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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut
Autoren: Linda K. Heyden
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hast doch sicher einen Mentor. Wende dich an den. Oder versuch es bei einem der Jungen.“ Er grinste. „Wenn du ihnen nur ordentlich die Rüstung p o lierst, werden sie sicher bereit sein, für dich in die Schlacht zu ziehen.“ Davon war er nicht überzeugt, sie war einfach zu reizlos. Aber eine Lüge war es auch nicht, und irgendetwas musste er ja sagen, um sie loszuwerden. Er wandte sich ab, um in den Hauptgang zurückzukehren.
    „Warte. Bitte.“
    Mann. Er hatte Julian sein Wort gegeben zu unterrichten. Vielleicht sollte er sich bemühen, freundlicher zu sein. Aber musste er jetzt schon damit anfangen?
    „Ich möchte lernen, mich zu wehren. Mich endlich sicher fühlen.“
    „Hier bei der Gemeinschaft bist du sicher. Niemand wird dir etwas tun. Aber was das Kämpfen betrifft, vergisst du, dass du tatsächlich klein und schwach bist. Keine von uns. Du hast den Status einer Vertrauten, mehr aber auch nicht.“ Damian wandte sich endgültig ab.
    „Bitte.“ Sie wagte es, ihn anzufassen. An seinem linken, dem schmerzenden Arm. Damian wirbelte wutentbrannt herum, seine Augen blitzten wie blaues Fe u er.
    „Nein. Nicht.“ Sie hob die Hände schützend über den Kopf und duckte sich weg.
    Damian erkannte die Verzweiflung in ihren Augen. Gegen seinen Willen ließ er sich mitziehen und verfing sich in ihren Gefühlen, ihrem Schmerz. Ihre Angst loderte auf, die Angst vor ihm, die plötzlich abgelöst wurde von einer älteren, stärkeren Furcht – der Furcht ihrer Erinnerung.
    Er lag mit ihr auf einer schmutzigen Matratze, zu apathisch, um die Augen zu schließen und auf die Hände zu reagieren, die ihren Körper erforschten. Den Vampir, der über ihr kauerte, hatte er schon gesehen. Martin, Gregors ehemalige rechte Hand. Zwar wartete er unten im Kerker auf Julians Rückkehr und den Vollzug seines Todesurteils, aber Damian bekam Lust, ihm jetzt schon einen B e such abzustatten. Sein Zorn wuchs, es war ein Zorn, der ihn wieder von ihr tren n te und ihn deshalb erleichterte. Damit kannte er sich aus.
    „Ruhig. Ganz ruhig“, sagte er schnell.
    Ihre Augen wurden starr, und sie sackte zusammen. Er konnte sie gerade noch auffangen.
    Was war er doch für ein Idiot! Er hatte ihre Panik doch gespürt. U nschlüssig hielt er sie fest. Julian hatte die Versammlung noch nicht aufgelöst. Wenn er sie jetzt dorthin zurückbrachte, würde er wie ein verdammter Arsch dastehen. Auch wenn er einer war – diesmal störte ihn, dass es für alle so offensichtlich wäre. Nicht gerade ideale Voraussetzungen für seinen neuen Job.
    Die Kleine wohnte auf Schwanenwerder. Wer immer sie dort untergebracht ha t te, Eva oder ihr Mentor, hatte die richtige Entscheidung getroffen. Dort in der Ruhe und Abgeschiedenheit von Julians Villa war sie wesentlich besser aufgeh o ben als hier in der Zentrale. Am besten brachte er sie direkt dorthin. Die Fahrt nach Wannsee war zwar mehr als lästig, aber er hatte auch keine bessere Idee. Bis er Schwanenwerder erreichte, würde sie ja hoffentlich wieder aufwachen. Sonst würde er eben nachhelfen. Er nahm sie hoch. Sie bestand nur aus Haut und Kn o chen.
    Der Gang war nur schwach beleuchtet. Er ging mit schnellen Schritten zum Parkhaus. Wie man ungesehen an den verdammten Kameras vorbeikam, wusste er.
     
    Damian hatte die Stadtautobahn verlassen und fuhr durch den Berliner Forst, als sie die Augen aufschlug.
    Sie sah ihn kurz an, kniff die Lider wieder zusammen und stellte sich schlafend. Ihr Puls beschleunigte sich, ihr Herz raste vor Angst. Gut. Ihr Körper war schla u er als ihr Verstand.
    Sie fing an zu würgen.
    Das war nicht gut. Gar nicht gut. „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich fahre dich nach Schwanenwerder.“
    Zu spät. Damian fuhr den Porsche hastig rechts ran und bremste. Eine kotze n de Frau in seinem Lieblingsauto hatte ihm gerade noch gefehlt.
    Sie riss die Beifahrertür auf und hockte sich an den Straßenrand, während er ausstieg und um den Wagen herumging. Sie übergab sich, und er hasste diesen Gestank, aber immerhin hatte sie das Innere seines Autos verschont, und dafür war er ihr fast schon dankbar.
    Endlich stand sie auf. Sie wandte sich ab und wischte sich über den Mund, dabei zitterte sie am ganzen Körper. Die Furcht in ihren Augen, die ängstliche Hartn ä ckigkeit, mit der sie seinem Blick immer wieder auswich, ging ihm schon wieder auf die Nerven. Irgendetwas an ihr reizte ihn und machte ihn wütend auf eine Art, die er sich nicht erklären konnte. Was ihn noch wütender
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