunten Gesicht. Peter Flanders war ebenfalls groß, aber
dünn und knochig. Seine Magerkeit wurde noch unterstrichen durch eine fest
zugeknöpfte schwarze Jacke, die er über einer engen, in langen, dünnen, engen
Stiefeln endenden Hose trug. Er hatte ein langes, dünnes, schmales Gesicht, das
zu seinem übrigen Äußeren paßte. Sein braunes Haar war so zurückgekämmt, daß es
über der Stirn nach oben stand.
    »Reich sind
sie, was? Die Armitages, meine ich«, sagte Jack
Emberton schließlich.
    »Der
Pfarrer ist arm wie eine Kirchenmaus«, erwiderte Mr. Flanders, »aber seine
Schwiegersöhne haben Geld wie Heu.«
    »Die Miß
Armitage, die ich gesehen habe, war ein großes, faszinierendes Mädchen mit
unvergeßlichen Augen.«
    »Diana
Armitage«, sagte Mr. Flanders mit weiser Miene. »Mag keine Männer. Das ist in
der Grafschaft Berham bekannt.«
    Wieder
herrschte wohltuendes Schweigen.
    »Vielleicht
sollte ich mein Glück in der Richtung probieren«, gähnte Mr. Emberton nach
einer Weile.
    Mr.
Flanders zog die Augenbrauen so hoch, daß sie fast unter seinem Haaransatz
verschwanden. »Du, Jack, willst heiraten?«
    »Ich habe
nichts von Heirat gesagt.«
    »Ja, aber
du kannst doch nicht so einfach Pfarrerstöchtern die Unschuld rauben.«
    »So
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