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Dexter

Dexter

Titel: Dexter
Autoren: Jeff Lindsay
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sich wieder zu ihrem Prototyp-Partner zu gesellen.
    Mir gingen einige sehr gute Erwiderungen durch den Kopf, die sie auf ihren Platz verwiesen hätten, aber letztendlich stand sie in der Nahrungskette einige Stufen über mir, weshalb ich es bei einem »Schönen Tag noch« in Richtung ihres Rückens bewenden ließ und mich hinaus zu meinem Auto begab.

[home]
    3
    D er erforderliche Test zur Feststellung, ob es sich um menschliches Blut handelt, gehört zum kleinen Einmaleins meines Berufs, einfach und relativ schnell zu erledigen, weshalb ich mir ein Mittagessen gönnte, obwohl Deborah es mir untersagt hatte. Jedoch gestattete ich mir rechtschaffen nur ein Sandwich, aber schließlich war ich im Krankenhaus fast verhungert und hatte Lily Anne allein lassen müssen, um an einem freien Tag zu arbeiten, weshalb mir ein kleines kubanisches Sandwich nicht übertrieben schien. Eigentlich schien es eher zu wenig, denn ich hatte es bereits verzehrt, ehe ich auch nur die I  95 verließ, doch traf ich wesentlich besser gelaunt in meinem kleinen Labor ein.
    Vince Masuoka starrte durch ein Mikroskop. Als ich eintrat, blickte er auf und zwinkerte mehrmals. »Dexter«, sagte er. »Ist das Baby wohlauf?«
    »Wohlauf und gut drauf«, erwiderte ich, eine Kombination aus Wahrheit und Lyrik, die mich über die Maßen erfreute.
    Offensichtlich war Vince anderer Auffassung. Er betrachtete mich missbilligend. »Du solltest nicht hier sein«, bemerkte er.
    »Man bat um die Ehre meiner Gesellschaft.«
    Er zwinkerte erneut. »Oh. Deine Schwester, oder?« Er schüttelte den Kopf und beugte sich erneut über sein Mikroskop. »Der Kaffee ist frisch.«
    Der Kaffee mochte frisch gekocht sein, aber das Mehl hatte anscheinend mehrere Jahre in einem Behälter mit giftigen Chemikalien verbracht, denn die Plörre war so nahezu untrinkbar, wie Flüssigkeit nur sein kann. Doch ist das Leben eine Reihe von Prüfungen, die nur die Zähesten überleben, weshalb ich eine Tasse des miserablen Tranks ohne Wimmern zu mir nahm, während ich die Blutprobe analysierte. Unser Labor beherbergt diverse Phiolen mit Antiserum, darum musste ich nichts weiter tun, als jeweils ein Antiserum und etwas von meiner Probe in einem Teströhrchen zu mischen.
    Ich war gerade fertig, als mein Telefon zu zirpen begann. Einen kurzen, irrationalen Moment dachte ich, es könnte Lily Anne sein, doch dann hob die Wirklichkeit ihr hässliches Haupt in Gestalt meiner Schwester Deborah. Nicht, dass ihr Haupt wirklich hässlich wäre, aber sie ist sehr herrisch.
    »Was hast du?«, herrschte sie mich an.
    »Möglicherweise Durchfall vom Kaffee.«
    »Sei nicht so ein Arschloch«, schimpfte sie. »Die Arschlöcher vom FBI reichen mir völlig.«
    »Ich fürchte, du musst noch einige mehr ertragen«, sagte ich mit einem Blick auf mein Teströhrchen. Zwischen Antiserum und Tatort-Probe hatte sich eine dünne Linie gebildet. Ausfällung. »Sieht aus, als wäre es menschliches Blut.«
    Deborah schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Scheiße. Bist du absolut sicher?«
    »Die Karten lügen nie«, antwortete ich mit meinem besten Zigeunerakzent.
    »Ich muss wissen, wessen Blut das ist.«
    »Du suchst nach einem dünnen Mann mit Schnurrbart und Klumpfuß. Linkshänder, trägt schwarze, spitze Schuhe.«
    Sie schwieg wieder eine Sekunde, dann blaffte sie: »Fick dich. Ich brauche Hilfe, verdammt.«
    »Deborah, die Aussagefähigkeit von Blutproben hat gewisse Grenzen.«
    »Kannst du mir wenigstens sagen, ob sie von Samantha Aldovar stammt?«
    »Ich kann noch einen Test durchführen, um die Blutgruppe zu bestimmen«, gab ich nach. »Du musst die Familie nach ihrer fragen.«
    »Mach das«, schnarrte sie und legte auf.
    Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie schwierig es ist, einfach nur durchzukommen? Ist man nicht gut in seinem Job, wird man schlecht behandelt und ist am Ende arbeitslos. Ist man ein wenig besser als der Schnitt, erwartet alle Welt Wunder, bei jeder einzelnen Gelegenheit. Wie meist im Leben kann man nicht gewinnen. Und wagt man, etwas in dieser Art anzumerken, gleichgültig, wie kreativ man seine Beschwerde formuliert, wird man als Nörgler gemieden.
    In Wahrheit macht es mir nichts aus, gemieden zu werden. Wenn Deborah mich gemieden hätte, säße ich nach wie vor im Krankenhaus und würde Lily Anne und ihre zunehmenden motorischen Fähigkeiten bewundern. Doch konnte ich nicht riskieren, in Vollzeit gemieden zu werden, nicht angesichts der schlechten Wirtschaftslage und einer wachsenden
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