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Dexter

Dexter

Titel: Dexter
Autoren: Jeff Lindsay
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hier dabei herauskommt. Es sei denn, er hätte sein Opfer gepackt und es mit siebzig Stundenkilometern gegen die Wand geknallt.«
    »Sie«, korrigierte Deborah. »Es ist eine Sie.«
    »Wie auch immer. Es geht doch um Folgendes: Wenn es ein Kind ist, klein genug, um es zu werfen, dann hat sie so viel Blut verloren, dass sie tot sein muss.«
    »Sie ist achtzehn. Fast neunzehn.«
    »Tja, wenn ich davon ausgehe, dass sie durchschnittlich gebaut ist, würde ich meinen, dass wir lieber nicht versuchen sollten, jemanden zu fangen, der dermaßen hart werfen kann. Er könnte ärgerlich werden, wenn du auf ihn schießt, und dir die Arme ausreißen.«
    Deborah runzelte immer noch die Stirn. »Du meinst also, die ganze Sache ist gestellt.«
    »Das Blut sieht echt aus.«
    »Aber was soll das denn dann?«
    Ich zuckte die Achseln. »
Offiziell
ist es noch zu früh, um etwas zu sagen.«
    Sie boxte mich gegen den Arm. Es tat weh. »Sei nicht albern.«
    »Au«, sagte ich.
    »Suche ich nach einer Leiche oder nach einem jungen Mädchen, das sich im Einkaufszentrum rumtreibt und über die Bullen lustig macht? Ich meine, wo soll ein Kind denn das ganze Blut herkriegen?«
    »Nun«, sagte ich hoffnungsvoll, ohne wirklich darüber nachdenken zu wollen. »Vielleicht ist es ja kein menschliches Blut.«
    Deborah starrte das Blut an. »Klar. Natürlich. Sie besorgt sich irgendwo ein Glas mit Rinderblut, knallt es gegen die Wand und haut ab. Sie will ihren Eltern das Geld aus den Rippen leiern.«
    »Inoffiziell besteht diese Möglichkeit«, antwortete ich. »Lass mich wenigstens eine Analyse durchführen.«
    »Ich muss den Arschlöchern irgendwas erzählen«, sagte sie.
    Ich räusperte mich und lieferte ihr meine beste Captain-Matthews-Imitation. »Vorbehaltlich der Laboranalyse besteht die reale Möglichkeit, äh, dass der Tatort, ähem, keine Beweise für ein tatsächliches Verbrechen liefert.«
    Sie knuffte mich wieder, an derselben Stelle, und es tat sogar noch mehr weh. »Analysier das verdammte Blut«, knurrte sie. »Schnell.«
    »Das kann ich hier nicht«, gab ich zu bedenken. »Ich muss eine Probe mit ins Labor nehmen.«
    »Dann
nimm
sie!« Sie hob die Faust zu einem weiteren vernichtenden Schlag, und ich war stolz darauf, wie geschickt ich mich aus ihrer Reichweite bewegte, auch wenn ich dabei fast das männliche Model rammte, das neben ihr gestanden hatte, als sie mit den Feds sprach.
    »Verzeihung«, entschuldigte er sich.
    »Oh«, sagte Deborah. »Das ist Deke. Mein neuer Partner.« So wie sie »Partner« aussprach, hätte sie ebenso gut »Hämorrhoiden« sagen können.
    »Erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte ich.
    »Ja, na klar.« Deke zuckte die Achseln und rückte zur Seite, von wo aus er Camillas verlängerten Rücken beobachten konnte, während sie über den Boden kroch, während Deborah mir einen äußerst beredten Blick zuwarf, der viele Kraftausdrücke über ihren neuen Partner barg.
    »Deke ist erst vor kurzem aus Syracuse hergezogen«, sagte Deborah in so liebenswürdigem Ton, dass man damit hätte Farbe abbeizen können. »Er war dort fünfzehn Jahre bei der Truppe, geklaute Schneemobile jagen.« Deke zuckte erneut die Achseln, ohne sie anzusehen. »Und da ich so unachtsam war, meinen letzten Partner zu verlieren, entschied man, mich mit ihm zu strafen.«
    Er hob einen Daumen und beugte sich dann vor, um besser sehen zu können, was Camilla tat. Sie errötete umgehend.
    »Tja«, sagte ich. »Ich hoffe, er hat mehr Glück als Detective Coulter.« Coulter, Deborahs vorheriger Partner, war als Teil eines Performance-Kunstwerks ermordet worden, während Deborah im Krankenhaus lag. Obgleich ich seine Beerdigung sehr ansprechend fand, war ich davon überzeugt, dass das Department Deborah genau im Auge behielt, da Polizisten, die eine Neigung entwickeln, nachlässig mit ihren Partnern umzugehen, nicht gern gesehen werden.
    Deborah schüttelte nur den Kopf und murmelte etwas, was ich nicht richtig verstand, obwohl ich einige harte Konsonanten hörte. Da ich stets bemüht bin, gute Laune zu verbreiten, ganz gleich, wo ich bin, wechselte ich das Thema. »Wer soll das denn sein?«, fragte ich mit einem Nicken zu dem riesigen Blutfleck.
    »Das vermisste Mädchen heißt Samantha Aldovar«, antwortete sie. »Achtzehn, besucht diese Schule für reiche Kids, Ransom Everglades.«
    Ich sah mich im Zimmer um. Abgesehen von dem Blut war es nicht weiter bemerkenswert: Schreibtisch mit Stuhl, ein Laptop, der schon einige Jahre auf dem Buckel zu
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