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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt
Autoren: Neal Stephenson
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wahrscheinlich das Genick brechen.«
    »Ich glaub, ich hab's drauf«, sagte Bud, »also lad mich voll. Erstes Magazin Elektroschockpatronen. Zweites Magazin Krüppler. Drittes Hellfire. Und bring mir 'n paar Scheiß-Aspirin.«
     

Source Victoria;
eine Beschreibung der Örtlichkeit.
    Die luftholenden Atemzüge von Source Victoria brachen wie eine Gischt hundert Meter langer Callalilien aus dem Gipfel des Königlich Ökologischen Konservatoriums hervor. Darunter machte ein inverser Baum wurzelartiger Leitungsrohre den Vergleich perfekt. Diese Rohre breiteten sich fraktal durch das diamanthaltige Urgestein von New Chusan aus und führten in Form zahlloser Kapillaren, die mehrere Dutzend Meter unter der Oberfläche ringförmig um das Korallenriff herum verteilt waren, ins Wasser des Südchinesischen Meeres. Ein einziges riesiges Rohr, das Meerwasser schluckte, hätte in etwa dieselbe Wirkung gehabt, ebenso hätte man die Lilien durch einen heulenden Schlund ersetzen können, in dem Vögel und Abfall gegen ein blutiges Gitter klatschten, bevor sie die Maschinen zukleistern konnten.
    Aber das wäre nicht ökologisch korrekt gewesen. Die Geotekten von Imperial Tectonics hätten ein Ökosystem nicht erkannt, wenn sie mittendrin gelebt hätten. Aber sie wußten, Ökosysteme waren besonders lästig, wenn sie verpestet wurden, und aus diesem Grund schützten sie die Umwelt mit derselben umsichtigen, besonnenen, grün angehauchten Mentalität, mit der sie Überführungen und Abwasserkanäle entwarfen. Deshalb wurde das Wasser mit Mikroröhren nach Source Victoria befördert, so wie es in einen Strand einsickern würde, und die Luft wehte lautlos die kunstvoll geneigten exponentiellen Trichter der pumpenden Callalilien hinab, wobei jeder Trichter einen Punkt im Parameterraum einnahm, der nicht schrecklich weit von einem zentralen Wunschbild entfernt war. Sie waren kräftig genug, daß sie Taifunen widerstanden, dabei aber doch so flexibel, daß sie sich raschelnd in einer Brise wiegten. Vögel, die sich hineinverirrten, spürten einen Luftzug, der sie in die Nacht hinabzog, und flogen einfach wieder hinaus. Sie wurden nicht mal so sehr erschreckt, daß sie scheißen mußten.
    Die Lilien ragten aus einer Kristallvase mit den Abmessungen eines Stadions heraus, dem Diamanten-Palast, der für die Öffentlichkeit zugänglich war. Jahrein, jahraus marschierten Touristen, aerobicisierende Rentner und Scharen uniformierter Schulkinder hindurch und warfen durch die Glaswände (die in Wirklichkeit aus solidem Diamant bestanden, der billiger war) einen Blick auf die verschiedenen Abschnitte der molekularen Wiederaufbereitungsanlage von Source Victoria. Schmutzige Luft und schmutziges Wasser wurden in Tanks gesammelt. Neben jedem Tank befand sich ein anderer, der etwas reinere Luft und etwas reineres Wasser enthielt. Das wiederholte sich mehrere Dutzend Male. Die Tanks am Ende waren gefüllt mit vollkommen reinem Stickstoff und vollkommen reinem Wasser.
    Die Reihe der Tanks wurde als Wasserfall bezeichnet, ein ziemlich abstraktes Beispiel von Ingenieurshumor, das den Touristen, die nichts Knipsenswertes sahen, völlig entging. Das ganze Geschehen spielte sich in den Trennwänden zwischen den Tanks ab, die eigentlich gar keine Wände waren, sondern fast unendliche Gitter mit submikroskopischen Speichenrädern, die sich unablässig drehten. Jede Speiche packte ein Stickstoffatom oder Wassermolekül auf der schmutzigen Seite und gab es wieder frei, wenn sie es auf die saubere Seite geschafft hatte. Was nicht Stickstoff oder Wasser war, wurde nicht erfaßt und gelangte auf diese Weise auch nicht hinüber. Darüber hinaus gab es Räder, die wertvolle Spurenelemente sammelten, zum Beispiel Kohlenstoff, Schwefel und Phosphor; diese wurden durch andere, kleinere Wasserfälle geleitet, bis sie ebenfalls chemisch rein waren. Die geklärten Moleküle landeten in Reservoirs. Manche wurden mit anderen kombiniert, so daß einfache, aber nützliche molekulare Zwitter entstanden. Am Ende wurden alle zusammen auf ein Netz molekularer Fließbänder befördert, das Zufuhr genannt wurde, und für das Source Victoria und das andere halbe Dutzend Sources von Atlantis/Shanghai die Versorgungsquellen bildeten.
     

Finanzielle Komplikationen von Buds Lebenswandel;
Besuch bei einem Banker.
    Bud war selbst überrascht, wie lange es dauerte, bis er die Schädelkanonen im Zorn einsetzte. Allein das Wissen, daß er sie hatte, verlieh ihm ein derart selbstbewußtes
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