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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut
Autoren: Linda K. Heyden
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und in der jetzigen Situation können wir uns deinen Ego t rip nicht länger leisten. Du wirst also weitere Pflichten übernehmen, so wie wir alle. Die Ne u mond-Patrouillen. Samt Einteilung für die Tore und Besprechu n gen.“
    „Besprechungen? Sie sind lästig. Und überhaupt …“
    „Vielen Dank, Damian, dass du mir die Nachteile einer Aufgabe erklärst, die seit Jahren zu meinen eigenen Verpflichtungen gehört. Ich werde sie dennoch an dich weitergeben. Auch über mein Arkanum hinaus. Also gewöhn dich besser daran.“ Julians Gesicht blieb ausdruckslos. „Sonst kannst du sofort dein Zeug packen und gehen.“
    Damians Mund lächelte. „Ist es das, was du willst?“
    „Nein. Das weißt du genau. Und du weißt auch, dass ich mich zurückziehen muss und in den nächsten Wochen keinen Beitrag leisten kann. Wir sind knapp an Leuten, die Gemeinschaft braucht dein Wissen und deine Erfahrung.“
    Damian schwieg, und Julian wusste, dass Damians Antwort auf sich warten la s sen würde. „Wie geht es deinem Arm?“, wechselte er abrupt das Thema.
    Damian rieb über seinen linken Unterarm, über verquollenes weißes Narbeng e webe. In der Mitte eine gezackte Linie. Sie war blassrot und unverheilt. Seit Ja h ren. „Wie immer.“
    Julian nickte. Also weiterhin Schmerzen und keine Heilung. „Du nimmst mir immer noch übel, dass ich will, dass du lebst.“
    „Nein. Wie könnte ich dir das übel nehmen?“ Damians Stimme blieb ruhig, u n beteiligt. „Aber ich nehme es dir verdammt übel, dass du mir deinen Willen aufg e zwungen hast.“
    „Wenn ich mich wieder entscheiden müsste, würde ich genauso handeln. Und dir das gleiche Versprechen abverlangen. Dass du durchhältst und lebst. Du weißt, wie viel du mir bedeutest.“
    „Mein Retter“, sagte Damian spöttisch.
    „Und vergiss nicht, Sebastian wollte es auch.“
    „Vergessen? Wie könnte ich? Ich denke jeden Tag daran. Du bist mir den Tod schuldig geblieben, Sebastian mein Verhängnis. Er ist für mich gestorben, und du hast mir das Versprechen abgepresst weiterzuleben. Allerdings habt ihr beide ve r gessen, mich nach meinen Wünschen zu fragen.“ Unerbittlicher Zorn flackerte über Damians Gesicht, bevor er seine Maske erneuerte.
    Der gequälte Ausdruck zeigte sich nur kurz in Julians Gesicht. Damian nahm ihn dennoch wahr. Sein Lächeln zeigte Genugtuung. Das war der Preis, die Rache, die er forderte. Er würde sich die Gelegenheit, in Julian den Spiegel seines eigenen Leids zu erkennen, ihn an seinem Elend und Schmerz teilhaben zu lassen, nicht nehmen lassen.
    Er würde bleiben, sie wussten es beide. Und Julian weiter zahlen lassen.
    „Sebastian war mein Freund. Dich hat er gewandelt. Früher hat er uns verbu n den, und seit seinem Tod steht er zwischen uns. Du wirst mir sowieso nie glauben, dass du keine Schuld hattest an seinem Tod, und selbst nach all diesen Jahren gibt es immer noch so viel Zorn in dir, dass ich mich wundere, warum der Boden u n ter dir nicht schwarz wird. Man könnte auf die Idee kommen, ein Schutzzeichen zu machen, wenn du vorbeigehst.“
    „Die Jungen machen das schon“, meinte Damian achselzuckend.
    „Das ist weder hilfreich noch komisch.“ Julian seufzte. „Damian, ich brauche deine Antwort. Wirst du die Aufgaben übernehmen? Ich fordere keinen Freun d schaftsdienst, einzig deine Loyalität und Erfahrung für die Gemeinschaft.“
    Damian nickte langsam. „Einverstanden. Für die Gemeinschaft werde ich es tun. Jedenfalls bis zu deiner Rückkehr.“
    „Gut.“ Julian nickte. „Nach meinem Arkanum werden wir weiterreden.“
    Damian stand auf und ging grußlos hinaus.
     
    Julian starrte grimmig zur Tür. Niemand schaffte es so schnell und vollständig, ihn an seine Grenzen zu bringen wie Damian.
    Er beruhigte sich und dachte an Ellen . Seine Gefährtin . Er war unendlich dan k bar dafür, dass ihn das Schicksal mit ihr zusammengeführt hatte. Ellen hatte sein Herz geöffnet und ihn dort weg geholt, von diesem Ort der selbst auferlegten Ei n samkeit, an dem er sich so lange aufgehalten hatte. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich nicht mehr als Gefangener der Pflichten, die er als A n führer erfüllen musste und empfand sie nicht mehr als drückende Last auf seinen Schu l tern.
    Er war glücklich. S o sehr , er zuvor das Arkanum herbeigesehnt hatte, so sehr schien es ihm jetzt wie eine unwillkommene Unterbrechung für sein Zusamme n sein mit Ellen. Julian fühlte Freude und Zuversicht , tiefe Sehnsucht und konnte
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