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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren
Autoren: Samuel R Delany
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geht's nicht gut. Eigentlich schon seit zwei Tagen . . .«
    »Ihr habt aber einen weiten Weg vor euch, gleich wohin«, sagte sie.
    Ich fragte mich, wie sie die Leuchttiere fand, die mich umringten und auf den rauhen Asphalt hinter ihr pastellfarbene Schatten warfen.
    Glas fragte: »In Kanada, ist da noch alles okay?«
    »- und in Alabama -?« fragte Spinne.
    »Klar. Überall sonst ist es okay. Passiert hier noch was?«
    Als niemand antwortete, sagte sie:
    »Es ist einfach ... es wird immer komischer, je näher man kommt, so wie sich alle benehmen. Wie ist es denn drin?« D-t sagte: »Ganz schön rauh.« Die anderen lachten. Sie lachte.
    »Aber wie du schon sagtest«, meinte Drachenlady. »Typen haben es ziemlich easy«, was sie aber, glaube ich, nicht verstanden hat, denn Drachenladys Stimme klingt wie die eines Mannes, es sei denn, man hört aufmerksam hin.
    »Gibt es irgendwas, was ihr mir sagen könnt? Ich meine, was einem helfen kann? Ich gehe ja schließlich rein.«
    »Yeah«, sagte ich. »Manchmal kommen Typen und nehmen das Haus auseinander, in dem du gerade wohnst. Manchmal schießt man auf dich von einem Dach herunter - es sei denn, das Dach selber fällt zufällig gerade auf dich runter. Oder du bist diejenige obendrauf, die schießt -«
    »Er hat diese Gedichte geschrieben«, sagte Feuerball über meine Schulter. »Er hat diese Gedichte geschrieben, und sie haben sie in einem Buch herausgebracht und so! Überall in der Stadt sind sie zu haben. Aber dann hat er noch ein paar geschrieben, aber da sind sie gekommen und haben sie alle verbrannt -« Seine Stimme zitterte, am fiebrigen Abgrund zur Hysterie entlang.
    »Willst du eine Waffe?« fragte ich. »Die du mit reinnehmen kannst?«
    »Wow!« sagte sie. »So ist es also?«
    Glas stieß ein kurzes, hartes Lachen aus.
    »Yeah«, sagte ich. »So leicht hatten wir es.«
    Spinne sagte: »Willst du ihr was über . . . den Vater erzählen? Du mußt ihr von June erzählen.«
    »Sie wird davon hören.«
    Glas lachte wieder.
    D-t sagte: »Was kann man sagen?«
    Sie ließ die Daumen über die Rucksackträger gleiten und verlagerte das Gewicht auf ein Bein. Sie trug schwere Wanderstiefel, einer weitaus schlammiger als der andere. »Brauche ich eine Waffe?«
    »Willst du ihr das geben?« fragte Drachenlady, als ich die Orchidee von der Kette nahm.
    »Wir haben genug Ärger damit gehabt«, sagte ich. »Ich will sie nicht mehr.«
    »Okay«, sagte Drachenlady. »Sie gehört dir.«
    »Wo kommst du her?« fragte Glas.
    »Kanada.«
    »Du siehst aber nicht kanadisch aus.«
    »Bin ich auch nicht. Ich war nur dort zu Besuch.«
    »Kennst du Albright?«
    »Nein. Kennst du Pern?«
    »Nein. Kennst du die kleineren Städte südlich von Ontario?« »Nein. Ich war die ganze Zeit um Vancouver und B.C.« »Oh«, sagte Glas.
    »Hier ist deine Waffe.« Ich warf die Orchidee hinunter. Sie schlug auf den Asphalt auf, rollte scheppernd ein Stück weiter und blieb dann liegen.
    »Was ist -?« Das Geräusch eines Autos ließ uns alles zum Ende der Brücke sehen; aber es erstarb an irgendeiner Abzweigung. Sie sah zurück. »Was ist das?«
    »Wie nennt man das noch?« fragte Feuerball.
    »Eine Orchidee«, sagte ich.
    »Yeah«, meinte Feuerball. »Das ist es.«
    Sie bückte sich, im Kreis ihrer vielen Schatten. Sie behielt einen Daumen unter dem Riemen, hob sie mit der anderen auf.
    »Schnall sie an«, sagte ich.
    »Bist du Links- oder Rechtshänder?« fragte Glas. »Links«, antwortete sie. Sie stand auf und untersuchte die Blume. »Zumindest schreibe ich mit der linken.« »Oh«, sagte Glas wieder.
    »Das sieht aber ganz schön gemein aus.« Sie legte es um das Handgelenk; dort glitzerte etwas. »Genau das richtige für die Rushhour in der New Yorker Untergrundbahn.« Sie reckte den Hals, um zu sehen, wo es zuschnappte. Als ihr Haar nach vorn fiel, glitzerte es wieder an ihrem Nacken. »Häßliches Ding. Ich hoffe, ich brauch' dich nicht.«
    »Hoffe ich auch«, sagte ich.
    Sie sah hoch.
    Spinne und D-t hatten ihre Lichter ausgeknipst und blickten ängstlich am zweiten Pfeiler vorbei zu den dunklen Hügeln des sicheren Ufers.
    »Ich glaube«, sagte ich, »du kannst sie jemand anders weitergeben, wenn du unter den trockenen und raschelnden Blättern bereit sein wirst, wenn du versuchst, dich zu erinnern, es runterzuwürgen, wenn du denkst: Ich habe sie doch nicht einfach so zurückgelassen! Nicht ich. Es ist nicht wirklich. Das kann nicht sein. Wenn es das ist, dann bin ich verrückt. Ich bin zu
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