Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Titel: Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
Autoren: Nate Kenyon
Vom Netzwerk:
schlug Tyraels Herz schneller. Die Anspielung war offensichtlich: Balzael hatte Flügel, Tyrael nicht; deshalb stand er nicht auf der gleichen Stufe mit ihm – nicht mehr.
    „Die Engel sind so geblendet von ihrem Stolz, dass sie ihr Schicksal nicht sehen“, entgegnete er. „Vor Kurzem noch nahmst du meine Befehle entgegen. Hast du so schnell vergessen?“
    Statt zurückzuweichen, trat Balzael näher. „Du hast mich genug gelehrt, dass ich weiß, wann ich misstrauisch sein muss.“
    Die Hand des Kriegers bewegte sich auf sein Schwert zu, eine kaum erkennbare Regung, doch was er damit zum Ausdruck bringen wollte, war deutlich. Die Herausforderung erfüllte Tyrael mit Zorn, und auch er tat nun einen Schritt nach vorn. Es juckte seine Finger, nach El’druin zu greifen, das an seiner Hüfte hing. Gleichzeitig war er sich jedoch seiner Grenzen bewusst. Obgleich ein fähiger Kämpfer in der Schlacht, war er nicht mehr so stark wie als Unsterblicher.
    Einen Moment lang glaubte er, Balzael ziehe tatsächlich seine Waffe, doch dann wurde ein Lichtschimmer am Eingang des Raums sichtbar. Der Erzengel der Hoffnung erschien vor ihnen, und noch während Auriel auf die beiden zuschritt, schien sie die Situation in Sekundenschnelle abzuschätzen.
    „Geh“, wandte sie sich an Balzael, „wir kommen bald zusammen.“
    „Man hat mir nicht von einem Treffen …“
    „Der Angiris-Rat ist nicht verpflichtet, dich über all seine Schritte zu unterrichten“, entgegnete Auriel. Das Licht, das sie einhüllte, veränderte sich leicht; jetzt pulsierte es wie ein schlagendes Herz. Es kam nicht oft vor, dass sie sich so kurz fasste, und das verlieh ihren Worten noch größere Wirkung. „Ich wache über den Stein. Geh jetzt.“
    Balzael zögerte einen Moment, bevor er sich andeutungsweise verneigte. „Wie du wünschst“, sagte er. Dann wandte er sich ab und verschwand durch den Bogengang, wo sein Licht in der Düsternis verblasste.
    Auriel und Tyrael blieben allein zurück. Nach ein paar pulsierenden Herzschlägen drehte sie sich zu ihm herum.
    „Seine Erhebung hat ihn hochmütig gemacht.“
    „Mut und Hochmut sind miteinander verwandt“, meinte Tyrael. „Im Kampf gegen das Oberste Übel bewies er Heldenmut und schickte mehr Dämonen zurück in die Hölle als jeder andere. Imperius traf die naheliegende Wahl. Ich an seiner Stelle hätte das Gleiche getan.“
    „Vielleicht.“ Auriels Licht wurde schwächer und wärmer, während sie ihn musterte. „Ich wollte glauben, dass du hier weilst, um jemanden zu treffen. Nur tritt der Rat heute nicht zusammen. Du wirkst … müde, mein Bruder. Vermagst du nicht zu schlafen?“
    „Ich wünschte, ich hätte es nicht nötig zu schlafen.“
    „Oh, aber so ist es nun einmal“, erwiderte sie. „Ich spürte deinen inneren Konflikt. Er war es, der mich von den Gärten hierher zog. Balzael ist …“ Sie machte eine Bewegung, wie um Gedanken zu verscheuchen. „Die Himmel sind kein Ort der Versöhnlichkeit – und auch nicht der Feinfühligkeit. Die Engel haben wenig Verständnis für deine Entscheidung, Tyrael. Aber das heißt nicht, dass diese Entscheidung keine Berechtigung hätte.“
    Auriel zog Al’maiesh hervor, die Kordel der Hoffnung, und streckte den Kampfhandschuh vor, in den ihre Rüstung und fließenden Roben ausliefen. Sie war die Verkörperung des Lichts selbst, und als sie ihm die Kordel über die Schulter legte, flutete Wärme durch sein sterbliches Fleisch, begleitet von einem Gefühl der Ruhe und des Behagens.
    Die Zeit hörte auf, zu existieren, solange das Band um ihn geschlungen war. Dann zog Auriel es zurück, und die Wärme verebbte.
    „Du sorgst dich“, meinte sie nach einer Weile. „Meinetwegen?“
    „Ich würde nie an dir zweifeln“, entgegnete Tyrael. Er hatte Mühe, teilnahmslos zu bleiben, wie es sich für einen Erzengel gehörte, denn er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Wenn er nachts schlief, träumte er so, wie die Sterblichen träumten; er erblickte nicht die Visionen der Engel, sondern versank in einen tieferen, fließenderen Zustand und besuchte Orte, die er nie zuvor gesehen hatte. Zunächst waren diese Träume fröhlich, erfüllt von Eindrücken der Hohen Himmel und seiner früheren unsterblichen Existenz. Doch im Verlauf der Nächte hatten sie begonnen sich zu wandeln: Das strahlende Licht und die Musik der Traumlandschaften verfinsterten sich. Er träumte davon, dass etwas ihn verfolgte, etwas, dem er nicht entkommen konnte – ein Schatten,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher