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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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senkte den Kopf, und Magieres Ärger verflog. Leesil wirkte müde und traurig. Hinter seiner Reaktion steckte mehr als die Täuschungen, die sie seit dem Verlassen von Miiska aufgedeckt hatten. Ein Teil seiner Erbitterung bezog sich auf sie.
    »Keine Sorge«, warf Wynn ein. »Gebt mir eine Nachricht mit, mündlich oder schriftlich. Ich verspreche, dass Karlin alles erfahren wird.«
    Magiere wollte nur nach Hause zurück, aber die Worte der Weisen gaben ihr zu denken. Sie, Leesil und Chap waren noch nicht fertig. Sie suchte Antworten in Hinsicht auf Vergangenheit und Zukunft. Und sie wollte wissen, warum sie hier war.
    Leesil war nahe, ignorierte sie aber, und plötzlich hatte Magiere das Gespräch satt. Plötzlich hatte sie nur noch den Wunsch, dieses Zimmer zu verlassen und mit Leesil allein zu sein.
    »Wir haben das Geld noch nicht«, sagte sie. »Bis das nicht geklärt ist, können wir keine Entscheidung treffen.«
    Die beiden Weisen wünschten ihnen eine gute Nacht und gingen. Leesil legte sich Magieres unverletzten Arm über die Schulter und verzog kurz das Gesicht, als er seinen Hals berührte, führte sie dann zurück zu ihrer Unterkunft in der alten Kaserne. Chap folgte ihnen, wund und steif, ansonsten aber wohlauf.
    Als Leesil Magiere auf die untere Pritsche sinken ließ, schien er noch immer in Gedanken versunken zu sein.
    »Es tut mir leid«, sagte Magiere. »Ich habe den Ballast all der Dinge mit mir herumgeschleppt, die geschehen sind, noch bevor wir Miiska verließen.«
    »J a … «, flüsterte Leesil. »Aber lassen wir das für einen Moment. Da ist noch etwas anderes, das du wissen solltest. Etwas, das heute Nacht in der Kanalisation geschah.«
    Magiere hielt den Atem an und wusste nicht, ob sie noch mehr ertragen konnte.
    »Meine Mutte r … «, hauchte Leesil. Er schien sich zu fürchten, es laut auszusprechen. »Vielleicht lebt sie noch.«
    Magiere ergriff seinen Arm und zog ihn herunter. Er ging vor ihr in die Hocke, und bevor sie ihm die erste drängende Frage stellen konnte, erzählte er von der Begegnung mit dem El f – dem Anmaglâhk – namens Sgäile. Magieres Argwohn wuchs, als sie hörte, wie Chap den Elfen an die Wand gedrängt und so sehr eingeschüchtert hatte, dass er bereit gewesen war, einige von Leesils Fragen zu beantworten.
    »Vielleicht hat man sie für das eingekerkert, was sie mir beibrachte«, sagte Leesil. »Aber aus Sgäiles Beobachtung schließe ich, dass ihr nicht genug Zeit blieb, mich alles zu lehre n – oder vielleicht war das ihre Entscheidung. Ich glaube, sie könnte Darmouth entkommen sein, und wenn ich recht habe, bringen die Elfen keine Artgenossen um, nicht einmal Verräter.«
    Chap beobachtete sie beide aufmerksam, und Magiere glaubte zu sehen, wie sich in den Augen des Hundes etwas veränderte, als Leesil über den elfischen Assassinen sprach.
    »Sie hat mir Chap gegeben«, erinnerte sich Leesil.
    Neuer Kummer erfasste Magiere. Leesils so lang verborgene Schuldgefühle in Hinsicht auf seine Eltern kehrten angesichts der Ungewissheit über das Schicksal seiner Mutter umso schmerzhafter zurück.
    »Wenn sie noch lebt, finden wir sie«, versprach Magiere. »Wir finden heraus, warum dies alles mit uns passiert ist.«
    Der Brief, dessen Aufforderung sie nach Bela gefolgt waren, hatte Veränderung in ihr Leben gebracht, und jetzt standen weitere Veränderungen bevor. Magiere begriff, dass sie nicht nach Hause zurückkehren konnten.
    »Wir«, wiederholte Leesil, und sein leises Lachen weckte Unbehagen in Magiere. »Das ist ein ganz anderes Rätsel. Und ich glaube, ich verstehe jetzt den springenden Punkt.«
    Leesil zeigte das linke Handgelenk, und deutlich waren die von Magieres Zähnen stammenden Narben zu sehen. Sie stieß seinen Arm fort und wich zurück.
    »All die Distanz, die du zwischen uns geschaffen hast«, sagte er vorwurfsvoll. »Dies ist der Grund.«
    »Nicht jetzt, Leesil«, warnte Magiere.
    »Wie ich schon sagte: Ich bin nicht so leicht umzubringen.«
    Magiere drehte sich der Magen um, als Leesils Worte Erinnerungen in ihr weckten. Sie fühlte sein Fleisch zwischen ihren Zähnen, in jener Nacht, als das Lagerhaus niedergebrannt war. Sie schmeckte sein Blut und schluckte es hinunter, denn in jenem Moment begehrte sie nichts anderes. Nicht das Blut von irgendjeman d – nur seins.
    »Doch, das bist zu!«, entfuhr es ihr. »Du kannst dies nicht so einfach machen!«
    Leesil wich verwirrt zurück. »Wie meinst du das?«
    »Keiner von uns beiden weiß
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