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Deutschlehrerin

Deutschlehrerin

Titel: Deutschlehrerin
Autoren: J Taschler
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ertrug.
    Mathilda
    P. S.: Der Südtiroler hieß nicht Luigi, sondern Kurt, und er kam nicht aus Südtirol, sondern aus der Steiermark. Außerdem waren wir im Juli 1987 in Pinarellu und nicht 1986.
    Dreizehn Minuten später
Von: Xaver Sand
An: M. K.
    Liebste Mathilda,
    Dein P. S. ist typisch für Dich, immer warst Du die mit dem besseren Gedächtnis, immer ließest Du mich das spüren, fünfzehn Jahre lang.
    Außerdem schrieb ich Dir einen ausführlichen Brief, den ich Dir ein paar Tage später mit der Post schickte, in dem ich Dir meine Beweggründe für die Trennung – ich konnte wirklich nicht anders!!! – sehr genau schilderte.
    Xaver
    P. S.: Ich warte immer noch auf einen Termin.
    Eine Stunde später
Von: M. K.
An: Xaver Sand
    Xaver,
    ich erhielt nie einen langen Brief, in dem du mir deine Beweggründe – ach so genau! – schildertest, und du weißt das, du schriebst nie einen. Mir ging es nach deinem Verschwinden sehr lange sehr dreckig und es dauerte Jahre, bis ich mein Leben wieder im Griff hatte.
    Mathilda
    P. S.: Die Bemerkung, dass wir ganze sechzehn und nicht fünfzehn Jahre zusammen waren, kann ich mir nicht verkneifen. Als Termin biete ich Dir den 5.–9. März an.
    Gesendet 12. Jänner 2012
Von: Xaver Sand
An: M. K.
    Mathilda,
    die Umstände damals waren zwingend und ich legte sie in meinem Abschiedsbrief dar, es tut mir leid, dass dieser nie ankam, aber ich schrieb ihn, Dein Vorwurf, ich hätte nie einen verfasst, ist äußerst verletzend!
    Sei mir nicht böse, aber ich kann nicht umhin, Deine Aussage »Es dauerte Jahre, bis ich mein Leben wieder im Griff hatte« leicht pathetisch zu finden; täglich trennen sich Tausende von Menschen, es gehört bereits zum Alltag der Menschheit, es ist etwas völlig Normales, Beziehungen zu beenden und neue zu beginnen.
    Aber lassen wir diese lächerlichen und kleinlichen Streitereien, es ist doch alles schon so lange her, ich freue mich so sehr auf unser Wiedersehen!!!
    Xaver
    P. S.: 5.–9. März ist perfekt!
    Gesendet: 14. Jänner 2012
Von: M. K.
An: Xaver Sand
    Xaver,
    ich bin mir nicht sicher, ob ich möchte, dass du an unsere Schule kommst.
    Mathilda
    Sechs Minuten später
Von: Xaver Sand
An: M. K.
    Liebe Mathilda,
    das ist doch kindisch!!! Wir sind – mehr als – erwachsene Menschen!! Ich freue mich so sehr, dass wir uns nach all dieser Zeit wiedersehen werden! Bist Du denn nicht neugierig auf unser Wiedersehen?? Ich kann es immer noch kaum glauben, dass wir uns durch Zufall – nein, es ist das Schicksal, da bin ich sicher – wieder getroffen haben. Ich finde es großartig!!!
    Herzlich,
Xaver
    Gesendet: 15. Jänner 2012
Von: M. K.
An: Xaver Sand
    Xaver,
    einverstanden, es bleibt bei 5.–9. März. Brauchst du noch Daten bezüglich der Schülerinnen und Schüler, die du in der Schreibwerkstatt betreuen wirst? Größe der Gruppe, Alter, Lieblingsliteratur? Soll ich dir diesbezüglich etwas schicken?
    Mathilda
    Elf Minuten später
Von: Xaver Sand
An: M. K.
    Liebe Mathilda,
    wie ich das vermisst habe: Deinen resoluten Pragmatismus, Deine Energie, Deinen beruflichen Einsatz, Deinen Schwung! Ich will ja nichts von Dir, nur Dich wiedersehen (ich freue mich wirklich wahnsinnig darauf!!!) und – vielleicht vorher ein paar E-Mails?
    Der Termin passt mir gut und ich benötige keine Daten bezüglich der Schüler, ich möchte mich spontan auf sie einlassen können. Also bis Sonntag, den 4. März! Nur noch sechs Wochen!!! Darf ich Dich besuchen, bevor ich ins Hotel fahre?
    Xaver
    P. S.: Du wirst sehen, unsere Gespräche werden Dir guttun und es wird sich vieles klären!

MATHILDA UND XAVER
    Seit Mathilda denken konnte, wünschte sie sich eine eigene Familie.
    Schon als Kind und Jugendliche stellte sie es sich in Tagträumen vor: Sie bereitete das Abendessen zu, ihre Kinder halfen ihr dabei, unentwegt fröhlich plappernd, ihr Mann kam nach Hause, nahm sie liebevoll in den Arm und anschließend aß man gemeinsam auf der sonnenüberfluteten Terrasse, jeder erzählte dem anderen die Geschehnisse des Tages, jeder war glücklich, alles harmonierte.
    Mathilda hütete sich davor, diese biederen Wünsche ihren Freundinnen anzuvertrauen, denn sie hatte Angst, diese würden vor Lachen herausprusten, es waren die siebziger Jahre, die Frauen hatten nach einer beruflichen Karriere zu streben. Von einer Karriere träumte Mathilda freilich auch, nie hätte sie sich nur als Hausmütterchen vorstellen können, sie wollte alles und träumte von ihrem zukünftigen Leben, von
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