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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Enden beider Seiten vom Boden. In der Mitte war der Bogen so hoch, dass Chane selbst mit gehobenem Arm nicht imstande gewesen wäre, den oberen Teil zu berühren.
    Er trat näher und stellte fest, dass das Messing nicht massiv war, sondern hohl – das Tor bestand nicht aus Stangen, sondern aus Röhren. Wynn nahm einen kurzen Messingstab von einer Halterung an der einen Säule.
    Der weiße Marmor der Eingangstüren trug das Emblem einer Tafel, die sich in der Mitte öffnete, wenn die beiden Türflügel aufschwangen. Die Darstellung dieser Tafel wies Schriftzeichen auf, vielleicht ein Auszug aus einem heiligen Text oder … eine Warnung?
    Chane brachte die letzte Stufe hinter sich und blieb stehen.
    War dies ein heiliger Ort?
    Er hatte die Geschichten gehört, in denen es hieß, dass Untote keine heiligen Orte betreten konnten. Es gab jede Menge Aberglauben, was seine Art betraf. Manche Behauptungen stimmten, zum Beispiel was Sonnenlicht, Knoblauch und Feuer anging, aber andere waren falsch, wie er bei einigen erschreckenden Zwischenfällen herausgefunden hatte.
    »Was ist?«, fragte Wynn.
    Sie beobachtete ihn und schien zu ahnen, dass er plötzlich mehr fürchtete als nur die Sonne. Wie sollte er es erklären, wenn sie nicht schon Bescheid wusste? Chane schüttelte den Kopf. Ohne einen Ort, an dem er sich verstecken konnte, und ohne eine Möglichkeit, die Wahrheit herauszufinden, saß er zwischen dem heiligen Boden vor ihm und dem Sonnenaufgang hinter ihm in der Falle.
    »Bist du sicher, dass dies der richtige Ort ist?«, krächzte er.
    Wynn antwortete nicht und schlug stattdessen mit der Stange an den großen Messingbogen.
    In Chane krampfte sich etwas zusammen, als der tiefe Ton an seine Ohren drang. Wynn schlug noch zweimal an den Bogen, und die Töne vibrierten in ihm, schienen in seinem Innern widerzuhallen. Und sie hallten laut über die Straße, wie die Stimme eines Ausrufers.
    »Jemand sollte auf sein«, sagte Wynn, aber es klang nervös.
    Stille kehrte zurück, und Chane spürte, wie seine Anspannung wuchs.
    Was würde geschehen, wenn er über die Schwelle des Tempels trat? Würde er in Flammen aufgehen, wie vom Licht der Sonne berührt? Oder würde er einfach umfallen, endgültig tot?
    Ein Türflügel öffnete sich, ohne dass Angeln knirschten.
    Wynn seufzte hörbar, als ein weißhaariger Zwerg nach draußen sah.
    Er musterte das Trio vor dem Tempel, sein recht flaches Gesicht war verschrumpelt wie eine halb vertrocknete Frucht. Welliges Haar reichte über die breiten Schultern hinweg und schien sich mit dem dichten Bart zu vereinen. Unter der breiten Nase fehlte ein Schnurrbart. Er trug eine braune Kniehose und typische schwere Zwergenstiefel. Hinzu kamen ein Musselinhemd und eine hüftlange Filzweste in flammendem Orange.
    Nicht unbedingt die Aufmachung, die Chane von einem Priester erwartet hätte.
    Als der Zwerg Wynns Kutte sah, wurden seine Augen ein wenig größer. Bevor er einen Ton sagen konnte, ergriff Wynn Chanes Arm.
    »Dürfen wir eintreten?«, fragte sie rasch.
    Der alte Zwerg wich beiseite und winkte einladend. Schatten lief voraus, und Wynn machte Anstalten, Chane durch die Tür zu ziehen. Doch im letzten Moment löste er den Arm aus ihrem Griff.
    Er wollte nicht, dass sie ihn berührte, wenn … wenn etwas geschah.
    Wynn sah erstaunt zu ihm hoch und neigte den Kopf zur Seite, als sie durch die Tür trat. Chane näherte sich der Schwelle, senkte dabei den Blick und beobachtete seine Füße, wie sie sich dem heiligen Boden näherten.
    Langsam hob er den linken Stiefel vom Granitboden vor der Tür und setzte ihn auf die Mosaikfliesen jenseits der Tür.
    Chane wankte, machte noch einen Schritt nach vorn und rechnete jeden Augenblick damit, dass etwas Schreckliches geschah. Hinter ihm wies ein dumpfes Pochen darauf hin, dass sich die Tür wieder geschlossen hatte. Schatten saß vor ihm und beobachtete ihn mit ihren unnatürlich blauen Augen.
    Schatten konnte Untote wittern, war aber nicht in der Lage, Chanes wahre Natur zu erkennen, solange er den »Ring des Nichts« trug. Sie durchschaute ihn nicht, machte jedoch keinen Hehl aus ihrer Abneigung.
    Schließlich schnaubte sie leise und tappte durch den Eingangsraum.
    »Was ist los mit dir?«, flüsterte Wynn, und Chane zuckte zusammen.
    Er stand in einem Tempel, und ihm war nichts zugestoßen.
    »Danke, Shirvêsh Klöpfel«, wandte sich Wynn an den alten Zwerg. »Wir sind gerade eingetroffen, und im Winter ist es hier oben so früh am Morgen viel
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