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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren
Autoren: Samuel R Delany
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verdunkelte sich der Nachmittag, so trüb wie der Boden eines Aluminiumtopfes, vollständig.
    Fünf Sekunden nach der Verdunkelung sagte Denny: »Jesus, was - ?« und stand auf.
    Ein Geräusch näherte sich wie von einem Flugzeug. Es kam näher, während ich sah, wie Dennys Gesichtszüge nachtblau wurden.
    Lanya griff nach meinem Arm, und ich sah ihr blaues Gesicht, und wie alles um sie herum schwarz wurde.
    Wenn es ein Flugzeug war, würde es auf uns herabstürzen.
    Mein Kopf zuckte nach rechts und links und hoch (stieß den Hinterkopf an der Mauer) und hinab und versuchte, etwas zu erkennen.
    Noch ein Geräusch, neben dem Gedröhne, neben mir: War Tak aufgestanden?
    Meine Hand auf der Dachpappe wurde naß. Er mußte den Brandy umgestoßen haben.
    Weißes Licht übergoß den Horizont, den die Silhouette des Wasserturms durchschnitt.
    Ich verspürte keine Angst, aber mein Herz klopfte so langsam und fest, daß bei jedem Pulsschlag mein Kinn zuckte.
    Licht wand sich über den Himmel.
    Ich konnte gerade sehen, wie Tak jetzt stand, neben mir. Sein Schatten war auf der Dachpappe scharf umrissen. Das Geräusch . . . gerann!
    Licht zuckte auf: Jeder Arm zickzackte einzeln mit ausgefransten Enden magnesiumhell. Der rechte Arm teilte sich noch einmal. Der linke war fast direkt über uns.
    Und Tak hatte überhaupt keinen Schatten mehr. Ich stand auf, half auch Lanya hoch . . .
    Ein Teil des Lichts zuckte aus. Mehr Licht. Und mehr.
    »Aber was ist . . .?« flüsterte sie mir direkt ins Ohr. Vom Horizont her schlängelte sich ein weiteres, gezacktes Licht.
    »Ist das ... ein Blitz?« fragte Denny laut.
    »Sieht aus wie Blitze!« rief Tak als Antwort.
    Jemand anders sagte: »Weil George nicht so hell scheint.«
    Taks bleiches Gesicht verzerrte sich, als sei es durch Regen getroffen. Die Luft war trocken. Dann merkte ich, wie kühl es war.
    Die Verbindungspunkte bei den Entladungen waren zu hell, als daß man hinsehen konnte. Wolken - Säbel, Blei oder Stahl - türmten sich über den Himmel, bildeten Schluchten, Klippen, Riffe; für Blitze war es zu langsam, zu breit und zu groß!
    War das Donner? Es hörte sich an wie eine Düsenjägerflotte, die eine Stadt bombardiert, und manchmal stürzt einer ab oder so, und Lanyas Gesicht
     
    *
     
    Hier fehlt eine Seite, vielleicht auch zwei.
     
    *
     
    so laut ich konnte: »Lanya! Denny!« Wenn sie geantwortet haben, so habe ich es nicht gehört, und ich war heiser vom Schreien. Das Straßenschild klapperte im Rahmen - der Wind war so stark geworden.
     
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    Weiß nicht mehr, wer die Idee hatte, aber während des Wortwechsels verfocht ich eine Zeitlang das Argument: »Aber was ist mit Madame Brown? Abgesehen davon, daß ich mich hier wohl fühle. Was sollen wir tun, wenn du in der Schule bist: Dein Bett ist okay für eine Nacht, aber wir können nicht alle drei lange darin schlafen.«
    Lanya sagte, nachdem sie das vernünftig beantwortet hatte: »Versuch es doch einfach. Denny möchte gerne kommen. Das Nest kommt auch mal ein paar Tage ohne dich aus. Vielleicht tut das deinen Schreibereien mal gut« Dann hob sie die Zeitung auf, die hinter die Harley gefallen war, kletterte darüber, kam unter dem Hochbett hervor und küßte mich. Und steckte die Zeitung in die Blusentasche - als sie sich nach vom gebeugt hatte, war sie ihr aus der Hose gerutscht.
    Ich schob mich an den Bettrand vor, schwang die Beine herüber, fiel.
    So verbrachten Denny und ich, was für mich drei Tage waren und sie einen nennt (Du kamst am Abend, bliebst die Nacht über und den nächsten Tag, und gingst dann am nächsten Morgen! Das ist ein voller Tag! Mit ausgefransten Enden.«
    »Also, das sind mindestens zwei«, sagte ich. »Es schien mir nicht lange...«) was auch nicht so schlecht war... aber... ich weiß nicht.
    Am ersten Abend stellte Madame Brown ein Abendessen aus Konserven zusammen, und Denny sagte die ganze Zeit: »Kann ich was machen...? Sind Sie sicher, daß ich Ihnen nicht helfen kann ...? Also, ich mache jetzt ... « und wusch schließlich ein bißchen Geschirr ab.
    Ich fragte: »Was machen Sie denn?« hörte aber nicht hin, setzte mich dann auf den Stuhl am Küchentisch, kippte entweder die Stuhllehne gegen die Wand oder die Stuhlbeine auf den Boden und trank zwei Gläser Wein. Lanya kam herein und fragte, warum ich so still sei. Ich antwortete: »Grübele.«
    »Über ein Gedicht?« fragte Madame Brown. Wir aßen. Nach dem Essen saßen wir herum und tranken, ich etwas mehr als die anderen, aber
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