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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Friedemann Beduerftig
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an einer Kirche beginnen, die nach seinem Willen die größte der Welt werden sollte und deshalb erst zu einem gewissen Abschluss kam, als bereits sein Enkel, Kaiser Heinrich IV., regierte und den 1061 geweihten Dom 1080 zur Hälfte abbrechen und noch größer wieder aufbauen ließ. Der massige romanische Grundcharakter blieb erhalten, es traten nun aber schon erste Anzeichen gotischer Baukunst hinzu wie etwa das Kreuzgratgewölbe der Schiffe. Heinrichs Bauwillen war auch eine Machtdemonstration Rom gegenüber: An Frömmigkeit ließ er sich von niemandem übertreffen. Wer seinem Glauben derartige Häuser zu bauen in der Lage war, der war schon, qua größerer Gottnähe, der überlegene
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Coup gegen das Königtum
    Beim König handelte es sich um den elfjährigen Heinrich IV. (regierte 1056-1106) und beim Erzbischof um den machtbewussten Anno II. von Köln (um 1010-1075), und Ort des Geschehens war Kaiserswerth bei Düsseldorf. Man schrieb das Jahr 1062, als dieser Fall von „Kingnapping“ Geschichte machte. Was steckte dahinter? Nach den Sachsenkaisern war 1024 mit Konrad II. (bis 1039) ein Herzog aus dem Geschlecht der Salier auf den deutschen Thron gelangt. Er und sein seit 1039 regierender Sohn Heinrich III. (bis 1056) hatten die Königsmacht gestärkt, sich die Kaiserwürde gesichert und sich dabei entsprechend viele Feinde gemacht.
König Heinrich IV. unter dem Einfluss von Anno II.
    Als mit Heinrich IV. ein unmündiges Kind (geboren 1050) nachfolgte, lauerten einige Großen des Reiches auf ihre Chance, das Königtum zu schwächen. Anno griff als erster zu und entmachtete mit der Entführung des kleinen Königs dessen Mutter Agnes, die die Regentschaft übernommen hatte. Sie zog sich daraufhin zurück, und Anno sowie sein Amtskollege und zugleich Rivale Adalbert von Bremen (um 1000-1072) suchten in der verbleibenden Zeit von Heinrichs Unmündigkeit (bis 1065) ihren Einfluss auf den jungen König zum eigenen und zum Nutzen der Kirche geltend zu machen. Nachhaltiger als diese beiden sollte den Herrscher allerdings das Trauma der Entführung prägen, das nicht zuletzt hinter seinem späteren antipäpstlichen Kurs stand (siehe nächstes Kapitel) und auch sein Verhältnis zu den anderen obersten Reichsfürsten belastete.

Heinrich IV. durch Anno von Köln geraubt (1062), 1868 entstandenes Historiengemälde von Anton von Werner (1843-1915), Stadtmuseum Düsseldorf. Im Hintergrund links die Silhouette der Pfalz in Kaiserswerth, von wo der verschleppte König nach Köln gebracht wurde
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    (c) Stadtmuseum Düsseldorf: S.

Der Gang nach Canossa
Heinrich IV. und der Investiturstreit (1076/77)
    Ein König erniedrigte sich und bat um Gnade, weil sein weltliches Schwert sich als stumpf erwies gegen das geistliche des Papstes. Was als Investiturstreit um das Recht zur Einsetzung von Bischöfen Geschichte machte, war der Kampf um die abendländische Vorherrschaft zwischen Papst und Kaiser. Lange waren die Herrscher unbestrittene Sieger in den Zeiten kirchlicher Wirren und römischer Korruption. Aus dem Kloster Cluny im Herzogtum Burgund, 909/910 gegründet, begann der Geist des Wandels zu wehen: Konnte eine Kirche, die ihre Gewalt direkt von Gott hatte, weltlichen Gewalten untertan sein?
Die Reform und ihre Folgen
    Konsequenz dieser kluniazensischen Reform (siehe Kasten) war die Entdeckung, dass letztlich auch der Kaiser zwar oberste, aber eben auch nur weltliche Gewalt war. Die Erkenntnis brach sich endgültig Bahn, als mit dem Kind Heinrich IV. seit 1056 die höchste Reichsgewalt geschwächt war und in Rom Reformpäpste dem Heiligen Stuhl zu neuem Ansehen verhalfen. Gregor VII. (amtierte 1073-1085) zog schließlich die radikalste Konsequenz und schleuderte 1076 gegen Heinrich IV. den Bannstrahl, nachdem dieser seinen Kaplan Tedald ohne Beratung mit dem Papst zum Erzbischof von Mailand gemacht und Gregor auf dessen Mahnungen hin zum Rücktritt aufgefordert hatte.
Heinrichs Bußgang und die Erlösung vom Bann
    Heinrichs Position in Deutschland begann zu wanken, die Reichsfürsten drohten mit der Wahl eines Gegenkönigs, wenn es Heinrich nicht gelingen sollte, sich binnen Jahresfrist vom Kirchenbann zu befreien. Dem König blieb am Ende nur die Unterwerfung durch seinen sprichwörtlichen Bußgang nach Canossa, einer Felsenburg in der Emilia-Romagna, wo sich der Papst im Winter 1077 aufhielt. Gregor konnte als Christ des Königs Buße, der drei Tage im Schnee vor der Burg ausgeharrt haben soll, nicht abweisen, löste ihn aber nur
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