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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut
Autoren: Linda K. Heyden
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musst nach Schwanenwe r der umziehen, denn hier in die Zentrale werden bald die siebzehn Vampire einzi e hen, die Gregor gewandelt hat. Wenn sie soweit sind, kannst du an ihrem Unte r richt teilnehmen. Und an ihrem Übungsprogramm.“
    „Ich will am Kampftraining teilnehmen. Ich will lernen, mich gegen Vampire zu verteidigen.“
    „Am Kampftraining?“ Julian hob die Schultern. „Nein. Und das sage ich nicht, um dich zurückzuweisen, sondern um dich zu schützen.“ Seine Stimme blieb freundlich, aber unnachgiebig. „Und du solltest meine Gefährtin Ellen anrufen. Sie wird dir helfen können.“
    Ich fragte mich, warum sie das tun sollte, aber ich nickte auch diesmal.
    „Nach meiner Rückkehr werden wir weitersehen. S olltest du inzwischen deine Meinung ändern und uns die Erlaubnis geben, deine Erinnerung an alles, was seit deiner Entführung geschehen ist, zu löschen, wird man deinem Wunsch sofort nachkommen. Dann kannst du nach Hause zurückkehren.“
    Das war unmöglich, denn mein Zuhause gab es nicht mehr. Aber wenn ich meine Erinnerungen behalten wollte, hatte ich wohl keine Wahl, als auf seinen Vorschlag einzugehen. Auch wenn sich meine Lebensumstände erheblich verbe s sert hatten, befand ich mich weiterhin in der Gewalt von Vampiren, egal, wie Jul i an es ausdrückte. Aber ich würde von ihnen lernen, da hatte Julian recht.
    Die Alternative wäre, nach dem vollständigen Vergessen in mein Elternhaus z u rückzukehren. Die Polizei würde mich darüber informieren, dass ich ein Opfer dieser furchtbaren Entführungs- und Mordserie war, und ich würde ein zweites Mal vom Tod meiner Eltern erfahren, ohne mich an Gregor und meine Gefa n genschaft erinnern zu können.
    An die Wahrheit. Daran, weshalb sie wirklich gestorben waren.
    Selbst wenn ich alles vergessen wollte – dazu hatte ich kein Recht. Meine Schuld an ihrem Tod war viel zu groß.
    „Bist du einverstanden?“
    „Ja.“ Doch ich fragte mich, ob ich mit dem, was ich erreicht hatte, zufrieden sein sollte.
    Julian musterte mich. Sein Gesicht zeigte nicht das Geringste. Aber ich ahnte, er verstand mehr, als ich verschwieg.
    Er erhob sich. Ich wusste, ich war entlassen und stand ebenfalls auf. Ich spürte den Impuls, das Zimmer rückwärts und mit vielen Verbeugungen zu verlassen. Vielleicht wäre das sogar angemessen gewesen. Stattdessen drückte ich meinen Rücken durch, streifte Julian kurz mit meinem Blick, murmelte einen kurzen Dank und ging hinaus.
    Ich musste mich dazu zwingen, die Tür leise hinter mir zu schließen und lan g sam weiterzugehen, anstatt zu laufen, an den beiden Männern vorbei, von denen der Blonde, Andrej, mir einen ärgerlichen Blick zuwarf.
     
    ***
     
    Die Kälte hatte die Menschen nach Feierabend in ihre Wohnungen getrieben und dort festgehalten.
    Die Straßen waren leer. Als ihr Wagen die Warschauer Brücke überquerte, k a men ihnen nur wenige Scheinwerfer entgegen, die sich rasch in der Dunkelheit verloren. Straßenlaternen, dunkle Wohnhäuser und hell beleuchtete Schaufenster wechselten sich ab.
    Hinter dem Ostbahnhof trat Damian das Gaspedal durch, der Porsche schoss vorwärts, und Licht und Schatten verwischten zu einem einzigen verschwomm e nen Streifen aus Gold. Erst als der Name des Clubs in blinkenden Lettern auf einem alten Backsteinbau aufragte, drosselte Damian das Tempo und bog in das ehemalige Industriegelände ein. Vorsichtig fuhr er durch Pfützen und Schlagl ö cher bis zum Ende des Parkplatzes.
    Der Club war in einem mehrstöckigen Fabrikgebäude untergebracht. Am Ei n gang trennten sie sich. Max verschwand unter einem roten Baldachin, während Damian um das Gebäude herumging.
    Ihre Rollen waren bei der Jagd nach Dämonen eindeutig verteilt. Max hatte braune Dreadlocks, die unter seinem Hut aus Wollfilz hervorschauten. Er war mit seinem unbeschwerten Lächeln auf sympathische Weise gut aussehend, vor allem wich niemand ängstlich vor ihm zurück, was de r wichtigste Grund war , warum er und nie Damian sich durch die Menschenmengen schob.
    Damian hingegen tat durch Aussehen und Verhalten alles dafür, um nie etwas anderes als Furcht und Entsetzen auszulösen, was ihm außerordentlich gut gelang. Wenig erinnerte an die fatale Schönheit, die ihn einst auszeichnete und die er selbst so verachtete.
    Heute war die Zahl der Gäste im Club überschaubar, und Max bewegte sich entspannt, fast gelangweilt durch die unterschiedlichen Ebenen und Bereiche, während er mit seinen Sinnen das Ziel suchte und endlich
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