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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut
Autoren: Linda K. Heyden
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es kaum erwarten , wieder mit ihr vereint zu sein .
    Julian erhob sich. Prompt sah er die Spuren, die Damians Stiefel auf seinem Teppich hinterlassen hatten. Kurz schloss er die Augen, um seine erneute Verä r gerung niederzuringen.
    Damian … Auf einmal empfand Julian nichts als Traurigkeit. Niemand war so tief gefallen wie Damian . Julian wünschte ihm wahrlich Erlösung , a ber Damian schlug nach jeder Hand, die ihm gereicht wurde. Er hatte sich verirrt in einem Wald aus Schuld, Überdruss und Schmerz. Selbst wenn Damian einen Kompass besessen hätte , er hätte ihn weggeworfen, anstatt ihn zu benutzen, um von dort zurückzukehren.
    Vielleicht … Julian setzte sich wieder und lehnte sich zurück . Er überdachte se i ne seltsame Begegnung mit d ies er ängstlichen, jungen Frau, die ihn aufgesucht hatte. Vielleicht … Er schloss die Augen. Immerhin, falls Damians Leben durc h einanderwirbelte, würde ihm das nicht schaden. Im Gegenteil.
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. Sicher gab es Möglichkeiten, aber ni e mals Gewissheit – doch was war schon gewiss? Die Zukunft war offen, und das Schicksal hatte seine eigenen Regeln, das wusste er selbst nur zu gut.
     
    ***
     
    Damian verließ die Versammlung, bevor sie beendet war. Er hatte genug gehört.
    Als er das Ende des langen Ganges erreicht hatte, spürte er, dass ihn jemand verfolgte, und drehte sich um.
    Eine junge Frau . E her noch ein Kind. Sie duckte sich und tat so , als würde sie sich die Schuhe zubinden. Wie originell.
    Sie war bei der Versammlung gewesen, irgendwo hinten in der Ecke. Er kannte sie nicht, aber sie war keine der Siebzehn. Dann erinnerte er sich, dass bei der Erstürmung von Gregors Haus auch zwei Menschen befreit worden waren. Sie war wohl eine davon, und er fragte sich, was sie bezweckte. Nun, wenn sie ihr Vorhaben nicht sofort aufgab, würde er es herausfinden.
    Damian bog in einen Nebengang und wartete. Er hörte ihre Schritte. Den au f geregten Herzschlag. Roch ihre Angst. Als sie nahe genug war, griff er nach ihrer Hand und riss sie heran.
    Sie prallte an seine Brust und erstarrte . A us ihrer Angst wurde Panik, aber sie gab keinen Laut von sich.
    „Warum schleichst du hinter mir her?“
    „Du …?“
    Er neigte leicht den Kopf, schaute auf sie herab und wartete.
    „Ich … ich will …“ Sie starrte ihn an, begann zu hyperventilieren und brachte kein Wort hervor.
    „Was?“ Der Anflug von Neugier verging sofort. Sie ging ihm jetzt schon auf die Nerven. „Was willst du von mir?“
    „Ich will … lernen. Wie man kämpft.“
    „Das ist eine … niedliche Idee“, meine er verblüfft. „Aber du hast eine Kleini g keit vergessen. Du bist nur ein Mensch. Und besonders schwach obendrein.“
    „Deshalb muss ich es wissen. Wie man gegen Vampire kämpft.“
    „Gegen Vampire. Klar. Und was genau soll das werden? Little Miss van He l sing?“ Er lachte. „Willst du nicht etwas kleiner anfangen? Tiger mit bloßen Hä n den töten? Oder doch lieber mit einem Pilates-Kurs?“
    „Ich soll mit den Siebzehn lernen, aber ich darf nicht an ihrem Kampftraining teilnehmen.“
    „Klingt vernünftig.“
    Sie schüttelte störrisch den Kopf. „Nein. Ich habe es eben in der Versammlung gehört. Dass du unterrichten wirst. Wie man kämpft. Mit Waffen. Und dass du von allen die meisten Dämonen getötet hast.“
    Damian nickte knapp.
    „Also musst du der Beste sein.“
    „Der Beste?“ Er warf ihr einen schnellen Blick zu und zuckte die Achseln. „Ich bin nicht schlecht, aber sicher nicht der Beste.“ Vor allem nicht im Unterrichten.
    „Aber warum hat Julia n dich sonst auserwählt?“
    Sie hatte zwar keine Ahnung, aber gut zugehört. „Eine Bestrafung“, sagte er grimmig.
    „Bestrafung?“
    „Ja.“ Julian, dieser Mistkerl. Das behielt er für sich. Er hätte sich schon die letzte Bemerkung verkneifen sollen.
    „Ich brauche d ieses Kampftraining. Bitte.“
    „Und da dachtest du, du kommst mal eben bei mir vorbei und fragst nach? Weil ich ein so großer Menschenfreund bin?“ Damian schüttelte den Kopf über so viel Dummheit. „Ich kann es nur wiederholen. Kein Interesse. Such dir jemanden, der dir solche Verrücktheiten so schnell wie möglich ausredet.“ Er betrachtete sie genauer. Das schmale Gesicht, in de m die Augen riesig wirkten, die langen Haare, die straff nach hinten gebunden waren. Alles an ihr war zu dünn, zu spitz. Sie steckte in Jeans und einem Sweatshirt, das ihr mindestens vier Nummern zu groß war.
    „Du
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