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Dexter

Dexter

Titel: Dexter
Autoren: Jeff Lindsay
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Blatt.
    Deborah starrte Recht noch einen Moment wütend an, dann drehte sie sich zu der Frau um. »Ja, Mrs. Aldovar«, sagte sie, und ich musterte die Frau interessiert. Falls sie die Mutter des vermissten Mädchens war, würde das ihre exzentrischen Gesten erklären.
    »Das könnte … ich … ich habe es gefunden«, stammelte Mrs. Aldovar und hob hilflos beide Hände. Dann sank die Rechte wieder herab und ließ die Linke mit dem Blatt Papier allein in der Luft zurück.
    »Was haben Sie gefunden, Ma’am?« Deborah drehte sich bereits wieder zu Recht um, als könnte diese vorspringen und nach dem Blatt schnappen.
    »Das ist … Sie haben gesagt, wir sollen nach ärztlichen Unterlagen suchen.« Sie wedelte mit dem Blatt. »Ich habe sie gefunden. Mit Samanthas Blutgruppe.«
    Deborah machte eine wunderbare Bewegung, die wirkte, als hätte sie ihr Leben lang professionell Basketball gespielt. Sie trat zwischen die Frau und die FBI -Agenten und drängte ihren Rücken vor Recht, schirmte das Blatt damit wirkungsvoll vor deren Blicken ab, während sie den Arm ausstreckte und das Papier höflich aus Mrs. Aldovars Hand pflückte. Nach wenigen Sekunden blickte sie auf und starrte mich wütend an.
    »Du hast Blutgruppe 0 gesagt.«
    »Das stimmt.«
    Sie stieß mit dem Finger gegen das Blatt. »Hier steht AB positiv.«
    »Lassen Sie mich sehen«, forderte Recht, die sich nach vorn zu schieben versuchte, um an das Blatt zu gelangen, aber nicht an Deborahs NBA -reifem Block vorbeikam.
    »Dexter, was zur Hölle …«, sagte Deborah anklagend, als wäre es meine Schuld, dass die Blutgruppen nicht identisch waren.
    »Tut mir leid«, sagte ich, nicht im mindesten sicher, wofür ich mich eigentlich entschuldigte, aber angesichts ihres Tons überzeugt, dass ich es tun sollte.
    »Dieses Mädchen, Samantha – sie hat AB positiv«, erklärte sie. »Wer hat Blutgruppe 0 ?«
    »Eine Menge Leute«, versicherte ich ihr. »Sie ist weitverbreitet.«
    »Wollen Sie sagen …« Mrs. Aldovar versuchte, sich Gehör zu verschaffen, aber Deborah fiel ihr ins Wort.
    »Das hilft nichts«, sagte Debs. »Wenn das da drin nicht ihr Blut ist, dann … Wer zum Henker spritzt das Blut eines anderen an die Wand?«
    »Ein Kidnapper«, sagte Special Agent Recht. »Der versucht, seine Spuren zu verwischen.«
    Deborah drehte sich um und starrte sie an, und ihre beredte Miene war einfach wundervoll. Nur mit Hilfe von ein paar neu sortierten Gesichtsmuskeln und dem kurzen Heben der Augenbraue brachte Deborah es fertig, zu sagen:
Wie ist es möglich, dass jemand, der so blöd ist, sich selbst die Schuhe bindet und unter uns wandelt?
    »Verraten Sie mir eins«, bat Deborah mit einem fassungslosen Blick. »Bedeutet Special Agent so viel wie ›muss speziell gefördert werden‹?« Deborahs neuer Partner Deke stieß ein geistloses Kichern aus, und Recht errötete.
    »Lassen Sie mich das Blatt sehen«, forderte Recht wieder.
    »Sie haben studiert, nicht wahr?«, fuhr Deborah im Plauderton fort. »An dieser schicken FBI -Akademie in Quantico.«
    »Officer Morgan«, sagte Recht streng, aber Deborah wedelte nur mit dem Papier.
    »
Sergeant
Morgan, bitte«, korrigierte sie. »Und jetzt muss ich Sie bitten, mit Ihren Leuten von meinem Tatort zu verschwinden.«
    »In Entführungsfällen liegt die Zuständigkeit bei mir …«, setzte Recht an, aber Deborah nahm allmählich Fahrt auf und unterbrach sie mühelos.
    »Wollen Sie behaupten, dass ein Kidnapper diese Menge seines eigenen Bluts an der Wand verschmiert hat und trotzdem noch stark genug war, um einen sich wehrenden Teenager davonzuschleppen?«, fragte sie. »Oder hat er das Blut in einem Mayonnaiseglas mitgebracht und gesagt ›
Platsch!
Du kommst jetzt mit‹?« Deborah schüttelte kaum merklich den Kopf und ergänzte die Geste um ein kurzes Feixen. »Denn weder das eine noch das andere scheint mir wahrscheinlich,
Special
Agent Recht.« Sie schwieg kurz, hatte aber so einen Lauf, dass Recht offensichtlich nichts zu sagen wagte. »Was ich sehe«, erklärte Deborah, »ist ein Mädchen, das uns einen Streich spielt und seine eigene Entführung vortäuscht. Und falls Sie Beweise haben, dass es sich um etwas anderes handelt, wäre jetzt der Zeitpunkt, damit herauszurücken.«
    »Spucken Sie’s aus«, sagte Deke mit einem dämlichen Kichern, was anscheinend niemandem außer mir auffiel.
    »Sie wissen ganz genau …«, begann Recht, aber wieder einmal wurde sie unterbrochen – diesmal von Deborahs neuem Partner
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