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Diana Palmer

Diana Palmer

Titel: Diana Palmer
Autoren: Ein Frauenheld wird schwach
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sie dort finden würde, doch er irrte sich. Sein Vater fand ihn.“
    Tellies Augen wurden immer größer. Es war das erste Mal, dass sie davon etwas hörte. Niemand hatte ihr ein Sterbenswörtchen von dieser Frau erzählt, am wenigsten natürlich J.B. „Und was ist dann passiert?“
    Granges Miene verfinsterte sich. „Wie gesagt: Sein Vater machte die beiden ausfindig. Er passte den Moment ab, in dem J.B. das Hotel, in dem sie abgestiegen waren, verließ, um die Papiere für die Heirat zu besorgen. Dann ging der Alte zu dem Mädchen hoch und machte ihr die Hölle heiß. Er erpresste sie ganz unverhohlen. Er sagte, wenn sie in diese Heirat einwilligte, würde er dafür sorgen, dass ihr jüngerer Bruder für zwanzig Jahre im Gefängnis landete. Der alte Hammock war gut unterrichtet. Der Bruder dieses Mädchens war damals vierzehn und hing mit Typen herum, die unter anderem mit Crack und Koks und ähnlichem Dreck handelten. Ein Deal war schiefgelaufen, und es hatte sogar einen Toten gegeben. Der Junge hatte zwar mit dem Todesfall nicht direkt etwas zu tun, steckte aber in der Sache drin. Vor Gericht hätte es für Mittäterschaft, zumindest für Beihilfe gereicht. Die Beweise dafür hielt J.B.s Vater in Händen. Ein Privatdetektiv hatte sie ihm besorgt.“
    „Hat J.B. von diesem Gespräch erfahren?“
    Grange machte nun ein gequältes Gesicht. „Das wüsste ich auch gern.“
    „Und was hat J.B.s Mädchen dann gemacht?“
    „Was hätte sie machen sollen? Sie liebte J.B. von ganzem Herzen. Aber sie liebte auch ihren Bruder.“
    „Und sie hat sich für ihren Bruder entschieden“, mutmaßte Tellie.
    „Stimmt“, bestätigte Grange, dem seine Anspannung anzusehen war.
    „Was ist aus ihr geworden?“
    „Sie litt vorher schon an schweren Depressionen“, antwortete er und spielte dabei mit seiner Gabel. Er schien in diesem Augenblick mit seinen Gedanken meilenweit entfernt zu sein. „Sie kam zu dem Schluss, dass es keine Zukunft mehr für sie gab – weder eine mit J.B. noch eine ohne ihn, und hat sich mit einem Revolver erschossen, den sie unter der Matratze ihres Bruders gefunden hatte.“
    Ein Glas kippte um, und Eistee breitete sich auf dem Wachstischtuch aus. Hastig versuchte Tellie die Pfütze mit Papierservietten einzudämmen. Barbara, die Chefin des Hauses, hatte ihr Malheur bemerkt und kam mit einem Wischlappen. „Macht doch nichts“, meinte sie, als Tellie sich wortreich entschuldigte. „Das kann jedem passieren. Ich bringe dir ein neues Glas.“
    Tellie bedankte sich, noch immer aufgewühlt von Granges Erzählung.
    „Sie haben von all dem nichts gewusst, nicht wahr?“, fragte er, als Barbara wieder gegangen war. „Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht beunruhigen oder Ihre Gefühle verletzen. Schließlich haben Sie mit dem Ganzen ja eigentlich nichts zu tun.“
    Tellie schluckte. Das sah sie etwas anders. Einiges an J.B.s Verhalten und speziell an seinem Verhältnis zu Frauen wurde ihr allmählich klarer. Seine Abneigung gegen jede Art von Bindung zum Beispiel. Auch wenn er es nicht war, fühlte er sich vermutlich mitschuldig an dem Tod der Frau, die er geliebt hatte.
    „Was muss sein Vater nur für ein Mensch gewesen sein!“
    Grange starrte sie an. „Gewesen? Wieso gewesen?“
    „Er ist gestorben. In einem Pflegeheim. Es war in dem Jahr, als ich in Marges Haus zog“, erklärte Tellie. „Er hatte einen Schlaganfall gehabt und sich davon nicht mehr erholt. Die letzte Zeit vegetierte er nur noch so dahin. J.B. ist für seine Pflege aufgekommen. Seine Mutter ist schon früher gestorben.“
    Grange nickte nur stumm.
    Nach einer Pause fragte Tellie: „Woher wissen Sie das alles?“
    „Dieser Bruder, von dem ich sprach, war ein guter Freund von mir. Deshalb interessiert mich diese Geschichte. Als hier bei Ballengers ein Job frei wurde, dachte ich, es wäre eine gute Gelegenheit, ein bisschen mehr darüber zu erfahren.“
    „Und? Haben Sie jetzt etwas erfahren?“, fragte Tellie und versuchte dabei, so gut es ging zu verbergen, wie sehr sie das Gehörte aufwühlte.
    Grange nickte. Er sah fast noch finsterer aus als zuvor und starrte in seinen Kaffeebecher. Dann blickte er auf und sagte: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass diese Sache Sie so mitnimmt.“ Es klang wie eine Entschuldigung.
    „Nun, J.B. ist so etwas wie ein großer Bruder für mich“, schwindelte Tellie. „Er hat nie ein Wort über diese Sache verloren. Er ist generell sehr verschwiegen. Ich habe immer gedacht, er genießt
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