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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5
Autoren: Marion Chesney
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geschaffen schienen, auf unwürdigere Sterbliche herabzuschauen.
Ihre Tochter Ann war ein kleines zerbrechliches Püppchen mit blonden Locken,
großen blauen Augen und kleinen Händen mit Grübchen. Die kalten Augen von Mrs.
Carter machten Diana ganz unsicher. In ihrer Tolpatschigkeit kippte sie ihre
Teetasse um. Ann stieß einen kleinen Schrei aus und rückte von ihr ab, so daß
sich Diana auf einmal wie ein zu groß geratener Bauerntrampel vorkam.
    Hochwürden
Charles Armitage schien von der feenhaften Ann entzückt zu sein. Es stellte
sich heraus, daß die Carters erst vor kurzem in die Gegend von Hopeminster
gezogen waren.
    »Sie müssen
uns unbedingt einmal besuchen«, sagte der Pfarrer zu Mrs. Carter. »Meine kleine
Diana hat solche Sehnsucht nach weiblicher Gesellschaft, jetzt wo alle ihre
Schwestern verheiratet sind, außer Frederica, die nicht recht zählt, weil sie
zu jung ist und ihre Nase immer in einem Buch hat.«
    Er sah Mrs.
Carter aufmunternd von der Seite an und lehnte sich leicht zu ihr hinüber;
dabei strömte er einen starken
Geruch nach Ammoniak, feuchtem Hund, weißem Brandy und Moschus aus.
    Mrs. Carter
schauderte ein wenig und führte ein kleines weißes Taschentuch an ihre
Nasenflügel. Sie wollte absolut nichts mit diesem bäuerischen Pfarrer und
seiner ungeschliffenen Tochter zu tun haben. Auf der anderen Seite wußte aber
alle Welt von den glänzenden Partien, die die älteren Armitage-Mädchen gemacht
hatten, und eine Freundschaft zwischen Ann und Diana würde Ann
gesellschaftliche Vorteile bringen, wenn sie im nächsten April ihr Debüt
hatte.
    »Wir sind
entzückt«, sagte sie und bedachte Diana, die verzweifelt die Uhr fixierte, als
ob sie damit ihre Zeiger zu schnellerem Lauf bewegen könnte, mit einem frostigen
Lächeln.
    »Ich hab'
daran gedacht, Diana zur nächsten Saison nach London zu schicken«, sagte der
Pfarrer und übersah geflissentlich Dianas schockierten Blick. »Hier in der
Gegend sind die Ehemänner ja nicht mehr so dick gesät wie früher.«
    »Ja, in der
Tat«, seufzte Mrs. Carter und zog die Augenbrauen mißbilligend hoch, weil
Diana ihre gute Kinderstube vergaß und ihre Beine übereinanderschlug. Der
Pfarrer folgte Mrs. Carters Blickrichtung und gab Diana unter dem Teetisch
einen Stoß. Diana schrie »Au!« und blickte ihren Vater trotzig an. Hochwürden
Charles Armitage seufzte. Wie kam es nur, daß ein Mädchen wie Diana die Tabus
der Jägerei so gut kannte – erlaube den Pferden nicht, nach einem Hund
auszuschlagen, reite nicht über ein frisch bestelltes Feld, laß das Vieh nicht
aus der Weide – und nicht in der Lage schien, sich auch nur eine einzige
Anstandsregel zu merken?
    »Ich bin
der Ansicht, daß es in der Grafschaft Berham nicht ganz an passablen Männern
fehlt«, kicherte Ann. »Es gibt natürlich Lord Dantrey.«
    »Bis jetzt
hat noch keiner den jungen Lord gesehen«, wandte Mrs. Chumley ein. »Er hat den
Landsitz der Osbadistons übernommen.«
    »Der arme
Osbadiston«, sagte der Pfarrer, und Tränen traten ihm in die Augen. »Er ist
tief verschuldet gestorben und hat keinen Erben hinterlassen. Das war ein Mann!
Und was für Pferde er hatte, bevor ihn die Spielleidenschaft ruinierte! Wer ist
dieser Dantrey?«
    Mrs. Carter
lachte überlegen. »Man sollte denken, Ihre verheirateten Töchter hätten Sie
nicht im unklaren gelassen. Lord Dantrey soll sehr reich und klug sein. Er ist
den größten Teil seines Lebens im Ausland gewesen und erst vor kurzem wieder
nach England zurückgekehrt. Wir sind alle begierig danach, seine Bekanntschaft
zu machen. Der arme Mann muß vor Langeweile umkommen. Man sagt, daß er
niemanden empfängt.«
    Diana gab
sich einen gewaltigen Schubs. »Ist dieser Lord Dantrey groß und dunkel?« fragte
sie.
    »Ich weiß
es nicht«, erwiderte Mrs. Carter verschlossen. »Ich habe ihm wie so viele
angesehene Gastgeberinnen in der Grafschaft Berham Einladungen geschickt, aber
er hat sie alle abgelehnt, wenn auch auf äußerst höfliche und manierliche Art,
wie das seinem Rang entspricht.«
    »Ich werde
ihm eine Karte schicken«, bemerkte der Pfarrer. »Mich muß er besuchen, weil
ich bessere Beziehungen zum Adel habe als jeder andere in der Gegend. Ich habe
für meine anderen Töchter gute Ehemänner gefunden. Es kann nicht schaden, wenn
ich versuche, die Beute für Diana zu machen, was!«
    Mrs. Carter
beobachtete Diana, sah den mürrischen Ausdruck auf ihrem Gesicht und ihre
ungeschickten Bewegungen, und dann lächelte sie, als ihr
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