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Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Titel: Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
Autoren: Nate Kenyon
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Tagelöhnern und Prostituierten, von Dieben und Wahnsinnigen bewohnt. Es gab keine Fackeln auf den Gassen, sodass die Schatten tiefer wurden und nur vage Umrisse preisgaben. So betrunken er auch wirken mochte, der Geschichtenerzähler gehörte nicht in dieses Viertel – nach Einbruch der Dunkelheit kam selbst die Stadtwache nur selten hierher. Die Behausungen waren aus Schlamm und Sand, die Dächer mit Maishülsen gedeckt, die im Wind knisterten und flatterten. Das Geräusch übertönte Jacobs Schritte, aber der fette Kerl hätte ihn wohl auch sonst nicht gehört; im Laufe vieler Jahre hatte er gelernt, wie man sich einem Ziel unauffällig näherte.
    Vielleicht, überlegte er, war er seit dem Verlust von El’druin, dem Schwert der Gerechtigkeit, schwächer oder verzweifelter geworden. Mit der Klinge hätte er die wahren Absichten des Mannes gewiss leicht erkannt. Jacob zog nun schon seit beinahe zwanzig Jahren durch diese Lande und suchte nach Orten, wo das Verhältnis von Gut und Böse aus dem Gleichgewicht geraten war, und das Schwert des Erzengels Tyrael war dabei ebenso ein Teil von ihm geworden wie sein schlagendes Herz. Ohne die Waffe fühlte er sich blind; er tastete in der Dunkelheit, bis er auf einen Widerstand stieß, und das war gefährlich. Vor allem hier, wo jeder Schatten ein Messer oder einen zutretenden Stiefel verbergen konnte.
    Er war kein Held, jetzt nicht mehr. Nicht, dass er sich je als Heroen betrachtet hätte. Andere mochten ihn in diesem Licht gesehen haben, doch er war einfach dem Willen des Schwertes gefolgt und hatte nach Gerechtigkeit gestrebt. Doch nachdem er schon so weit gekommen war, wäre es sinnlos gewesen, jetzt noch kehrt zu machen. Er musste herausfinden, was am Ende dieses Weges lag.
    Jacob konnte den Umriss des Geschichtenerzählers nur mit Mühe ausmachen, während dieser auf das größte der Gebäude zuging. Es war außerdem das Einzige, in dem Licht brannte: Ein rötlicher Schimmer flackerte durch ein kleines Fenster in den dicken Schlammwänden, hell genug, um das Gebäude zu einem Leuchtfeuer in der Nacht zu machen. Vielleicht fühlte der feiste Kerl sich einfach nur dorthin gezogen, weil er nach einem Ort suchte, wo der eisige Atem des Sturms nicht mehr nach ihm griff? Oder gehörte er doch hierher? Seine Kleidung deutete zwar an, dass er einst wohlhabend gewesen sein mochte, doch ein Mitglied der Oberschicht von Caldeum wäre vermutlich lieber gestorben, als den Wanderer zu besuchen. Diese Straßen waren der letzte Außenposten auf dem Weg in die Vergessenheit.
    An der Tür holte Jacob den fetten Mann ein. Der Kerl fummelte gerade an dem rauen, verknoteten Stück Seil herum, das den Eingang geschlossen hielt, und als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, stieß er einen leisen Schrei aus. Jacob drehte ihn zu sich herum. Er sah, dass jegliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen war; die kalkweiße Haut ließ ihn in der Dunkelheit wirken wie ein Phantom. Sie waren ungefähr gleich groß, aber obwohl der Erzähler mindestens zweihundert Pfund mehr wog, sah er nicht aus, als stelle er eine Bedrohung dar.
    „Deine Geschichte“, sagte der Mann aus Staalbreak, „wie endet sie?“
    „Ich bitte Euch“, stammelte der Kerl, und seine Schweinsäuglein quollen aus den Höhlen, während er in die Schatten unter Jacobs Kapuze starrte. „Ich … Ich habe kein Geld …“
    Der Wind riss eine Maishülse vom Dach über ihnen los, sodass sie raschelnd zu Boden wirbelte.
    „Die Geschichte, die du im Wanderer erzählt hast – ich will mehr darüber wissen. Was weißt du noch über den Erzengel Tyrael?“
    „Ich … gar nichts. Ich meine, nicht wirklich. Ich bin nur ein armer Tropf, der sich ein paar Münzen für ein Mahl verdienen will.“ Der fette Kerl kniff die Augen zusammen; er schien nach irgendeiner Verbindung zu suchen. „Wurdet Ihr hierhergeschickt, um den armen Abd al-Hazir zu suchen?“
    „Al-Hazir, der reisende Schreiberling? Ist er da drinnen?“
    Die Verwirrung auf dem Gesicht des Erzählers war größer, als es angesichts der Frage gerechtfertigt gewesen wäre. Er öffnete den Mund, wie um zu antworten, doch nichts kam heraus. Stattdessen tastete er mit ungeschickten Fingern nach seiner Hosentasche und ergoss ihren Inhalt über den Boden. Münzen rollten durch den Staub.
    „Oh, nein“, haucht er, dann wich er kopfschüttelnd zurück, bis sein Rücken die Tür berührte. „Nehmt alles, was ich habe. Lasst mich nur gehen … Oder seid Ihr ein Dämon , der
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