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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S
Autoren: Because of you
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klanglos.«
    »Du wolltest auf dem Höhepunkt abtreten«, sagte ich.
    »Oder es zumindest versuchen.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Das mit heute tut mir leid. Ich wünschte, ich hätte dir erklärt, warum ich Nein gesagt habe.«
    »Ist schon okay«, erwiderte ich. »Es war eben etwas, das du unbedingt tun musstest.«
    Er sah mich aus seinen tiefen grünen Augen an. »Ja«, antwortete er. »Genau.«
    In diesem Augenblick fuhr ein anderes Auto auf die Ampel zu. Es blieb stehen, der Blinker blinkte   … irgendwann fuhr es weiter. Eli musterte mich von Kopf bis Fuß – mein Kleid, die Flipflops. »Und wo willst du jetzt hin?«, fragte er.
    »Auf die Strandparty«, erwiderte ich. »Und du?«
    »Ich auch. Besser spät als nie, oder?«, meinte er. »Soll ich dich mitnehmen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Er hob irritiert die Augenbrauen, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ich hielt ihn davon ab, indem ich die Hand ausstreckte undihn dicht an mich zog. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, meine Lippen näherten sich seinen. Es war ein ausgiebiger, süßer Kuss. Und als wir uns küssten, sah ich uns plötzlich vor mir: so klein, mitten in Colby neben dieser Ampel, während die ganze Stadt, die ganze Welt sich um uns drehten. In dem Augenblick waren wir genau da, wo wir sein sollten.
    Ich lächelte ihn an, trat ein paar Schritte zurück, stieg aufs Fahrrad. Fuhr langsam im Kreis um ihn herum, während er sich ebenso langsam um die eigene Achse drehte – einmal, zweimal, dreimal.
    »Du möchtest also nicht, dass ich mit dir hingehe?«
    »Nein«, antwortete ich. »Aber wir treffen uns da.«

Neunzehn
    Der Kaffee in der
Defriese -Mensa
war okay, aber nicht super. Allerdings waren die Becher riesig, außerdem kostete er mich nichts, weil er in meiner Essenspauschale enthalten war. Deshalb gewöhnte ich mich so daran, dass er mir am Ende sogar schmeckte.
    Ich verschloss meinen XX L-Becher mit einem Deckel, warf mir mit der freien Hand den Rucksack über die Schulter und trat hinaus auf die weitläufige, rechteckige Rasenfläche zwischen den Seminargebäuden. Jetzt, im Oktober, wurde es bereits merklich kühler – noch ein Grund mehr, etwas Heißes zu trinken. Ich stieg auf mein Fahrrad und fuhr, den Kaffeebecher in der einen Hand balancierend, einhändig über den leeren Campus zu meinem Wohnheim. Als ich das Fahrrad abstellte, fing es an zu nieseln und wurde rasch heftiger: in meinem Zimmer, hörte ich, wie der Regen gegen die Fensterscheiben trommelte.
    »Hi«, meinte Maggie, als ich hereinkam und meine Jacke auszog. Sie lag auf ihrem Hochbett und schaute zu mir herunter. »Ich dachte, du bist schon losgefahren.«
    »Noch nicht«, erwiderte ich. »Musste erst ein paar Sachen erledigen.«
    Gähnend ließ sie sich zurück auf die Matratze sinken. »Dein Handy hat übrigens zwischendurch geklingelt«, sagte sie. »Ein paarmal.«
    Ich setzte mich auf mein Bett, stellte den Kaffee auf die Getränkekiste, die ich als Nachttisch benutzte und auf der sich außer meinem Wecker und einem Stapel Bücher auch der Inhalt von Heidis letztem Carepaket befand: zwei gigantische Badesalzkugeln, einmal Lipgloss sowie eine brandneue Jeans, eine
Pink Slingback
. Noch hatte ich nichts davon in Gebrauch genommen, freute mich aber sehr über die Geste.
    Auf meinem improvisierten Nachttisch stand außerdem der SUPERZEI T-Rahmen , den Hollis mir geschenkt hatte. Ich hatte ihn bis zu dem Tag, als ich für die Uni packte, im Prinzip vergessen; und erinnerte mich auch erst wieder richtig an ihn, als mir klar wurde, dass ich tatsächlich endlich etwas zum Hineintun hatte. Wobei mir die Wahl schwerfiel: Ein Foto vom Strand-Abschlussball? Oder eins von denen, die während der letzten gemeinsamen Tage mit Maggie, Esther und Leah in Colby entstanden waren? Oder vielleicht auch das von Hollis, Laura und mir auf ihrer offiziellen Verlobungsfeier? Am Ende hatte ich plötzlich so eine große Auswahl, dass ich beschloss, den Rahmen erst einmal leer zu lassen. Denn vielleicht stand mir die eigentliche SUPERZEIT ja noch bevor. Wer wusste das schon?
    Ein Bild gab es – nicht von mir   –, das ich immer gern in meiner Nähe hatte: Am liebsten sah ich morgens beimAufwachen Isbys Gesichtchen. Es hatte mich selbst überrascht, wie schwer es mir am Ende des Sommers fiel, sie zu verlassen. An meinem letzten Tag saßen wir fast eine Stunde zusammen im Schaukelstuhl und schaukelten sanft vor und zurück, während sie friedlich an meiner Schulter
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